Ging man am Samstagnachmittag in den Schlossgarten, hatte man das Gefühl, einen edlen Juwelierladen zu betreten. Die automobilen Preziosen, die bei Concours d’Elegance präsentiert wurden, wirkten wie Schmuckstücke, die mit der Sonne um die Wette strahlten. Am Rande der Veranstaltung mit mehr als 180 Raritäten der Welt vom Baujahr 1890 bis 1990 fand sich aber auch ein exklusives Programm wieder.
Einen besonderen Reiz entfaltete dabei die Mode der vergangenen Jahrzehnte. Viele Besucher und Autobesitzer kamen in Retro-Kleidung mit Rüschen, Hüten, Sonnenschirmen, Frack und Zylinder, deren Formen, Farben und Muster im Einklang mit den Fahrzeugen war und das bunte Bild der Oldtimer-Welt ergänzte. Solche handgemachte „Lieblingsstücke“ nach Maß, stilecht für Oldtimer-Ausfahrten, fertigt die Koblenzer Kürschnerin Martina Stertz an. Ihre Ausstellung im Südflügel des Barockschlosses hat sie genau nach der Werkstatt am Friedrich-Ebert-Ring 50 in Koblenz gestaltet. Ein großes Anliegen sei ihr, auf das Beziehen von Fell und Häuten zu achten, zweifelhafte Quellen meidet sie aus moralischen und gesundheitlichen Gründen, wie sie im Gespräch mit unserer Zeitung verriet.
Für ihr „achtsames Pelzdesign“ wurde sie 2016 mit dem Staatspreis des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet. „Anlässlich der Messe hier in Schwetzingen habe ich zwei spezielle Teile gemacht“, sagte sie und zeigte auf ein Bar-Kostüm der „Dior New Look“ von 1948, das sie ein bisschen auf die heutige Mode übersetzt hat, und auf ein Kleid mit Hut und Jacke im Outfit der 20er Jahre, „das passt sehr gut zu den wunderschönen Autos, die hier gezeigt werden“.
Mehr als Fortbewegungsmittel
Ebenfalls im Südzirkel begrüßte Projektleiter Wolfgang Gauf viele Besucher zur Vernissage einer Ausstellung, die Kunst und Automobile verband. Dass Autos mehr sind, als bloße Fortbewegungsmittel, machte der Künstler und Kurator Curd Achim Reich, bekannt unter dem Kürzel C.A.R., in seiner Einführung deutlich. Das Besondere an seinen Arbeiten, auf denen Details von Automobilen in Übergröße zu sehen sind oder Chromspeichenräder von Edelmarken wie Jaguar, Ferrari oder Porsche, ist, dass er der einzige Künstler auf der ganzen Welt sei, der seinen Fokus nicht darauf legt, Autos zu malen, sondern die Historie, die Geschichte dahinter zu erfassen und diese in verschiedensten Symbolen darzustellen versucht, wie er sagte. „Ganz wichtig ist mir die Beziehung zum Besitzer. Was ich darstelle, sind seine Emotionen, seine Liebe für dieses eine Auto.“
C.A.R. stellte auch die anderen an der Ausstellung beteiligten Künstler vor: Das Duo Jutta und Bernd Michalak, das Fotografien von Rennwagen und automobile Ikonen präsentiert, Norbert Schweigert, der wunderschöne Porträts und Oldtimer detailreich auf die Leinwand beziehungsweise auf das Papier zaubert, Uli Bennert, dem es gelingt, einzigartige Momentaufnahmen von Classic-Galas einzufangen, Jürgen Schmidt Lohmann, der sich mit viel Leidenschaft der Gratofafie, ein Kunstwort, das die Wörter Fotografie und Grafik treffend verbindet, widmet, und schließlich Fred Jahns, der in den 60er und 70er Jahren unglaublich stimmungsvolle Fotos von Renngrößen wie Jackie Stewart, Jack Brabham oder Rallyelegende Walter Röhrl machte. So passte die traumhafte Kulisse des Schlosses mit dem eleganten Auftritt in passender Kleidung der Besucher und Autobesitzer, den Fahrzeugen und der ausgestellten Kunstwerke eindrucksvoll zusammen.
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