Veganuary - Beratungsgewinner Daniel Vennari ist nach einer Woche Ernährungsumstellung immer noch top motiviert / Einkaufen nicht ganz so einfach

„Körperliche Schwere ist nicht da“

Beratungsgewinner Daniel Vennari ist nach einer Woche Ernährungsumstellung immer noch top motiviert. Einkaufen nicht ganz so einfach.

Von 
Vanessa Schäfer
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Was ist beim bevorstehen-den Skiurlaub möglich? Ernährungsberaterin Va-nessa Schäfer zeigt Daniel Vennari herzhafte vegane Brotaufstrich sowie Riegel für die Piste und rein pflanzliche Snacks für den Abend. © Schäfer

Schwetzingen/Brühl. Gute Laune hat Daniel Vennari zur zweiten Beratungsstunde mitgebracht. Der 51-Jährige strahlt in die Kamera seines Laptops. Eine Woche vegane Ernährung liegt nun hinter ihm und offenbar läuft es besser als gedacht. „Es ist zu früh, um eine Bilanz zu ziehen“, sagt er offen, „bisher fühle ich mich aber sehr gut. Diese körperliche Schwere, die ich sonst als habe, ist momentan nicht da.“

Der Gewinner der Veganuary-Ernährungsberatung gehört zweifellos zur motivierten Sorte. Seit unserer ersten Beratung standen wir in E-Mail-Austausch, sodass ich an der Umstellung, den Herausforderungen und Erfolgen unmittelbar teilhaben konnte. Als Erfolg verbuchen die Vennaris den Abend mit Freunden, bei dem sie Chili con und Chili sin Carne aufgetischt haben. „Es haben tatsächlich nicht alle rausschmecken können, welches Chili nun mit Fleisch und welches pflanzlich ist“, sagen Heike und Daniel Vennari lachend.

„So nicht!“, dachte der Brühler nach dem Geburtstag seiner Frau, als die Tage darauf die übrig gebliebenen Kuchenstücke genüsslich vor seinen Augen verspeist wurden. Und so backte er einen veganen Bananenkuchen. „Meine Familie war davon so angetan, dass er sogar dem nicht-veganen Käsekuchen und der Linzertorte vorgezogen wurde und ich ein paar Stücke für mich verstecken musste.“ Kurzum: Als Verzicht hat Daniel Vennari seine erste Woche als Veganer nicht empfunden.

„Ich sehe mich selbst ja als Botschafter für alle Vegan-Skeptiker“, gibt er ehrlich zu, weil er sich bislang selbst zu jenen gezählt hatte. Da sei einfach die Angst, dass man keine Wurst, kein Fleisch, kein Käse essen kann. „Aber es gibt tatsächlich viele Alternativen, die lecker sind und einem Power geben“, hat er inzwischen herausgefunden.

Doch nicht alles lief reibungslos. Der von der Familie zusammengestellte Essensplan und der zugehörige Einkaufszettel waren eine Sache, der Wocheneinkauf eine weitere. Ehefrau Heike hat diesen übernommen und zwei Geschäfte abgeklappert: Vom Discounter sei sie sehr überrascht gewesen, weil sie so vieles gefunden habe. „Aber in der Drogerie musste ich schon suchen und schauen, was vegan ist“, sagt sie. Wir beschließen, bei unserem nächsten Termin gemeinsam diese Drogerie aufzusuchen, damit ich Hilfestellung geben kann.

Neben den ersten Erfahrungen hat Daniel Vennari noch jede Menge Fragen im Gepäck. Diese reichen von praktischen Küchenhelfern über empfehlenswerte Kochbücher bis hin zu Informationen, in welchem Zusammenhang Ernährung mit Umwelt und Tierwohl steht. „Davor will ich auch nicht die Augen verschließen“, sagt der Brühler.

Unsicherheit ist einer der Faktoren, die bei einer Ernährungsumstellung häufig bestehen. Da stellt der zweifache Familienvater keine Ausnahme dar. So hat er beim Lesen der Inhaltsstoffe der Einkäufe häufig ein „Kann Spuren von . . . enthalten“ entdeckt und fragt sich, ob diese Produkte vegan sind oder nicht. Bei den Spuren handelt es sich jedoch nicht um Inhaltsstoffe. Es bedeutet, dass in der gleichen Produktion auch tierische oder andere Produkte hergestellt oder abgepackt werden, sodass minimale Rückstände in den Maschinen zurückbleiben können.

Was geht im Urlaub?

„Und worauf ist bei Brot und Brötchen zu achten?“, erkundigt sich Vennari ebenfalls. Nicht alle Backwaren sind mit „vegan“ gekennzeichnet. So kann hier neben Schweineschmalz, Quark, Butter, Eiern und anderen offensichtlich tierischen Produkten L-Cystein zum Einsatz kommen, das vegan sein kann, aber auch tierisch – etwa aus Schweineborsten oder Vogelfedern – gewonnen werden kann. Mit Hilfe einer App lässt sich beim Einkauf ein Produkt direkt auf seine Inhaltsstoffe prüfen.

Der bevorstehende Skiurlaub beschäftigt Daniel Vennari ebenfalls. Herzhaft geht es dort in der Regel zu. Landjäger und Käse auf der Piste, Jauseplatte im Anschluss. Geht das bei veganer Ernährung nicht mehr? Doch! Hier bekommt der Brühler ein paar Produkttipps an die Hand – zwar nicht absolut vollwertig und gesund, aber praktisch für solche Anlässe. Dass es sogar schmecken kann, davon ist der 51-Jährige inzwischen überzeugt, hat er schließlich seine ersten Erfahrungen mit veganen Käse- und Wurstalternativen gesammelt. „Der vegane Aufschnitt war sogar fast besser als normale Wurst, weil er nicht so fettig war“, gesteht Daniel Vennari und Heike fügt hinzu: „Ohne den Veganuary hätten wir den aber aus Skepsis nie gekauft.“

Es hat innerhalb weniger Tage schon einige Überraschungen auf den Tellern der Brühler Familie gegeben. „Mein persönliches Aha-Erlebnis war die Pasta mit Linsenbolognese“, verrät der Familienvater. „Fühle ich mich nach zwei Tellern Spaghetti Bolognese sonst total platt, so hatte ich diesmal überhaupt kein Völlegefühl“, freut sich Daniel Vennari – besonders, weil es nicht nur ihm und seiner Frau, sondern auch den beiden skeptischen Kindern richtig gut geschmeckt hat. So macht die Ernährungsumstellung gute Laune. Und die kann der 51-Jährige kaum verbergen . . .

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