Palais Hirsch

Kazem Al Bayatis stellt in Schwetzingen sein Buch über Nordirak vor

Kazem Al Bayatis Buchvorstellung am Mittwoch, 22. März, in Schwetzingen zeigt, wie das Leben im Nordirak abläuft.

Von 
zg
Lesedauer: 
Bilden das Gespann im Palais Hirsch: Autor Herbert Schuld (l.) und Kazem Al Bayati (r.), die Hauptfigur der Geschichte. © Gerz

Sdchwetzingen. Kazem Al Bayatis ist im kurdisch dominierten Nordirak aufgewachsen und als Jugendlicher unter großen Strapazen über die Türkei, Griechenland, Italien und Frankreich bis nach Deutschland geflüchtet. In Mengerskirchen ist er heimisch geworden, hat geheiratet und ein Unternehmen aufgebaut. Das Leben des heute 47-jährigen Kazem Al Bayati ist wahrlich spannend und ereignisreich verlaufen. Und weil es einen so interessanten Verlauf genommen hat, entschloss er sich, seine Lebensgeschichte aufzuschreiben. Sein Freund Herbert Schuld aus Mengerskirchen fungierte dabei als Autor. Am Mittwoch, 22. März, um 19 Uhr stellt er sein Buch „Freiheit ist nichts für Feiglinge – von Kurdistan nach Deutschland“ im Palais Hirsch in Schwetzingen vor.

Das Buch bietet einen beeindruckenden Einblick in die harten Bedingungen, unter denen Kazem in der kurdischen Region im Nordirak aufgewachsen ist. Patriarchalische Moral, religiöser Fanatismus, Armut, Arbeitslosigkeit und eine antiquierte Gesellschaftsordnung prägten seine Kindheit und Jugend. Es herrschen Krieg und Völkermord.

Einblicke ins Familienleben

Sein Vater ein gefühlloser und einfacher Mann, seine Mutter, die um Haushaltsgeld betteln muss, ein Bruder als Kämpfer im Untergrund und Schwestern, die mit 13 Jahren verheiratet werden: das ist der Irak am Ende des 20. Jahrhunderts. Kazem Al Bayati will fort. Er will sich nicht in ein Leben pressen lassen, das aus religiösem Wahn, dumpfer Einfallslosigkeit und Ausharren am Existenzminimum besteht.

Mehr zum Thema

Reise in den Irak

Baerbock: Verbrechen der Terrormiliz IS vor Gericht bringen

Veröffentlicht
Von
Jörg Blank
Mehr erfahren
Diplomatie

Kampf gegen IS: Deutschland und USA sichern Irak Hilfe zu

Veröffentlicht
Von
Jörg Blank und Cindy Riechau
Mehr erfahren
Präsidentenwahlen in Türkei

Oppositionsführer Kilicdaroglu fordert Erdogan heraus

Veröffentlicht
Von
dpa
Mehr erfahren

Kazem wagt die Flucht trotz dem riskantem Unterfangen. Ausgeliefert den Schleusern, hilflos gegenüber einer fremden Staatsmacht und eine ständige Angst des Scheiterns prägten seine Flucht. Dazu gesellten sich körperliche Belastungen über die Schmerzgrenze hinweg und immer wieder kehrende Sprachprobleme. Doch er schafft es nach Frankreich und von dort nach Deutschland. Er landet zunächst in Köln. Das versprochene Paradies im Herzen Europas hatte er sich anders vorgestellt. Schnell muss er erkennen, dass es für Flüchtlinge ein hartes Los ist. Kazem muss schwer arbeiten, anfangs für Hungerlohn. In Köln lernte er seine spätere Frau kennen, mit der er sich dann in deren Heimatdorf Mengerskirchen eine Existenz aufbaut. Er arbeitete als Maler und wagte dann den Schritt in die Selbstständigkeit. Heute führt er ein florierendes Unternehmen.

Auf Deutschland einlassen

Kazem Al Bayati ist sich bewusst, dass er von vielen als der „Vorzeigeflüchtling“ angesehen wird. Aber er verkennt nicht die andere Seite der Medaille: „Man muss das auch wollen. Man muss sich auf die deutsche Gesellschaft einlassen, muss die Freiheit schätzen lernen und mit ihr verantwortungsvoll umgehen. Man kann nicht im Westerwald nach kurdischen Regeln leben wollen. Das geht nicht“. An diesen falschen Erwartungen scheitern viele.

Er hat einen Masterplan vorgelegt, an dem sich Flüchtlinge orientieren können: „Freiheit ist nichts für Feiglinge“ – und Feiglinge sind keine Freunde des Neuen. Wer Näheres erfahren will, der ist am 22. März in Schwetzingen herzlich willkommen zu einer Lesung mit Kazem Al Bayati und dem Autor Herbert Schuld. Die Teilnahme ist kostenfrei. zg