Palais Hirsch

Junge Künstler im Schwetzinger Klavierstudio Worm-Sawosskaja

Das Klavierstudio Worm-Sawosskaja präsentiert herausragende Ergebnisse der Begabtenförderung und ein Erfolgskonzept.

Von 
Maria Herlo
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Arjun Mukhopadhyay (12) ist schon mehrfacher Preisträger. Seine Lehrerinnen: Professor Sontraud Speidel, Hochschule für Musik Karlsruhe, und Viktoria Linzer. © Cheesy

Schwetzingen. Begabte Kinder und Jugendliche bekommen in Schwetzingen eine besondere Förderung in einem privaten Klavierstudio, das die Konzertpianistin und Diplom-Klavierpädagogin Tatjana Worm-Sawosskaja gegründet hat. In regelmäßigen Abständen gibt sie ihnen zudem die Möglichkeit, solo aufzutreten und sich schon im frühesten Kindesalter vor Publikum zu präsentieren. Die Leistungen der acht Nachwuchsmusiker im Alter von fünf bis 13 Jahren, die sie im Palais Hirsch zeigten, waren mehr als bemerkenswert. Dem Beifall des Publikums war die Bewunderung für die souveräne Darbietung am Klavier anzuhören.

Zur Eröffnung spielte der fünfjährige Johannes Anselm Inselmann mit viel rhythmischem Gespür gemeinsam mit seiner Lehrerin Tatjana Worm-Sawosskaja „Am Sonntagmorgen“, eine Komposition zu vier Händen von Antonio Sartorio. Plastisch war das Spiel der siebenjährigen Emilia Bauer, die kurze Stücke von L. Lukomskij, A. Tichonowitsch Gretschaninow, Samuel Majkapar und Alexander Goedicke zu Gehör brachte.

Johannes Anselm Inselmann (5) mit seiner Lehrerin Tajana Worm-Sawosskaja. © Andreas Gieser

Auf dem Programmzettel des neun Jahre alten Leon Birkle standen Bach und Beethoven, eine Kombination, die sowohl Virtuosität als auch musikalische Intelligenz erforderte. Neun Jahre alt sind auch Alexandra Tells, die mit Mozarts Menuett aus der Wiener Sinfonie Nr. 1 C-Dur ihre technische Begabung demonstrierte, und Stefan Patrik Simu, der mit Stücken von W. Friedemann Bach, Hellbach, Schtschurowskij oder Gretschaninov eine sehr reife Leistung zeigte. Kein Wunder, dass er 2021 beim Klavierwettbewerb „Freu(n)de am Klavier“ in Karlsruhe den ersten Preis gewann.

Mit Werken von Haydn, Gillock und Eigenkompositionen zeigte die mehrfache Preisträgerin Matilda Getto ihr Können. Obwohl erst elf Jahre alt, schreibt sie Gedichte und komponiert. Einen besonderen Eindruck hinterließen ihre Eigenkompositionen „Snowmans Life“ und „Der Fluss“, die sie mit einer eigentümlichen Poesie des Ausdrucks vorführte.

Trotz seines jungen Alters von zwölf Jahren ist Arjun Mukhopadhyar schon Preisträger zahlreicher Wettbewerbe. Mit Beethoven, Bach, Schumann und Chopin erwies ers sich als wahrer Klangfarbenkünstler. Der Konzertteil ging mit dem Auftritt von zwei weiteren Ausnahmetalenten zu Ende. Was Fernanda de Freitas Kopsch und Philipp Alexander Kremer im Alter von 13 beziehungsweise zwölf Jahren am Klavier zeigten, machte sprachlos. Die mehrfachen Preisträger entfalteten in Kompositionen von Liszt, Bach, Beethoven oder Debussy eine einzigartige atemberaubende Souveränität. Den Auftritt der jungen Künstler moderierte Tatjana Worm-Sawosskaja und wies auf die erfolgreiche Arbeit der Lehrkräfte Svetlana Zaharova, Ljubov Tesikowa, Viktoria Linzer und Keterina Pinosova-Ruzickova hin, die nach der Methode der russischen Klavierschule unterrichten.

Matilda Getto aus der Klasse von Svetlana Zaharova hat viele Talente. © Andreas Gieser

Diskussion zur Ausbildung

In einem Vortrag stellte sie anschließend dieses Konzept vor. „Es geht dabei nicht nur um Begabung“, hält sie von Anfang an fest, sondern „um die Umsetzung eines Lernkonzepts, das Talente fördert“. Dazu gehören: musikalische Früherziehung ab vier Jahren, Instrumentalunterricht zweimal wöchentlich, ab der ersten Klasse Pflichtfächer wie Musiktheorie, Gehörbildung und Musikgeschichte, regelmäßige Prüfungen und Aufnahme in den Lehrplan das Spielen von Tonleitern, Akkorden und Arpeggien. Schon seit Längerem plädiert die Leiterin des Klavierstudios dafür, dass dieses Lernkonzept deutschlandweit in den Musikschulen umgesetzt wird. Denn, so die Begründung, „alle Kinder haben ein Recht auf eine solide Ausbildung, die den internationalen Normen entspricht“. Wertvolle Anregungen nahmen die anwesenden AfD-Bundestagsabgeordnete Nicole Höchst sowie die CDU-Stadträtin Rita Erny mit, die sie gerne an entsprechende Stellen weitergeben werden. AfD-Landtagsabgeordneter Dr. Rainer Balzer zeigte auf, dass das Lernkonzept in Deutschland im krassen Gegensatz zu dem steht, was hier vorgestellt wurde, und das sei historisch bedingt.

Stefan Patrik Simu (9, Klasse Svetlana Zaharova) beweist Reife an den Tasten. © Andreas Gieser

Kritik am Konzept der Musikschule übten die Mutter von Johannes Anselm Inselmann und die vom international erfolgreichen Daniel Stang sowie dem Vater von Matilda Getto. Sie bemängelten unter vielem anderen die individuelle Förderung. CDU-Landtagsabgeordneter Andreas Sturm hielt dagegen, dass Deutschland ein anderes Verständnis von Musikschulen habe, „wir fördern die Musik in der Breite und sind für alle da“, sagte er. Für die Begabtenförderung gibt es „Jugend musiziert“ mit 15 000 Teilnehmenden pro Jahr. „Die CDU-Fraktion hat bereits in den Koalitionsverhandlungen mit einem bisher nie dagewesenen Paket im Doppelhaushalt 2023/2024 etatisiert: 1,6 Millionen für Stipendien für die Preisträger, die Musik studieren wollen, 3,1 Millionen für Musikunterricht an Schulen und Musikschulen.“ Für eine durchschlagende Begabtenförderung sind natürlich private Musikschulen nötig, so Sturm, Musik sei wichtig für die ganzheitliche Bildung. Deshalb dankte er Tatjana Worm-Sawosskaja für ihren unermüdlichen Einsatz in der Begabtenförderung. Am Ende betonte diese noch einmal, wie bedeutend es sei, ihr Klavierstudio als eine Institution von internationalem Rang ebenfalls finanziell zu unterstützen. Es soll nicht als Konkurrenz zur Musikschule wahrgenommen werden, sondern als Bereicherung.

Emilia Bauer (7, Klasse Svetlana Zaharova) verzückt mit kurzen Stücken. © Andreas Gieser

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