Rokokotheater

Ina Müller kapert den „Talk im Schloss“ in Schwetzingen

Was für ein amüsanter und kurzweiliger "Talk im Schloss" mit Ina Müller in Schwetzingen. „Frei Schnauze“ parliert die Entertainerin mit den Moderatoren, offenbart und entlockt dabei auch viel Privates. Hier gibt's mehr Details.

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Katja Bauroth
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Talk im Schloss mit Ina Müller. Ein Prost auf eine tolle Talkrunde, Ina Müller freut sich hier zu sein. © Andreas Gieser @cheesy.photo

Schwetzingen. Willkommen bei „Inas Nacht“ - erstmals live aus dem Rokokotheater Schwetzingen! Die Gäste des Abends: Till Meßmer, Vorstandssprecher der Vereinigten VR Bank Kur- und Rheinpfalz, und Jürgen Gruler, Chefredakteur der Schwetzinger Zeitung. So hätte Martina Braun, Geschäftsführerin der Stadtwerke Schwetzingen, den „Talk im Schloss“ am Montag wenige Minuten nach dessen Beginn besser noch einmal anmoderieren sollen. Denn der eigentliche Gast - Moderatorin, Sängerin und Kabarettistin Ina Müller - kaperte die Gesprächsrunde binnen Minuten und schnell wurden die eigentlichen Gastgeber zu Befragten. Ein Brüller fürs Publikum, das im ausverkauften Rokokotheater den gesamten Abend aus dem Lachen nicht mehr rauskam.

Es war ein sehr kurzweiliger „Talk im Schloss“, der seit vielen Jahren in Kooperation mit der VVR Bank Kur- und Rheinpfalz, den Stadtwerken Schwetzingen und dieser Zeitung initiiert wird. Ina Müller ist dabei erst die zweite Frau als Bühnenstar nach Schauspielerin Iris Berben vor zehn Jahren. Und für die quirlige Lady aus dem Norden Deutschlands hatten sich die Gastgeber und ihre Organisatorencrew von der Agentur Nassner & Geiß etwas einfallen lassen, das auch dem Publikum richtig gut gefiel: Als sich der Vorhang im Theater hob, stimmte der Shantychor Rheinauer Seebären Seemannslieder an, so, wie man es aus der Fernsehsendung „Inas Nacht“ kennt. Hinter der Bühne sang Ina Müller übrigens begeistert mit - beste Stimmung also von der ersten Minute an.

Ina Müller mit den Rheinauer Seebären: Der Shantychor umrahmt den „Talk im Schloss“ vorzüglich. © Andreas Gieser @cheesy.photo

Die hob sich einmal mehr, als Armanda Hajdaraj, Restaurantleiterin von der Schlossgastronomie „Theodors“, drei kühle Pils auf der Bühne servierte - ein Wunsch von Ina Müller, die zudem von der Flasche des „Welde Nr. 1“ ganz angetan war.

Gleich auf Du und Du bei einem kühlen Pils

„Wir sagen ja Till und Jürgen - Prost!“, legt der blonde Wirbelwind in Richtung der Moderatoren gleich unterhaltsam auf Du und Du los. Die ersten Fragen stellen noch die eigentlichen Gastgeber, die dann allerdings ihre Moderationskarten hätten wegwerfen können. Als Ina Müller ins Plaudern kommt, es um Männer im besten Alter geht (die bedingt durch den Shantychor zuhauf auf der Bühne vertreten waren), kippt die Runde. Denn das Thema ist aktuell ihr Ding, hat sie doch gerade ein Lied geschrieben mit dem Titel „Wenn ich ein älterer Kerl wär“. Darin geht’s just um „Best Ager“, die jungen Frauen nachschauen, ein Cabrio kaufen - halt die Midlife-Crises durchleben.

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Schwetzingen: "Talk im Schloss" mit Ina Müller

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Wie das so bei Till und Jürgen sei, will Ina wissen. Gruler erzählt, dass er frisch verheiratet sei - als Endfünfziger habe er seiner langjährigen Liebe den Antrag gemacht. Ina will mehr wissen und schon sitzt da der Chefredakteur und erzählt ganz Privates. Ina Müller plaudert von der Hochzeit einer ihrer vier Schwestern, die mit 60 geheiratet habe. Da hätten sie viele Witze gerissen, zu viele, meint sie. Statt roter Rosen, die Gruler seiner Liebsten beim Antrag schenkte (Müller: „Mag sie überhaupt Rosen?“), werden Späßchen über andere Rosen bei der Hochzeit der Schwester gemacht - Gürtelrosen zum Beispiel, die ja mit dem Alter von allein kommen können.

Im Herbst 2026 geht Ina Müller auf Tournee - kommt auch in die Region

60 - ein gutes Thema, denn im nächsten Jahr feiert Ina Müller diesen runden Geburtstag. Eigentlich nicht zu glauben. Sie arbeitet gerade an einem neuen Album, das im Herbst 2025 erscheinen soll. Da ihre Platten nach ihrem Alter benannt werden, hat sie sich überlegt, das Album „6.0“ zu nennen, „60 klingt irgendwie nicht so sexy“. Auf Arenatour geht’s damit auch, aber erst im Spätjahr 2026. Mannheim und die SAP Arena sind im Kalender - „darauf freue ich mich“, gesteht sie, dass sie Hallen mehr mag als Open Airs.

Ina Müller und die Herausforderungen des Talkshow-Formats

„Till, stehst du eigentlich noch am Schalter?“, muss Meßmer jetzt herhalten. Er wird über seinen Job ausgequetscht. Ob er überhaupt noch zur Arbeit ginge in Homeoffice-Zeiten („Ja“) und: „Könntest du auch rausfinden, was Udo Lindenberg auf dem Konto hat?“, ist Ina Müller neugierig. Das ginge nicht, so Meßmer. „Jürgen, dein Mikro, das geht so nicht“, weist die erfahrene Fernsehfrau den Chefredakteur auf Kratzgeräusche hin, die der Hemdkragen am Headset verursacht.

Binnen 30 Minuten war die Veranstaltung ausverkauft – das Rokokotheater ist bestens gefüllt. © Andreas Gieser @cheesy.photo

Ein Running Gag, der sich den Abend über fortsetzt, auch wenn der Chefredakteur zeitweise wie eingefroren dasitzt, um keine Kratzgeräusche zu verursachen. Taschentücher werden im Publikum gezückt, um Lachtränen wegzuwischen.

Ina Müller selbst wollte übrigens ein Handmikrofon nutzen, das sie hervorragend einsetzt - zu den besten Waffen dieser zierlichen, gut aussehenden und schlagfertigen Frau zählen eben Worte. Daher freute sie sich sichtlich, in den Begrüßungsworten von Martina Braun am Anfang zu den Top zehn der besten Moderatorinnen in Deutschland gezählt zu werden. Und dass sie richtig spitze ist, sollten Gäste und Gastgeber weiter erleben.

„Wenn du jetzt nicht schnell eine Frage stellst, frage ich weiter“, richtet sie sich an Meßmer. Der wagt einen Versuch. Es geht um Bücher. Ina Müller hat etliche im norddeutschen Dialekt publiziert, wann denn mal was auf Hochdeutsch veröffentlicht werde, will Meßmer wissen. Anfragen hierfür gebe es, bestätigt Müller Bemühungen hartnäckiger Verlage. Doch so ein Buch zu schreiben, mache einsam. Sie sei doch so gern in Gesellschaft. Wenn die nächste Pandemie komme, „fange ich gleich an und schreibe ein Buch“, verspricht die Schnattertasche, dann sei sie halt „alt und einsam“.

Regenerieren in der Sauna, die in der Speisekammer eingebaut ist

Ein Streifzug zu ihrer beliebten NDR-Fernsehshow „Inas Nacht“: Die 20. Staffel lief gerade im Fernsehen, zwölf Folgen sind es stets. Die werden immer im Sommer aufgezeichnet. „Das können wir nicht im Winter machen, da frieren mir die Shantys ein“, meint sie in Bezug auf den Chor, der vor der kleinen Kneipe „Zum Schellfischposten“ im Hamburg steht und durch die offenen Fenster singt. Drei Shows pro Woche werden dann gedreht - „früher gingen noch drei in Folge. Heute brauche ich immer einen Regenerations- und Entgiftungstag dazwischen“. Da setze sie sich in die heimische Sauna, die sich in der Altbauwohnung in der ehemaligen Speisekammer befände, und erhole sich. Dabei höre sie sich gleich die Infos zu den nächsten Talkgästen an.

Ein Fan von Ina Müller (l.) überreicht ihr ein selbst gestaltetes Buch. © Andreas Gieser @cheesy.photo

Jetzt kommen die Fragen der Moderatoren zum Zug. Etwa die von Till Meßmer zum Besuch des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder. Dass der CSU-Politiker einmal kommen würde, hätten sie und ihr Team nicht gedacht - und der Bajuware überraschte sie positiv. Politiker als Gesprächspartner seien übrigens im öffentlich-rechtlichen Fernsehen in regelmäßigen Abständen gewollt. Aber immer im parteilichen Wechselspiel: „Nur die AfD würde ich nicht einladen“, sagt Müller. Dann lässt Ina Müller in Schwetzingen gleich mal abstimmen: „Soll ich Friedrich Merz einladen?“ Sie erntet recht breite Zustimmung, erklärt aber noch, dass der CDU-Kanzlerkandidat wahrscheinlich kein Fan von ihr sei.

Ina Müller und die Werbewelt: Zwischen Kritik und Angeboten

Gruler bringt dann Hape Kerkeling ins Spiel: Mit ihm hat Ina Müller schon tolle Gespräche geführt: „Er hat sich in seinem neuesten Buch ausführlich mit seinem Stammbaum beschäftigt und herausgefunden, dass er in der englischen Thronfolge an 111. Stelle steht - theoretisch." Sie habe festgestellt, dass sich Männer ab 65 („mit Ablaufdatum“) verstärkt mit ihren Ahnen beschäftigen, frei nach dem Motto: So toll wie ich bin, muss da doch blaues Blut in mir sein. Und: „King George hat halt viel rumgebumst“, so Ina Müller zu der Abstammungsmöglichkeit von Hape Kerkeling. In Schwetzingen kenne man das ja durch Kurfürst Carl Theodor: „Sie sind doch auch alle miteinander verwandt“, richtet sie sich ans Publikum. Der Lacher ist ihr sicher.

Während des Talks wird viel gelacht – von links: Till Meßmer, Ina Müller und Jürgen Gruler. © Cheesy

Ina Müller macht aus der Bühne im Rokokotheater ihren freitäglichen Kneipenabend, plaudert aus, dass sie gern mal „Kloppo“ zu Gast hätte. Der halte ja für so ziemlich alles sein Gesicht hin, kritisierte sie dann aber gleich auch die vielen Werbespots mit ihm („Überall sind seine Zähne zu sehen“). Und dass er jetzt zu Red Bull gegangen ist, findet sie ebenfalls nicht gut. Sie selbst habe auch schon Anfragen für Werbung gehabt, etwa Bier und Stützstrumpfhosen („aber die Guten!“). Daher würde das mit Klopp wohl eher nichts mehr.

Als Jan Delay nicht mit Ina Müller singen will

Wollte eigentlich mal ein Gast, dass sie nicht mit ihm singt, wagt Jürgen Gruler einen neuen Frageversuch. Tatsächlich: Sänger Jan Delay wollte Ina Müllers Stimme nicht beim Lied „Oh Jonny“ dabeihaben. Als sie sich daraufhin bei den Musikern von „Kraftklub“ in Zurückhaltung üben wollte, waren die wiederum irritiert. Allen kann man’s eben nicht recht machen, muss auch sie immer wieder feststellen.

Ein Hamburger Bild mit der Elbphilharmonie schmückt die Leinwand auf der Bühne. © Andreas Gieser @cheesy.photo

Gerade wenn sie am Silvestertag mittags in einer Hamburger Kneipe in bewährter Tradition einen heißen Cider trinkt („Ich will ja nicht gleich schon am Nachmittag dudeldick sein“) und das Jahr Revue passieren lässt, stelle sie fest, dass die zurückliegenden Monate für den Wein, den sie später trinke, wesentlich besser waren.

Ina Müller reflektiert über Karriere und persönliche Freiheit

Freilich habe sie schon viele Erfolgsprojekte gehabt und erinnert an ihr Kabarett- und Musikduo „Queen Bee“ (1994 - 2005) mit Edda Schnittgard. „Damit hätte ich gut weiterleben und eine Karriere als Heidi Kabel 2.0 machen können“, gesteht sie Bezug nehmend auf die bekannte Hamburger Volksschauspielerin (1914 - 2010). Doch sie hatte darauf „einfach keinen Bock mehr“. Alles, was Spaß mache, gehe leicht von der Hand. Doch wenn das nicht mehr so ist, „macht dich das krank“. Eine Erfahrung, die auch sie kennt. Ihr ist es dabei wichtig, ihre Freiheit zu bewahren - ob im kreativen Sinne oder bei ihren Hobbys wie das Reisen, entgegnet sie auf eine entsprechende Frage Meßmers. Ina Müller verkörpert geradezu diese energiegeladene Unabhängigkeit, die sie ihrer Generation zuschreibt: Viele ihrer Freundinnen seien entweder wieder geschieden oder hätten, wie sie, gar nicht erst geheiratet: „Ich war nie der Typ für Mann und Kinder.“

Armanda Hajdaraj, Restaurantleiterin von der Schlossgastronomie „Theodors“, serviert drei kühle Pils zum Auftakt des Talks. © Andreas Gieser @cheesy.photo

Apropos Kinder: „Ich mag Kinder“, betont sie, „aber ich habe auch keine Probleme damit, sie zu versägen“, spielt sie auf Auftritte in der Fernsehshow „Klein gegen Groß“ mit Kai Pflaume an, bei der sie Duelle gegen Kinder gewann. „Wir müssen Kinder in den Wettkampf schicken, wo sie auch mal eins auf die Fresse kriegen“, sagt sie. Sie hält es für fahrlässig, die lieben Kleinen immer nur in Watte zu packen. Tosender Applaus aus dem Theater.

Ina Müller denkt über Livetalk-Format nach

Ina Müller gefällt dieser Livetalk sichtlich und sie überlegt laut, ob das nicht vielleicht auch was für die Zukunft für sie wäre, wenn es ihre Sendung nicht mehr gibt. Raunen. Die Kassen der öffentlich-rechtlichen Sender sind knapp, „es wird noch viel passieren. Das Leben ist ein Fluss“, blickt sie jedoch optimistisch in die Zukunft. „Inas Nacht live“ wie im Rokokotheater wäre durchaus ein Format, das sie sich vorstellen könnte. Und die Schwetzinger wären mit dem Rokokotheater gerne dabei, das ist nach diesem herrlichen Abend sicher.

Der Shantychor Rheinauer Seebären würde bestimmt auch mitmachen, denn der wollte gar nicht mehr von der kurfürstlichen Bühne und sang noch munter einige Titel, als die Bühnencrew mit Ina Müller, Till Meßmer und Jürgen Gruler schon in Richtung Bierchen ins „Theodors“ unterwegs war.

Autor Katja Bauroth liebt Begegnungen und Storys - im Lokalen und auf Reisen.

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