Reportage - Wir haben in Schwetzingen, Oftersheim und Brühl vor Ort nachgeschaut, wie alles funktioniert / Viel Lob für die Vorbereitung durch die Verwaltungen / Erstmals Sicherheitsdienst eingesetzt

In den Wahllokalen läuft es wie am Schnürchen

Von 
Stefan Kern
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Schwetzingen. Der Ruf Deutschlands als Organisationstalent hat in den vergangenen Jahren und Monaten, angefangen beim Hauptstadtflughafen BER bis zur Ausarbeitung von Impf- und Teststrategien, etwas gelitten. Es lief und läuft nicht alles ganz rund. Ganz anders diese Landtagswahl. Beim Besuch von sechs Wahllokalen in Schwetzingen, Brühl und Oftersheim gab es die Note eins. Wirklich alle Wähler zeigten sich von der Organisation der Abläufe überzeugt.

„Hier kann jeder ganz sicher seine Stimme abgeben“, so Andreas Vock, der in der Brühler Jahnhalle wählt. Von den Masken über Laufwege, die jederzeit genug Abstand gewährleisteten, bis zu den Desinfektionsständern sei für alles gesorgt. Eine Sicht, die von Alison Meadows-Hertig, die in der Kurpfalzhalle in Oftersheim ihre Stimme abgibt, geteilt wird – und auch Sven Ebert, der in der Schwetzinger Kolpinghalle wählt, sagt: „Für mich ist es wichtig, dass Corona eine demokratische Wahl nicht verhindert. Die Wahl ist der Impuls, der das Herz der Demokratie erst zum Schlagen bringt.“ Wegen eines Virus fern zu bleiben sei daher keine Option. Und aus Sorge auf die Briefwahl setzen, hielt er für überflüssig. Wählen gehen sei ja keine Party und somit schätzte er das Infektionsrisiko annähernd gegen Null ein. Eine Sicht, die vor den Wahllokalen einhellige Meinung war.

Zukunftsthemen im Fokus

Auffallend war, dass Corona bei der Wahlentscheidung allem Anschein nicht die allergrößte Rolle gespielt zu haben scheint. Ganz vorne standen Bildung und Umweltschutz. Marcel Jehle betonte in Brühl, dass es ihm vor allem um die Zukunft seines Sohnes gehe und hier drängten sich die beiden Themen Bildung und Umweltschutz auf. Ein Themenduo, das auch Ebert vor der Kolpinghalle nach oben hielt. Corona sei derzeit omnipräsent, doch in Zukunft würden sich wichtigere Themen stellen.

Diese Meinung teilt auch das Ehepaar Kristina und Jochen Semmler. „Als Eltern hat man vor allem die Zukunft der eigenen Kinder als Kompass.“ Zum wichtigen Thema erkoren sie neben Bildung und Umwelt auch noch Flucht und Migration. Allgemein erklärten sie, und auch viele andere, dass das Virus viele andere wichtigen Themenbereiche verdränge. Aber auch wenn gerade niemand hinsehe, würden sie nicht kleiner. Eher das Gegenteil. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass sich die Wähler, die unsere Zeitung angetroffen hat, vom Virus nicht blenden lassen. So massiv die Eingriffe zur Pandemiebekämpfung gerade sind, sie werden irgendwann beendet sein.

Ein Satz, so Sven Ebert, den man bei Bildungsfragen oder Klimaschutz nicht sagen könne. Egal ob junge Leute wie der 19-jährige Valentin Birkenmaier und der 20-jährige Luis Traschütz in Schwetzingen oder der deutlich ältere Alfred Brellochs in Brühl, alle eint das Nachdenken über Bildung und Umwelt.

Einig zeigten sich die vielen Wahlhelfer in ihrer Zufriedenheit über den Ablauf der Wahl vor Ort. Silvia Bahr , erstmals Wahlhelferin in der Brühler Jahnhalle, berichtet von einer „angenehmen und entspannten Atmos-phäre“. Auch Pascal Wasow und Selcuk Gök, beide als Ordner vor der Tür zur Jahnhalle, erzählen von „sehr disziplinierten Bürgern“, die sich fast ausnahmslos an die Regeln hielten.

Eine Einschätzung, der Wahlordner Thomas Bordne vor der Halle des SV Rohrhof zustimmt. „Leider kennen wir das Virus ja nicht erst seit gestern und wissen, was geht und was nicht.“ Ins gleiche Horn blasen die Wahlhelfer Nicole Blem und Werner Wirth in der Schwetzinger Kolpinghalle. „Ich bin seit über 20 Jahren dabei und sehe keinen Unterschied, die Leute sind entspannt“, so Blem.

Es sei nur etwas weniger los als sonst, aber das sei der Briefwahl geschuldet. Jedoch, sagt Wahlhelfer Michael Lengler in der Oftersheimer Kurpfalzhalle, es sei auch kein Einbruch. „Ist jedenfalls mehr los, als ich gedacht habe.“ In Oftersheim, so Pressesprecherin Petra Pfeiffer-Wiest, „haben sich von den 8766 Wahlberechtigten 3481 für die Briefwahl entschieden“. Das sind knapp 40 Prozent aller Wähler.

Schon am Nachmittag darf die Landtagswahl in Sachen Ablauf als Erfolg gelten. „Ist wirklich alles sehr gut organisiert“, sagt die Schwetzingerin Sandra Könn. Ein Satz, hinter den wohl alle ein Kreuz gemacht hätten.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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