Das Wichtigste in Kürze
- Die Stadt Schwetzingen strebt Klimaneutralität an, stößt jedoch auf rückläufige Nachfrage bei Beratungen.
- Auch der Ausbau der Photovoltaik stagniert, trotz gestiegener PV-Anlagen auf 763 mit 8.963 kWp.
- Neue Förderrichtlinien sollen ab 2025 Anreize für Balkonkraftwerke und Mobilität schaffen.
Schwetzingen. Die Stadt Schwetzingen ist beim Thema Klimaschutz ein ganzes Stück vorangekommen, in Teilen hat es 2024 aber auch Rückschritte gegeben. Der Photovoltaikausbau stagniert und die Nachfrage nach städtischen Angeboten ist sogar gesunken. Das geht aus dem aktuellen Klimabericht hervor, den Maike Berkemeier, Klimaschutzmanagerin der Stadt, jetzt im Technischen Ausschuss des Gemeinderats präsentierte. In diesem Zusammenhang wurden auch neue Förderrichtlinien beschlossen, die ab Juni in Kraft treten.
Vor allem die Nachfrage nach Energieeffizienz-Maßnahmen an privaten Gebäuden oder der Umrüstung auf erneuerbare Energieversorgung sei erheblich zurückgegangen, heißt es in dem Bericht. Dazu zählten der Solarcheck, die kostenfreie Energieberatung sowie Thermografie-Angebote. Auch der Ausbau der Photovoltaik sank demnach. Wurden 2023 noch 54 PV-Dachanlagen bewilligt, waren es 2024 nur noch 14. Die Zahl der bewilligten Balkonkraftwerke sank im gleichen Zeitraum von 75 auf 35. Insgesamt ist die Zahl der PV-Anlagen auf Schwetzinger Gemarkung aber auf 763 (Stand 2024) gestiegen. Zusammen erbringen diese eine Gesamtleistung von 8.963 kWp.
Fördermittel bei Photovoltaik 2024 um die Hälfte zusammengestrichen
Die bewilligten Förderanträge gingen nach einem deutlichen Plus im Jahr 2023 um bis zu 73 Prozent zurück. Daraus könne man aber keine gesunkene Nachfrage ableiten, so Maike Berkemeier. „Es standen 2024 wesentlich weniger Fördergelder zur Verfügung – nur noch etwa die Hälfte“, sagte sie. Entsprechend geringer sei die Zahl der Bewilligungen ausgefallen. „Das Fördervolumen wurde bis auf den letzten Euro ausgeschöpft“, versicherte sie, stellte bei der Photovoltaik aber insgesamt eine „Stagnation“ fest.
Ist Klimaberatung der Stadt Schwetzingen sinnvoll? Gemeinderäte diskutieren über Sinn und Zweck
Für das rückläufige Interesse an den städtischen Beratungsangeboten hat die Verwaltung keine Erklärung: „Das ist momentan schwierig“, gestand Oberbürgermeister Matthias Steffan. Die sinkende Nachfrage sei allerdings kein Phänomen, das nur in Schwetzingen festzustellen sei, erläuterte Berkemeier. „Wir sind hier im Austausch mit anderen Kommunen.“ In diesem Zusammenhang kam die Frage auf, ob die Beratungsangebote der Stadt überhaupt zu konkreten Klimaschutzmaßnahmen bei der Bevölkerung führen.
CDU-Stadtrat Nils Melius wollte wissen, ob eine Einschätzung möglich sei, wie viel nach einer Klimaberatung dann auch tatsächlich umgesetzt werde. Dies sei höchstens mit einiger Zeitverzögerung möglich, hieß es. Werner Zieger (ISS) fand, dass man sich die Maßnahmen auch sparen könne, wenn die Nachfrage so gering sei und sich konkrete Auswirkungen nicht nachweisen ließen.
Das sah Robin Pitsch anders. „Wir müssen ein Angebot machen“, entgegnete der SPD-Stadtrat, und auch Dr. Susanne Hierschbiel (Grüne) fand es „unheimlich wichtig, den Leuten erst einmal die Möglichkeit zu geben, sich in Gedanken mit dem Thema Klima zu beschäftigen.“ OB Steffan sieht die Verwaltung indes auf dem richtigen Weg: „Wir müssen an dem Thema dranbleiben“, betonte er. Klar würde sich die Stadt eine größere Schlagzahl wünschen, aber man dürfe die Menschen auch nicht überfordern.
Stadt Schwetzingen will bis 2040 klimaneutral werden und geht mit gutem Beispiel voran
Schwetzingen will mit gutem Beispiel vorangehen. So zählt der Klimabericht unter den „Meilensteinen“ mit dem Kommunalen Energiemanagement und der Klimaneutralen Kommunalverwaltung erstmals auch zwei neue Projekte auf, die zum Ziel haben, die Verwaltung langfristig klimaneutral zu gestalten. Der Zeithorizont ist hier gesetzt. Nachdem sich Schwetzingen bereits 2018 konkrete Klimaschutzziele gesetzt hatte, bekannte sich die Stadt 2022 zu den landesweiten Vorgaben in Baden-Württemberg und verpflichtete sich, die eigenen Anstrengungen zu intensivieren. Unter anderem soll die Verwaltung bis 2040 klimaneutral organisiert sein und bis spätestens 2030 ein Energiemanagement eingeführt werden. In der Verwaltung betrifft dies insbesondere die Reduzierung des Strom- und Wärmeverbrauchs sowie die Umstellung der kommunalen Fahrzeugflotte auf klimaneutrale Alternativen.
Neben einer Vielzahl weiterer Klimaschutzprojekte hat sich die Stadt Schwetzingen 2024 auch mit dem Thema Klimaanpassung beschäftigt. „Dies ist wichtig, da immer deutlicher wird, dass wir uns als Stadt auf die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels vorbereiten müssen“, heißt es im Bericht. Um zu erkennen, welche Bereiche in Schwetzingen sich besonders aufheizen (Wärmeinseleffekt), wurde beispielsweise der Deutsche Wetterdienst (DWD) beauftragt, Messungen entlang einer 16 Kilometer langen Route vorzunehmen. So ergab eine Messfahrt zur Nachmittagszeit, dass etwa die Carl-Theodor-Straße mit 33 Grad Celsius um vier Grad wärmer war als das Stadtgebiet außerhalb im Wald und auf den Feldern. Die Messdaten sollen nun gemeinsam mit Plankstadt in eine modellgestützte Klimaanalyse einfließen und Grundlage für eine künftige klimaangepasste Stadtentwicklung werden.
Mieten statt kaufen: Schwetzingen meldet Erfolge beim Car-Sharing und beim Radverleih
Um das Thema Klimaschutz in der Öffentlichkeit bekannter zu machen, führte die Stadt eine ganze Reihe von Veranstaltungen durch: ein Klimastammtisch zum Thema „Wärmepumpe“, die Energiemesse, die ECOmobil-Gala sowie der gemeinsam mit der Partnerstadt Schrobenhausen veranstaltete Klimatag. Eine zentrale Mitmachaktion für klimabewusste Bürgerinnen und Bürger ist das Stadtradeln, bei dem mit insgesamt 32 Teams deutlich mehr Teilnehmer am Start waren als noch 2023. Die Strecke der geradelten Kilometer wuchs gegenüber dem Vorjahr um 16 Prozent auf 123.913 Kilometer. Die gelaufene Strecke der erstmals ausgetragenen Schritt-Challenge belief sich auf 295.315 Kilometer. Erfolge vermeldet die Stadt auch beim Car-Sharing (plus 52 Prozent) sowie beim Radverleih bei VRNnextbike (plus 27 Prozent).
KlimaIMPULS Förderrichtlinien
Das Fördervolumen umfasst insgesamt 40.000 Euro.
Folgende Vorhaben werden gemäß der zum 1. Juni 2025 in Kraft tretenden neuen Förderrichtlinien gefördert :
Balkonkraftwerke: Zuschuss von maximal 200 Euro (förderfähig sind maximal zwei Module je Anlage und Wohn- bzw. Nutzungseinheit.
Photovoltaik-Eignungscheck von Dächern: Die Stadt übernimmt die Eigenbeteiligung von 30 Euro pro 30 Checks.
Mobilität: (E-)Lastenräder: 30 Prozent der Anschaffungskosten (Förderhöchstbetrag 500 Euro für E-Antrieb, 300 Euro muskelbetrieben); Fahrradanhänger: 30 Prozent der Anschaffungskosten (100 Euro), (E-)Klapp- bzw. Falträder: 30 Prozent der Anschaffungskosten (300 Euro).
Mobilitätsbonus bei Stilllegung des PKW: Deutschlandticket kostenfrei für ein Jahr oder 500 Euro Zuschuss für ein E-Lastenrad.
Stadtmobil Carsharing: Fahrtguthaben für Neukunden 69 Euro.
Beratungsgutschein „Grüngestaltung“: Die Stadt übernimmt die Kosten für 25 durch den Bundesverband GebäudeGrün e.V. durchgeführte Beratungen.
Für Beauftragungen, Käufe oder vor dem 1. Juni 2025 begonnene Maßnahmen besteht kein Förderanspruch .
Im Gegensatz zu den Vorjahren stehe keine Mittel für investive Fördertatbestände zur Verfügung, dazu zählen Zuschüsse über 800 Euro, insbesondere für Dach-Photovoltaikanlagen und Batteriespeicher. dir
Ob all diese Maßnahmen einen nennenswerten Einfluss auf die CO2-Bilanz in Schwetzingen haben, ist unklar. Hier liegen bislang statistische Daten nur bis zum Jahr 2021 vor. Die Gesamtsumme aller Treibhausgasemissionen lag bei 164.000 Tonnen CO2-Äquivalente, was 7,7 Tonnen je Einwohner entspricht. Verkehr und Transport verursachten mit 77.723 Tonnen den Hauptanteil (Zahlen aus 2020), gefolgt von den privaten Haushalten (49.339) und dem Gewerbe (30.141). Der Gesamtrückgang gegenüber dem Spitzenwert aus dem Jahr 2016 mit 208.016 Tonnen betrug immerhin 23 Prozent. Wie die Verwaltung anmerkt, ist ein Großteil der CO2-Emissionen im Verkehrsbereich auf Durchgangsverkehre auf der A6 oder den Umgehungsstraßen zurückzuführen. Für Maike Berkemeier war am Ende klar: „Wir stehen weiterhin vor großen Herausforderungen, um unsere Ziele zu erreichen“.
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