Evangelische Kirchengemeinde

Jesus inmitten der Schwetzinger Spargelfelder

Die evangelische Kirchengemeinde von Schwetzingen hat sich etwas Besonderes einfallen lassen: Mit einem Spaziergehgottesdienst wird die biblische Geschichte am Palmsonntag erlebbar gemacht.

Von 
Volker Widdrat
Lesedauer: 
Jesus ist ganz anders, erfahren die Kinder von Pfarrerin Beetschen (l.) und Gemeindediakonin Rothe, die in die Figur von Esel „Noah“ geschlüpft ist. © Widdrat

Am Palmsonntag, dem Sonntag vor Ostern, gedenken die Christen dem Einzug Jesu in Jerusalem, mit dem sein Leidensweg begann. Jesus ritt auf einem Esel in die Stadt hinein und wurde vom Volk jubelnd empfangen. Die evangelische Kirchengemeinde in Schwetzingen hatte sich für den diesjährigen Palmsonntag etwas Besonderes einfallen lassen: Rund 250 große und kleine Menschen folgten dem Weg von Jesus Christus bei einem Gottesdienst im Freien entlang der Spargeläcker im Allmendsand.

Schwetzingen

Schwetzingen: Spaziergehgottesdienst zum Palmsonntag mit echten Eseln

Veröffentlicht
Bilder in Galerie
20
Mehr erfahren

Pfarrerin Dr. Franziska Beetschen und Gemeindediakonin Margit Rothe sowie die Kinder der Melanchthon-Kindertagesstätte und der Arche Noah erzählten dort von einem ganz besonderen König. In der Stadt Jerusalem haben die Menschen zur Zeit von Jesus nämlich sehr auf einen König gewartet. Margit Rothe hatte sich als Esel „Noah“ verkleidet. Der berichtete, wie Jesus auf ihm geritten ist. Ein paar Männer hätten ihn bei seinem Besitzer abgeholt, um ihn einem „neuen König“ zu geben. Ein König reite eigentlich immer auf einem prächtigen Pferd, erfuhren die Kinder und machten Lena (11) mit Krone, Umhang, Siegelring, Schwert und Truhe zu einer Königin.

Gemeinsam auf den Weg

Bevor die Reise auf dem Hof der Familie Kiefer begann, sang die Gemeinde das Lied „Du hast uns, Herr, gerufen und darum sind wir hier“. Weil es am Anfang einer Reise immer gut ist, Gott um seine Begleitung zu bitten, lautete das Eingangsgebet von Julia (16): „Gott du bist innen und außen“.

Esel „Johanna“ freut sich über Streichel-einheiten. © Volker Widdrat

„Gemeinsam auf dem Weg, Gott ist dabei. Hoffnung, die uns trägt: Er bleibt treu“, erklang es beim Spaziergang zum Spargelhof Renkert. Der Nieselregen hörte allmählich auf, nur die Temperaturen blieben noch kühl. Das Lied „Wir feiern heut ein Fest und kommen hier zusammen“ erwärmte aber die Herzen: „Herein, herein, wir laden alle ein.“ Damals in Jerusalem brachten die Menschen neben Gesang und guter Laune auch viele Hoffnungen und Wünsche für die Zukunft mit. Sie hatten große Erwartungen an den neuen König. Sie wünschten sich eine bessere Zeit. Wünsche für eine bessere Zeit haben die Menschen auch heute noch. Carla, Hanni und Julia verteilten kostbare Gedankensteine an die Kinder. Die Kleinen spürten, wie Hoffnungen und Wünsche in den Stein flossen. Pfarrerin Beetschen bat dann die Kinder, die Steine in die Schatztruhe von Königin Lena zu legen, ihr so Hoffnungen, Sorgen und Wünsche anzuvertrauen. „Das wünsch ich sehr, dass immer einer bei mir wär“, hieß der Kanon von einem großen Wunsch, den wir alle immer wieder haben.

Schönes Singspiel der Kinder

Die Gemeinde machte sich singend auf den Weg zur nächsten Station auf dem Spargelhof der Familie Spilger. Fast genau so muss es damals in Jerusalem geklungen haben. Alle konnten sehen, dass Jesus anders ist. Carla (10) stellte den Jesus dar, als er plötzlich vor Esel „Noah“ steht. Der Friedenskönig hat keine Krone, keinen Umhang und erst recht kein Schwert. Der Esel fühlt sich bei Jesus sicher, kann ihm alles erzählen. Was liegt da näher, Jesus auch alle unsere Hoffnungen und Wünsche anzuvertrauen. Die Kinder überreichten an ihn die Truhe mit ihren Gedankensteinen. Die Gemeinde sprach das Vaterunser, das Gebet, das Jesus uns geschenkt hat. Julia zeigte, wie die Bewegungen dazu gehen.

Voilà! Lena als Königin mit Krone, Umhang und Truhe. © Volker Widdrat

Die Kinder boten ein großartiges Singspiel. Sie standen Spalier für den Friedenskönig auf seinem Esel. Sie winkten mit Palmwedeln und bereiteten Jesus mit den bunten Stecken einen schönen Königsteppich. „Jesus zieht in Jerusalem ein, Hosianna“, lautete der vielfache Willkommensgruß. Die Regenwolken hatten sich allmählich verzogen, sogar die Sonne blinzelte ein wenig vom Himmel hervor. Der Dank galt den Kindern. So schön muss es damals in Jerusalem gewesen sein.

Pfarrerin Beetschen hatte einen tollen Segen mit dabei, bei dem alle mit geöffneten Händen und den Armen nach oben mitmachen durften. Im Kreis fassten sich alle an den Händen, niemand war an diesem Palmsonntag allein. „Vom Anfang bis zum Ende“, verhieß das Schlusslied.

Die Königin sammelt von den Kindern die Gedankensteine ein. Die Truhe bekommt Jesus. © Volker Widdrat

Auf der Wiese warteten noch zwei Freunde auf diejenigen, die nach dem Gottesdienst noch bleiben wollten. Die Esel „Johanna“ und „Theo“ hatten schon vorher immer zu den Gottesdienstbesuchern herübergeschaut. Jetzt durften sich die beiden Grautiere von Torsten Braun und Michael Hagen aus Hockenheim von den Kindern noch ihre Streicheleinheiten abholen.

Pfarrerin Dr. Franziska Beetschen spricht den Segen. © Volker Widdrat

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung