Schwetzingen. Der Personalmangel in den Kindergärten in Baden-Württemberg verschärft sich immer mehr. In manchen Einrichtungen muss deshalb die Betreuung der Kinder eingeschränkt werden. Eine Krankheitswelle wirkt sich auf die Lage zusätzlich aus. Auch im katholischen Kindergarten St. Maria in der Hans-Thoma-Straße 3 in Schwetzingen ist der strukturierte Tagesablauf gestört. Immer mehr Mitarbeiterinnen würden den Kindergarten verlassen, die Kündigungswelle nehme weiter zu, schrieb eine empörte Mutter unserer Zeitung. Berufstätige Eltern würden vor vollendete Tatsachen gestellt. Als Alternative sei ihnen angeboten worden, ihre Schützlinge in einen anderen Kindergarten umzumelden, gipfelte die Kritik in der Frage: Können Träger und Stadt die Schließung des Kindergartens noch abwenden?
„Über die konkrete Situation im Kindergarten St. Maria können wir als Stadt nichts sagen, weil diese Aufgabe in der konkreten Umsetzung allein der katholischen Kirchengemeinde als Träger obliegt. Wir sind auch keine Aufsichtsbehörde für diesen Bereich“, antwortete Oberbürgermeister Dr. René Pöltl auf unsere Nachfrage.
Die Stadt sei aber insoweit involviert, „als es um die Frage der Betreuung von Kindern in der Kita geht, sofern konkrete Betreuungsangebote befristet zurückgefahren werden müssen“. Man habe insgesamt in Schwetzingen ausreichend freie Plätze, die gegebenenfalls zur Verfügung gestellt werden können: „Konkrete Angebote wurden – auch mit unserer Kenntnis und Einbindung – vom katholischen Träger unterbreitet. Über das weitere Vorgehen werden wir bislang vom katholischen Träger gut informiert.“
„Suchen nach Lösungen“
Pfarrer und Dekan Uwe Lüttinger von der katholischen Seelsorgeeinheit stellt auf unseren Fragenkatalog hin klar: „Wir beabsichtigen in keiner Weise, den Kindergarten St. Maria zu schließen.“ In einem Gespräch mit dem Elternbeirat sei man auf alle Fragen eingegangen. Mit Stellenausschreibungen auf der Homepage sucht die katholische Kirchengemeinde derzeit nach einer Kindergartenleitung für den Kindergarten St. Maria zum nächstmöglichen Zeitpunkt und nach pädagogischen Fachkräften, Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen für die Kindergärten St. Pankratius und St. Maria sowie für das Kinderhaus Edith Stein. „Wir suchen damit nach Lösungen, um die dem Fachkräftemangel geschuldete Situation abzuwenden“, erklärte Lüttinger. Aufgrund von Krankheit, Personalausfällen und Fachkräftemangel gelte es im Moment, „eine schwierige Situation in der Einrichtung zu gestalten“. „Die problematische Personalsituation in Kindertageseinrichtungen ist ein leider vielerorts bekanntes und letztlich gesamtgesellschaftliches Problem. Der Fachkräftemangel in diesem Bereich betrifft Einrichtungen unterschiedlicher Trägerschaft in ganz Baden-Württemberg und verlangt allen Beteiligten viel ab. Die angespannte Personalsituation schlägt sich auch auf den Kindergarten St. Maria nieder. Hier haben einzelne Mitarbeitenden den Kindergarten aufgrund anderer beruflicher Orientierung verlassen. Zudem befinden sich Mitarbeiterinnen im Beschäftigungsverbot aufgrund von Schwangerschaften“, beschreibt der Dekan die verzwickte Situation.
Ziel der Mitarbeitenden sowie aller Verantwortlichen sei es, Schließungen zu vermeiden: „Dies gilt auch für die Kirchengemeinde als Träger der Einrichtung. Der Kindergarten St. Maria bleibt geöffnet und setzt alles daran, den Eltern auch unter den aktuellen Personalbedingungen ein möglichst zuverlässiges Angebot zur Verfügung zu stellen. Angesichts der Lage müssen dabei aber vorübergehend ein paar Abstriche mit Blick auf Angebote und Betreuungszeiten gemacht werden, um den Betrieb insgesamt gut beibehalten zu können. Konkret bedeutet dies, dass Angebote, die über den Kindergartenalltag hinausgehen, derzeit nicht stattfinden können. Dies betrifft etwa die bislang an zwei Tagen stattfindende Zubereitung von Essen vor Ort; nun wird hier ein Caterer voll einspringen. Zudem müssen aufgrund des akuten Personalmangels Gruppen voraussichtlich ab Januar in einem Rotationssystem pausieren. Die Eltern wurden darüber so früh wie möglich in einem Elternbrief informiert.“
Die berufstätigen Eltern würden sich vor vollendete Tatsachen gestellt sehen, fragte unsere Zeitung nach, ob es denn keine anderen Möglichkeiten gebe.
„Wir haben großes Verständnis, wenn Eltern mit Unmut auf diese Maßnahmen reagieren – sie müssen nun vielleicht noch mehr organisieren und umplanen. Tatsächlich kann der Träger einer Kindertageseinrichtung aber verpflichtet sein, aus besonderem Anlass und als letztes Mittel die Einrichtung oder einzelne Gruppen für eine bestimmte Zeit zu schließen oder zumindest vorübergehend die Betreuungszeiten zu reduzieren.“
Ausweichangebote unterbreitet
Maßstab für solche Entscheidungen sei dabei die Sicherheit der zu betreuenden Kinder, insbesondere die jederzeitige Gewährleistung der vollen Erfüllung der Aufsichtspflicht gegenüber diesen. Das Wohl der Kinder und auch die Fürsorgepflicht gegenüber dem pädagogischen Personal seien „vom Träger uneingeschränkt ernst zu nehmen“. So könnten kurzfristige Personalausfälle und Überlastungen zu kurzfristig anberaumten Entscheidungen führen.
Im Kindergarten St. Maria habe der Engpass auch nicht über eine verkürzte Öffnungszeit für alle bis 12 Uhr aufgefangen werden können, meint Lüttinger abschließend: „Den Familien wurde das Angebot unterbreitet, dass die Kinder grundsätzlich in den Kindergarten St. Pankratius wechseln können, um die Familien zu unterstützen.“
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