Natur

Hitze setzt Wildtieren in Rhein-Neckar-Region und Pfalz zu

Vögel, Igel und Eichhörnchen dehydrieren, Störche finden kein Fressen. Die Wild-, Nutz- und Zootiere der Rhein-Neckar-Region und Pfalz leiden unter der Hitze. Wie man helfen kann.

Von 
Alena Kuhn
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Eichhörnchen der Rhein-Neckar-Region und der Pfalz können es durch die Hitze schwer haben, Wasser und Futter zu finden. © Silas Stein/dpa

Rhein-Neckar. Hitze kann anstrengend sein – und manchmal sogar gesundheitsgefährdend. Doch um sich davor zu schützen, kann man die Mittagssonne vermeiden und genug trinken.

Bei anderen Lebewesen ist das jedoch nicht so einfach: Wildtiere leiden unter den hohen Temperaturen, wie der Naturschutzbund Deutschland (NABU) von Baden-Württemberg (BW) und Rheinland-Pfalz (RLP) berichtet. Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) der beiden Bundesländer bestätigt das. Lange Hitzeperioden können bei Wildtieren zu Erschöpfung, Stress, Krankheiten und auch zum Tod führen.

Besonders in stark versiegelten Städten, wie Ludwigshafen, geht der NABU RLP davon aus, dass Wildtiere vermehrt an den Folgen der Hitze sterben. Konkrete Zahlen gibt es allerdings nicht. Gründe für den Tod sind Überhitzung und Wassermangel. Insekten finden weniger Nahrung, wenn Wiesen austrocknen und keine Blüten wachsen. Sobald es weniger Insekten und viele verdorrte Pflanzen gibt, finden auch größere Tiere weniger Futter.

Wenn die Pfützen und Teiche der Rhein-Neckar-Region und der Pfalz austrocknen, bekommen das die Frösche und Kröten zu spüren. © Jens Büttner/dpa

Das erklärt auch, wieso der NABU RLP zurzeit vermehrt Meldungen von dehydrierten und geschwächten Vögeln, Igeln und Eichhörnchen erhält. In Baden-Württemberg hatten vor allem die Weißstörche dieses Jahr Probleme, wie NABU mitteilt. Für sie sei es durch die Trockenheit schwierig, genügend Nahrung für ihre Jungen zu finden.

Vögel in Rheinland-Pfalz verlassen verfrüht ihr Nest, um dem Hitzetod zu entkommen

Außerdem trocknen Tümpel und Pfützen aus. Amphibien, wie Frösche, sind jedoch auf Wasser angewiesen. Der BUND BW hat in Baden-Württemberg einen starken Rückgang von Amphibien beobachtet. Denn auch Kaulquappen vertrocknen bei Hitze. Zudem leiden Fische unter zu wenig und zu warmem Wasser – genauso wie der Laich. Mit der Trockenheit geht auch ein weiteres Problem einher, das auch den Menschen betrifft: Parasiten, beispielsweise Zecken, sind länger aktiv.

Vogelarten, die an Gebäuden brüten, sind besonders von der Hitze betroffen. Laut dem NABU RLP haben in diesem Jahr zahlreiche junge Mauersegler ihre Nester verfrüht verlassen, obwohl sie noch nicht fliegen konnten. So hofften sie dem Hitzetod zu entkommen, der dann aber auf dem Boden eintrat, weil sie dort nicht von älteren Vögeln versorgt wurden. Zudem fallen zurzeit mehrere Mehlschwalbennester durch die Hitze ab.

Die Mauersegler in Rheinland-Pfalz springen zu früh aus dem Nest, um dem Tod durch Hitze zu entkommen. © ukrin/dpa

Um den Wildtieren zu helfen, können vor allem die Städte und Kreise handeln und Flüsse renaturieren. Aber auch alle anderen können ihren Beitrag leisten. Man kann den Wildtieren Wasser bereitstellen, zum Beispiel in Schalen oder kleinen Teichen. Wichtig ist es hierbei, das Wasser regelmäßig auszutauschen oder zu filtern. Damit Insekten nicht ertrinken, können Steine als Kletterhilfe hineingelegt werden. Der NABU RLP schlägt außerdem vor, Regenwasser zu sammeln. Damit können auch Bäume großzügig gegossen werden. Fallobst auf dem Boden dient darüber hinaus als feuchte Nahrung, schreibt der BUND RLP.

Laub-, Ast- oder Komposthaufen bieten einen guten Sonnenschutz und speichern die Feuchtigkeit – genauso wie Bäume, Büsche und hohes Gras. Auch Balkone mit vielen Pflanzen können laut dem NABU RLP schon einen Unterschied machen. Eine weitere Möglichkeit, um sich für die Tiere einzusetzen, ist das Unterstützen von lokalen Hitzeschutz-Projekten. Allgemein gilt: Die Wildtiere nicht unnötig in Stress versetzen, in dem man sie aufscheucht oder den Waldweg verlässt.

„Auch Nutztiere leiden deutlich unter dem Hitzestress“, schreibt Miriam Plappert vom BUND BW. Im Gegensatz zu Wildtieren können sie sich in der Regel aber nicht frei zum nächsten kühlen Ort bewegen. Deswegen sollten für alle Nutztiere ausreichend Schattenplätze, frisches Wasser und eine gute Belüftung zur Verfügung stehen, betont Plappert.

Hitze im Rhein-Neckar-Kreis und der Pfalz: Auch die Nutztiere und Zootiere sind von den hohen Temperaturen betroffen

Vor allem Kühe reagieren sehr sensibel auf Hitze. Sie können nicht schwitzen. So empfinden sie manchmal – je nach Wetter – bereits bei unter 20 Grad Hitzestress und essen dadurch weniger. Aber auch Schweine, Schafe und Hühner können die Wärme laut dem BUND RLP nicht schnell abgeben.

Bei den Tieren im Zoo und Wildpark wirkt sich die Hitze ebenfalls auf das Verhalten aus. Die Affen im Zoo Landau sitzen an einem heißen Sommertag beispielsweise im Schatten, statt zu turnen, berichtet Zooverwalterin Christina Schubert. Auch im Wildpark Rheingönheim in Ludwigshafen suchen die Tiere Schatten und Wasser. Im Gegensatz zu freien Wildtieren helfen die Tierpflegerinnen und -pfleger bei der Abkühlung.

Kühe und andere Nutztiere sind besonders hitzeempfindlich. © Sebastian Kahnert/dpa

In Ludwigshafen spannen sie bei den empfindlichen Tieren, wie den Minischweinen, Sonnensegel und stellen in anderen Gehegen Wassersprenger auf. Auch der Zoo Landau sorgt nach eigenen Angaben für genug Schatten und kaltes Wasser. Schon bei der Gehegeplanung werde das berücksichtigt.

Durch den Klimawandel haben die Probleme für die Wildtiere tendenziell zugenommen, berichtet der NABU RLP. Es gibt aber auch wärmeliebende Arten, die von der Hitze profitieren und sich vermehrt ausbreiten. Kälteliebende Arten geraten jedoch zunehmend unter Druck. „Wir gehen davon aus, dass es in Summe zu mehr Klimaverlierern kommen wird als zu Klimagewinnern“, resümiert Alexandra Ickes vom NABU BW.

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