München. Eine Wutrede von TSG-Star Andrej Kramaric, der wohl bevorstehende Abgang von Toptalent Tom Bischof zum FC Bayern und vor allem die desaströse sportliche Situation: Bei der TSG 1899 Hoffenheim bricht derzeit vieles auseinander. «Ich fühle eine große Scheiße im Club», sagte Kramaric dem US-amerikanischen Sender ESPN nach dem 0:5 seiner Mannschaft beim Spitzenreiter in München. Wenn den Kraichgauern am Samstag bei Aufsteiger Holstein Kiel kein Sieg gelingt, dürfte es für Trainer Christian Ilzer nach nur zwei Monaten Amtszeit ganz eng werden.
«Wenn niemand das ändern wird, werde ich versuchen, es zu ändern», sagte Kramaric zur prekären Lage. Was er genau ändern würde, ließ er offen. «Wenn ich die Wahrheit sagen würde und einige Dinge, die mir über den Verein und die momentane Situation durch den Kopf gehen, werde ich wahrscheinlich die größte Strafe in der Geschichte der Bundesliga bekommen», erklärte der 33 Jahre alte Kroate.
Nur drei Tore in neun Pflichtspielen
Hoffenheim ist nun seit neun Pflichtspielen sieglos, erzielte in diesem Zeitraum nur drei Tore und rutschte auf den Relegationsplatz ab. «Das ist eine große Scheißsaison», legte Kramaric nach. Der seit 2016 der TSG angehörende Angreifer fühle diese Emotionen zum ersten Mal in seiner Fußballkarriere.
Kramaric spielte wohl vor allem auf die langanhaltenden Querelen im Club an. Die Kraichgauer hatten im Sommer erst nach der von vielen Fans kritisierten Trennung des langjährigen Managers Alexander Rosen neue Spieler verpflichtet, die aber bislang keine große Hilfe waren. «Wir haben so viel Geld für nichts investiert», schimpfte Kramaric. Momentan bestehe jedenfalls die Gefahr, dass sein Club absteige.
«Werden uns nicht gegenseitig zerstören»
«Man kann hier 0:5 verlieren, über die Art und Weise müssen wir uns intensiv unterhalten. Bayern ist in unserer Verfassung mit Sicherheit nicht unser Maßstab, dennoch müssen wir anders auftreten», räumte der hilflose Ilzer ein. «Wir haben in drei Tagen ein wichtiges Spiel in Kiel. Wir werden uns nicht gegenseitig zerstören, sondern wollen gemeinsam aus dieser Situation herauskommen», ergänzte der 47-jährige Österreicher.
Der neue Sport-Geschäftsführer Andreas Schicker war vor Ilzer ebenfalls von Sturm Graz gekommen. Er steht nun vor der Situation, dass die Hoffenheimer erstmals seit dem Bundesliga-Aufstieg des Dorfvereins 2008 absteigen könnten. Zweimal hatte sich der derzeitige Europa-League-Teilnehmer in einer ähnlichen Situation gerettet. Selten aber wirkte die Mannschaft so verunsichert und limitiert. «Es fehlt uns im Moment einfach individuell überall», sagte Dennis Geiger.
Vielsagende Aussagen vom FC Bayern zu Bischof
Nächstes Jahr erstklassig bleiben wird in jedem Fall Bischof. Die Zukunft des 19-Jährigen, dessen Vertrag in Hoffenheim im Sommer ausläuft und der dann ablösefrei ist, liegt offenbar in München. Nach Sky-Informationen wird der Mittelfeldspieler zum FC Bayern wechseln. Bereits in der kommenden Woche soll er demnach einen Medizincheck beim deutschen Fußball-Rekordmeister absolvieren.
«Solange bei uns nichts unterschrieben ist, kann ich nichts bestätigen», sagte Bayern-Sportvorstand Max Eberl vielsagend. Als Interessenten waren zuletzt auch RB Leipzig und Eintracht Frankfurt gehandelt worden. «Tom Bischof ist ein junger deutscher Spieler, der sich sehr gut entwickelt, sehr gut die letzten Monate gespielt hat», hatte Bayern-Sportdirektor Christoph Freund vor der Partie in München gesagt.
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