Schwetzinger Mozartfest

Junge Virtuosen setzen Glanzpunkte bei Schwetzinger Mozartfest

Mit dem 29. Konzert der Stipendiaten der Jürgen-Ponto-Stiftung startete das Schwetzinger Mozartfest. Die Mozartgesellschaft hat bis 9. Oktober fantastische Konzerte ins Schloss geholt - schon der Auftakt war ein purer Hörgenuss!

Von 
Viktoria Linzer
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Eine festliche Stimmung mit dem Gefühl reinster Vorfreude schwebten in der Luft, als das Philharmonische Orchester Heidelberg auf dem Podium des Rokokotheaters Platz nahm. Zum Auftakt des Schwetzinger Mozartfestes lud Rosa Grünstein, Vorsitzende der Mozartgesellschaft, das Publikum ein, dem Können von drei jungen Ausnahmetalenten zu lauschen, die wörtlich „beweisen, dass junge Leute nicht nur am Handy spielen können“.

Diese drei Virtuosen hatten sich durch den ersten Preis bei „Jugend musiziert“ auf Bundesebene als Stipendiaten der Jürgen-Ponto-Stiftung qualifiziert. Ralf Suermann von der Stiftung spannte das Publikum nicht länger auf die Folter und überließ die Bühne dem Dirigenten Paul Taubitz. Beflügelt erklang die Sinfonie F-Dur KV 75 von Wolfgang Amadeus Mozart. Mit seinen grazilen Handbewegungen führte Taubitz die Musiker sicher durch freundliche Gefilde und entlockte dem Meisterwerk an so mancher Stelle einen besonders weichen und feinen Klang. Mit einem großen Applaus würdigte das Publikum den Genuss, den der Dirigent mit dem reinen Orchesterwerk geschaffen hatte, bevor er die Bühne der ersten Solistin des Abends überließ.

Pauline Nigg hatte sich bereits im Alter von sieben Jahren für das schwierige Instrument Horn entschieden. Mit ihrem Erfolg bei „Jugend musiziert“ hatte die 16-Jährige die Aufmerksamkeit der Jürgen-Ponto-Stiftung geweckt und durch das Stipendium sowohl ein neues Instrument als auch die Möglichkeit, mit Orchester aufzutreten, erhalten. Mit dem Konzert Es-Dur von Antonio Rosetti glänzte nicht nur ihr Instrument im Rampenlicht – die Stipendiatin ließ sich durch das flotte Tempo keinesfalls einschüchtern und bewies vor allem in der Kadenz des 1. Satzes ihr ganzes technisches Können. Mit einem warmen, fast samtenen Klang erfüllte sie den 2. Satz, während es im 3. Satz recht lustig zuging. Erleichtert genoss sie den Applaus, der nicht abriss, bis der nächste Solist die Bühne betrat.

Kurzer „Rollentausch“

Der junge Oboist Franz Hartmann hatte seinem Instrument noch keinen Ton entlockt und schon die Sympathie des Publikums. Während der Dirigent ihm half, das widerspenstige Notenpult einzustellen, nahm Franz Hartmann ihm den Dirigierstab kurzerhand ab, damit dieser beide Hände frei hatte. Nach dem „Rollentausch“ zum Auftakt wechselte der Stab wieder in die Hände des Meisters und der Solist griff zur Oboe. Mit Leichtigkeit meisterte er jede Kapriole des Konzertes F-Dur von Ludwig August Lebrun. Wie erst sang sein Instrument, als das Geschehen nach Moll wechselte! Zum Träumen verführte dann eine wunderschöne Melodie, während sich die Streicher mit dezentem Pizzicato im Hintergrund hielten. Zum Schluss wurde es wieder tänzerisch, wie es sich für ein Fest gehört. Auf ein leises „Wow“ in der Reihe hinter mir, folgten laute Bravorufe und ein verdienter Applaus für den 17-jährigen Künstler. Anfang des Jahres hatten die Mozart-Stifter den Jungstudenten der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin für den Auftritt angefragt und ihm das Werk vorgeschlagen. Über die Monate hatte er es bis zur Perfektion gebracht und konnte nach dem Konzert erleichtert behaupten: „Es gibt schon anspruchsvolle Stellen, aber es macht auch sehr viel Spaß mit dem Orchester.“

Er fühlt die düstere Dramatik

Die Leichtigkeit, die den Virtuosen ausmacht, hatte auch der dritte Stipendiat des Abends verinnerlicht. Elias Neuwirth brachte mit dem Concertino für Fagott und Orchester des Komponisten Peter von Winter noch mal eine ganz willkommene, neue Wendung in das bis dahin wohlwollende Programm. Während er auf seinen Einsatz wartete, stand er nicht etwa geduldig auf dem Podium, sondern fühlte mit jeder Bewegung die düstere Dramatik, die dem Fagott vorauseilte. Schließlich erklangen die ersten Töne des Fagotts und offenbarten im weiteren Verlauf die hohe künstlerische wie auch technische Reife des Vorstudenten. Ein charmanter, ruhiger Klang zierte die langen Bögen, während Elias Neuwirth selbst das Finale als „relativ virtuos, aber auch stolz“ umschreibt. Trotz des hohen technischen Anspruchs des Werkes merkte man, dass dieser Künstler nicht auf Effekthascherei aus war. Vielmehr gelangen ihm die schnellen Passagen beinahe mühelos, sodass die Schönheit der Musik selbst in den Vordergrund gerückt wurde.

„Auf der Bühne habe ich mich auf den Raum und auf das Stück konzentriert. Heute war natürlich ein besonderes Konzert mit dem Orchester und dem Ort hier. Das war eine ganz neue Erfahrung auch für mich“, so der Künstler. Und genau darum geht es bei den renommierten Konzerten der Mozartgesellschaft, die der Jürgen-Ponto-Stiftung jedes Jahr die Bühne für junge, aufstrebende Talente eröffnet. Nach Bravorufen voller Begeisterung verbeugten sich alle drei Solisten des Abends vor dankbarem Publikum.

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