Die Pressemitteilung der Schwetzinger Grünen haben die hiesigen Landwirte mit Kopfschütteln zur Kenntnis genommen. Die Forderung auf Ausweitung des Naturschutzgebietes und die damit verbundene Untersagung der landwirtschaftlichen Nutzung stieß auf absolutes Unverständnis bei den Bauern, heißt es in einer Presseerklärung. Die Landwirte fragen: „Wo war eigentlich der Aufschrei der Grünen, als im November des letzten Jahres über 4000 Kubikmeter gesunde Bäume und Büsche im Auftrag der Naturschutzbehörde im Naturschutzgebiet auf den Schwetzinger Wiesen gefällt wurden?“
Auf der einen Seite will man den Landwirten leichtfertig die Existenzgrundlage entziehen und gleichzeitig billigt man solchen massiven Eingriff in die Natur. In ihrer Pressemitteilung haben die Grünen richtigerweise erkannt, dass nach einem Hochwasser die Fluten schnellstmöglich wieder abfließen sollten. Seit fünf Jahren kämpfen die Landwirte nun aber schon darum, den durch zahlreiche Hochwasser verschlammten Schneckengraben wieder zu ertüchtigen. Besagter Graben ist an der Rheinmündung mittlerweile 80 Zentimeter höher als der Zulauf auf den Schwetzinger Wiesen. Ein reibungsloser Abfluss wäre durch einen kleinen Eingriff in die Natur zu machen. Eine Genehmigung dafür wurde aus Naturschutzgründen verweigert. Die Landwirte fragen sich nun, wie konnte ein solcher Kahlschlag rechts und links des Schneckengrabens erfolgen, während ihnen kleine notwendige Erhaltungsmaßnahmen beim Schneckengraben untersagt werden?
Landwirte haben es ermöglicht
Durch Rückzug der landwirtschaftlichen Nutzung hinter dem Sommerdamm haben die Bauern es vor mehr als zehn Jahren überhaupt erst ermöglichst, das Naturschutzgebiet auszuweisen, heißt es in dem Schreiben weiter. Im Gegenzug wurde den Bauern damals zugesagt, dass eine Bewirtschaftung der Ackerflächen vor dem Sommerdamm ungehindert erfolgen könne.
„In den vergangenen Jahrzehnten mussten die Betriebe viele landwirtschaftliche Flächen wegen öffentlicher Baumaßnahmen abgeben. Ein Verlust der Schwetzinger Wiesen würde für fast alle Betriebe das sichere Aus bedeuten. Nach 350 Jahren wäre damit auch der Schwetzinger Spargelanbau nur noch Geschichte“, heißt es weiter.
Seit mehr als 300 Jahren werden die Schwetzinger Wiesen von den Bauern bewirtschaftet. Auf der Gesamtfläche von 280 Hektar (140 Naturschutzgebiert und 140 Landschaftsschutzgebiet) wird heute nur noch auf 88 Hektar Ackerbau betrieben. „Entgegen der Behauptung der Grünen, wird auf den Schwetzinger Wiesen weit mehr als Mais angebaut. Die Artenvielfalt von Blühmischungen über Fenchel bis hin zu Kartoffeln, Bohnen, Zuckerrüben, Weizen und Gerste scheint ihnen entgangen zu sein. Wir betreiben Landwirtschaft mit Augenmaß, leben und arbeiten mit der Natur und sind bestens ausgebildet“, heißt es.
Auch das Wild wäre ungeschützt
Der geforderte Abbau des Sommerdamms hätte nicht nur für die landwirtschaftlichen Betriebe unabsehbare Folgen, auch das Wild wäre ungeschützt den Fluten ausgeliefert. Dafür wären der Schnakenplage Tür und Tor geöffnet, da könnten auch die erwähnten brütenden Vögel nichts daran ändern. Und abschließend schreiben die Bauern: „Die Grünen werden irgendwann erkennen müssen, dass es für den Verbraucher besser ist, kontrollierte lokale Produkte kaufen zu können als Erzeugnisse aus unkontrolliertem Anbau aus dem Ausland, die über den halben Erdball transportiert werden. Hoffentlich ist es bis zu dieser Einsicht für die einheimischen Landwirte nicht zu spät.“ zg
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