Nachdem die Herbst- und Winterausstellung des Kunstvereins Schwetzingen bedingt durch die Pandemiesituation abgesagt werden mussten, darf der Durst nach Kunst seit Ende letzter Woche in der Ausstellung „Vogelbad“ wieder gestillt werden. Die ersten Besucher, die die Werke des jungen Künstlers Matthias Garff (35) aus Leipzig sahen, der aus Müll beeindruckende Kunstobjekte schafft, zeigten sich genauso davon begeistert wie der Kunstverein. Mit der Verwendung von gesammeltem Abfall verbindet Matthias Garff subtile Gesellschaftskritik mit seiner Begeisterung für Ornithologie. Zu sehen sind vor allem Vögel und Insekten.
Es war fast wie eine Wiedergeburt, als der Vorsitzende des Kunstvereins, Erik Schnatterer, vor die am Freitag zum Pre-Opening-Event eingeladenen Presse-Gäste, Vereinsmitglieder und zufällig dazu gekommenen Besucher trat, denn zu lange hatte es aufgrund der hohen Inzidenzwerte keine Ausstellung mehr gegeben. Zwischen teilweise über zwei Metern hohen Skulpturen verschiedener Vogelarten, die einen schon vor der Orangerie des Schwetzinger Schlosses empfangen, hatte sogar der SWR seine Kameras aufgebaut.
Er erregt Aufsehen
Eines wurde somit sofort klar: Matthias Garff erregt schon seit einiger Zeit Aufsehen mit seinen Werken. So zeigte sich der Vereinsvorsitzende, Erik Schnatterer, besonders glücklich über die Ausstellung „Vogelbad“, die so wunderbar zum und in den Schlossgarten passe. Ebenfalls betonte er: „Wir sind sehr froh und dankbar für die finanzielle Unterstützung durch Stadt und Land, die es uns ermöglicht, trotz Pandemie weiter zu machen.“
Ebenfalls lobte er die Anstrengungen des Künstlerischen Leiters des Vereins, Dr. Dietmar Schuth, für den es unter anderem eine große Herausforderung gewesen sei, eine Spedition zu finden, die die großen Objekte sicher transportieren könne. Dies sei eine Ausstellung, die auch den Kindern gefalle, so Erik Schnatterer weiter, der appellierte: „Besonders die Kinder brauchen jetzt positive Impulse, wie diese Ausstellung, darum ist es wichtig, sie jetzt auch mal wieder weg vom Tablet-PC oder iPhone zu holen.“ Ebenfalls nutzte er die Gelegenheit, auf das 2022 anstehende 50-jährige Bestehen des 1972 gegründeten Vereins hinzuweisen.
„Als ich zuerst die Insekten, dann die Vögel auf der Art Karlsruhe, der bekannten Kunstmesse, vor zwei Jahren sah, wusste ich, dass ich die hier haben musste“, betonte Kunsthistoriker Dr. Dietmar Schuth, der schon seit über eineinhalb Jahrzehnten die künstlerische Leitung des Vereins innehat. Spätestens seit der Messe hatten die Skulpturen von Matthias Garff für Aufsehen in der Kunstszene und bei den Galerien gesorgt. „Normalerweise wären hier jetzt über 300 Leute, aber durch die aktuellen Bestimmungen sind nur 45 zugelassen“, erläuterte Dr. Schuth.
„Der junge Künstler hat für seine 35 Jahre schon viele Ausstellungen gemacht. Die Werke haben Substanz und sind nicht nur Spaßobjekte. Sieht man genau hin, entdeckt man die Einzelteile, aus denen sie bestehen, wie etwa alte Turnschuhe, Hockeyschläger, Schuhspanner oder Taschen. Doch dann geschieht eine Verwandlung. Die Einzelteile werden zum autarken Objekt. Das finde ich genial“, verlieh er seiner Begeisterung Ausdruck. Es bestünde dabei ein Bezug zur Pop-Art. Kritik an unserem Umgang mit der Welt würde so ebenfalls zum Ausdruck gebracht. Doch die Ausstellung „dürfe auch Spaß machen.“ Zuletzt ergriff der Künstler das Wort: „Ich bin sehr glücklich, dass man hier nun alle Werke zusammen sehen kann und in einem wunderschönen Garten. Genau so hatte ich mir das immer vorgestellt.“
Besucher begeistert
Die Besucher zeigten sich von den Werken begeistert. So kommentierte Bernd Bühler aus Schwetzingen: „Skurril und super! Wenn man nah dran geht, entdeckt man die ganzen Details. Es ist wirklich genial gemacht.“ Künstler Matthias Garff gab im Gespräch einen kurzen Einblick in seine Arbeitsweise: „Meist arbeite ich einfach drauf los und dann an mehreren Objekten gleichzeitig. Entdecke ich einen weggeworfenen Gegenstand, der zum Beispiel aufgrund der Farbe zu einem bestimmten Vogel passen würde, inspiriert mich das sofort. In meinem Geist sehe ich die Skulptur schon vor mir, so dass ich keinen auf Papier ausgearbeiteten Plan benötige.“
Der in der Schweiz geborene Künstler, dessen Mutter aus dem Stuttgarter Raum stammt und dessen Vater aus Argentinien, sei oft bei seinen Großeltern in dem südamerikanischen Land gewesen: „Dort begann ich, mich für Vögel zu interessieren. Als Kind wollte ich Tierfilmer werden. Stattdessen habe ich Kunst studiert. Nachdem ich 2013 das Diplom in der Tasche hatte, habe ich gleich losgelegt.“ Kein Wunder, dass so zwischen einheimischen Arten auch solche stehen, wie der in Argentinien vorkommende Mönchssittich oder der „Benteveo“, zu deutsch „Schwefelmaskentyrann“. Seit zwei Jahren könne er nun von seiner Tätigkeit als Künstler leben. Dass er auch Humor hat, zeigen mehrere, ebenfalls ausgestellte Fotografien, die ihn verkleidet als „Goldammer“ oder „Kohlmeise“ zeigen.
Dr. Dietmar Schuth resümierte: „Der kommt mal ganz nach oben.“ Schon jetzt würden Matthias Graffs Werke für Summen bis zu 12 000 Euro gehandelt. Es könnte daher gut sein, dass man in Schwetzingen schon heute einen Weltstar der Kunstszene von morgen sehen.
Die Ausstellung „Vogelbad“ in der Orangerie des Schlosses Schwetzingen mit Werken von Matthias Garff ist für Schlossgartenbesucher von Dienstag bis Sonntag jeweils von 14 bis 18 Uhr bis 25. Juli zugänglich.
Info: Weitere Bilder von der Ausstellung in der Orangiere gibt’s unter www.schwetzinger-zeitung.de
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