Trainingstag

Katastrophenschutz in Schwetzingen: Schüler lernen Notfallmaßnahmen

Das war besser als Unterricht: Die 6. Klassen des Hebel-Gymnasiums in Schwetzingen erhielten Einblicke in das Thema Katastrophenschutz und zwar von Profis. Feuerwehr, DRK, THW und DLRG übten mit den Schülern gemeinsam.

Von 
Noah Eschwey
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Die Schülerinnen rollen die Fahrtrage des Deutschen Roten Kreuzes über das Schulgelände des Gymnasiums – Leonie spielt für den Übungsfall die zu rettende Patientin. © Lenhardt

Auf dem Schulhof des Hebel-Gymnasiums Schwetzingen tummeln sich die Einsatzfahrzeuge. Feuerwehrleute, Rettungskräfte und sogar ein SWR-Fernsehteam belagern die Hoffläche. Nicht, weil eine Katastrophe eingetreten ist, viel mehr, um die Schüler auf mögliche Katastrophen in der Zukunft vorzubereiten.

„Jede Organisation hat ihren eigenen Stand, an dem die Schüler verschiedene Bereiche des Katastrophenschutz aktiv kennenlernen“, erklärt Mitorganisator Steffen Hannes Henn beim ersten Katastrophenschutztag der Bildungseinrichtung. So hat etwa die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) unter anderem ein Boot dabei, das die Kinder über den Schulhof schieben dürfen. „Das Technische Hilfswerk (THW) übt mit den Schülern eine Menschenkette mit Sandsäcken. Gerade vor dem Hintergrund des Hochwassers ist das interessant“, findet der Sicherheitsbeauftragte des Gymnasiums.

Klimawandel und Katastrophenvorbereitung: Schüler lernen von Profis

Große Teile Süddeutschlands überflutet, jährliche Flächenbrände in Europa und regelmäßige Rekordtemperaturen - der Klimawandel gräbt sich immer tiefer in das kollektive Bewusstsein der Gesellschaft. Und mit diesen besorgniserregenden Entwicklungen entstehen Fragen: Wie kann das Schlimmste verhindert werden? Oder vielleicht noch wichtiger: Wie muss im Katastrophenfall reagiert werden?

Hier wird demonstriert, wie das Rettungsboot ans Wasser gebracht wird. Frank Buckreuß von der DLRG passt auf. © Dorothea Lenhardt

„Zwar greifen die Bildungspläne Naturphänomene, Wetterextreme und Naturkatastrophen bereits auf, gleichzeitig fehlen aber noch bei zu vielen Menschen elementare Kenntnisse über Vorsorgemaßnahmen und das richtige Verhalten im tatsächlichen Katastrophenfall“, schreibt das Kultusministerium von Baden-Württemberg. Das möchten die Verantwortlichen des Hebel-Gymnasiums Schwetzingen ändern: mit einem Katastrophenschutztag, an dem Profis Schüler anschaulich und aktiv aufklären. „Wir merken es in den vergangenen Wochen: In Deutschland gibt es klimatische Veränderungen und damit auch immer mehr Naturkatastrophen“, so Henn.

Pilotveranstaltung: Katastrophenschutztag am Hebel-Gymnasium

An diesem Tag dürfen die Sechstklässler die Schulbücher ruhen lassen und sich auf dem Hof hinter der Bildungseinrichtung über die Hilfsangebote im Notfall informieren. „In diesem Jahr ist das erst einmal eine Pilotveranstaltung. Da steckt ja sehr viel Arbeit dahinter“, gibt Steffen Hannes Henn zu bedenken. Gemeinsam mit der Referendarin Johanna Förster hat der Sicherheitsbeauftragte den Aktionstag organisiert. Im Nachgang möchte das Team den Tag Revue passieren lassen, evaluieren und entscheiden, ob der Katastrophenschutztag eine langfristige Perspektive am Hebel-Gymnasium haben könnte.

Hebel-Gymnasium

Der Katastrophenschutztag am Hebel-Gymnasium Schwetzingen

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„Es geht darum, den Katastrophenschutz tiefer in der Gesellschaft zu verankern. Dazu sollen heute die Sechstklässler für das Thema sensibilisiert werden“, konkretisiert der Schul-Sicherheitsbeauftragte. Zwar sei der Aufwand gerade für die vier Hilfsorganisationen, die bei dem Gymnasium zu Gast sind, recht groß, Henn glaubt aber, dass die Schüler vom Wissen der Ehrenamtlichen profitieren können: „Wenn sich vielleicht das ein oder andere Kind für die ehrenamtliche Arbeit begeistern lässt, wäre das natürlich wünschenswert. Es ist aber auf keinen Fall das Ziel des Tages. Wichtiger wäre es, wenn die Kinder heimgehen und nachfragen, wie die Familie für den Ernstfall aufgestellt ist“, erklärt der Lehrer. Und dazu gehört zum Beispiel, dass ein Notvorrat an Trinkwasser und vielleicht auch die ein oder andere Konserve im Vorratsfach lagert.

Schüler tragen Notfallrucksäcke und üben Rettungsmaßnahmen

Es geht weiter ans Eingemachte: „Der Rucksack ist sehr schwer. Allerdings ist das gar nicht so ungewohnt, ist beim Schulranzen ja auch so“, vergleicht Ann-Sophie, die gerade einen echten Notfallrucksack vom Deutschen Roten Kreuz über den Schulhof tragen durfte. Der Aktionstag mache ihr viel Spaß, besonders wegen der interaktiven Gestaltung: „Wir dürfen unsere Mitschüler auf dem Rettungsboard tragen und so, das ist sehr cool.“ Natürlich sei es auch schön, mal nicht im Unterricht sein zu müssen, verrät die Elfjährige mit einem verschmitzten Grinsen.

Am Stand des THW lernen die Schüler viel über die Bundesbehörde. Unter anderem haben die Ehrenamtlichen Sandsäcke mitgebracht. © Dorothea Lenhardt

Man müsse früh anfangen, Menschen für den Notfall zu schulen, glaubt Lennert Rosenberger vom Roten Kreuz Schwetzingen. „Fast jeder Erwachsene weiß, was in der Not getan werden muss, schon alleine wegen des Erste-Hilfe-Kurses beim Führerschein. Wenn es dann aber so weit ist, machen viele aus Angst, etwas falsch zu machen, gar nichts.“ Dieses Gefühl sei allerdings unbegründet, weiß der Rettungsprofi: „Alles ist besser, als nichts zu tun.“ Bei der Schwetzinger Feuerwehr dürfen die Kinder unter anderem den Wasserschlauch bedienen.„Für uns ist es überhaupt mal wichtig, uns vorzustellen, die Feuerwehr oder das DRK kennt jeder. Was das Technische Hilfswerk macht, weiß kaum einer“, glaubt Fabian Bauer vom THW. Er klärt gerne auf, wo diese deutsche Zivil- und Katastrophenschutzorganisation überall zum Einsatz kommt, nämlich nicht nur in Deutschland bei großen Katastrophen wie der Flut im Ahrtal, wo das THW unter anderem Bedarfsbrücken baute, sondern auch im Ausland, wie 2023 bei Erdbeben in der Türkei und Syrien.

Schülerin Lou-Mé ist mit dem Notfallrucksack unterwegs. © Dorothea Lenhardt

Volontariat Noah Eschwey ist Volontär in der Lokalredaktion der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung.

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