Der Mann ist beschäftigt. Normalerweise eher in Räumen. Doch derzeit ist der künstlerische Leiter des Kunstvereins Schwetzingen, Dr. Dietmar Schuth, eher draußen unterwegs. Steht doch die von Stadt und Kunstverein gemeinsam ausgerichtet Kunstausstellung „Im Wege stehend“ vor der Tür. Dabei werden unter dem Leitgedanken Natur und Sommerfrische zwölf Kunstwerke von zwölf Künstlern im öffentlichen Raum aufgestellt.
Ziel sei es wie immer, so Schuth, die Kunst zu den Menschen zu bringen. Im Normalfall stünden Kunstwerke ja eher in Museen und Galerien. In Schwetzingen stehen diese nun ab dem 20. April für sechs Monate kreuz und quer verteilt in der Innenstadt. Kunst und Kultur sozusagen als selbstverständlicher Teil des Alltags. Für Schuth schon fast eine Art Mission. Denn der Mann ist davon überzeugt, dass alles besser werde, wenn Menschen und Kunst zusammenrückten. Immerhin sei Kunst, ja die Kultur in Gänze, das Intelligenteste, was die Menschheit je hervorgebracht habe. Und gerade derzeit sei etwas mehr Intelligenz auf der Welt durchaus wünschenswert. Kunst, da dürfe man sicher sein, mache einen Unterschied und das meist zum Besseren hin.
Die Buga spielt mit hinein
Das Konzept für diese spezielle Art der Kunstausstellung wurde 1988 initiiert. Seitdem ging das Ganze bereits sechsmal über die Bühne. Das letzte Mal war es 2017, während derer unter dem Leitgedanken „Zweihundert Jahre Fahrrad“ zwölf Künstler den öffentlichen Raum in Schwetzingen mit ihren Kunstwerken bespielten. Nun ist es das Thema Natur und Sommerfrische und natürlich ist es angelehnt an die Bundesgartenschau in Mannheim. Wobei Schuth im Gespräch mit dieser Zeitung betonte, dass sich unter dem Thema viel künstlerische Freiheit fände. Dabei fällt auf, dass sich die Künstler den beiden Themen Umwelt- beziehungsweise Klimaschutz und Frieden annehmen.
Bei Werner Bitzigeio aus der Eifel und seinen Drahtkonstruktionen namens Sternfrüchte wird das erst auf den zweiten Blick deutlich. Bestehen seine Sternfrüchte doch aus hoch legiertem Schweißdraht, der auch bei der Rüstungsindustrie zum Einsatz komme. So werden beispielsweise U-Boote mit diesem Schweißdraht verschweißt. Viel mehr Symbolik kann kaum versteckt werden. Die verbindende Kultur versus trennendem Kriegsgerät. Drei dieser Sternenfrüchte liegen nun im Marstallhof. Sie bestehen aus rund eineinhalb Kilometer Draht und sind 60 bis 70 Kilogramm schwer. Wobei sie gerade in Sonnenlicht beinah grazil wirken.
Vernissage am Donnerstag
Nebenan findet sich ein gigantisch großer Ahornsamen von Sergei Karev. Der aus St. Peterburg stammende russische Künstler floh vergangenes Jahr nach dem Einberufungsbefehl mit seiner Familie in den Westen und lebt derzeit in Leipzig. Der Ahornsamen steht in den Augen Karevs für eine Freiheit, die im Raum keine Grenzen kennt. Ahornsamen fliegen weit und überall können neue Bäume wachsen.
Kunst, so Bitzigeio, sei den Ausdruck von etwas Innerem. Und ohne diesen Ausdruck würde die Seele verkümmern. Der Mensch ist da Mensch, wo die Kultur Freiheit atme. Bitzigeio kann sich Leben gar nicht anders vorstellen. „Ohne die Kunst, die ich mache, wäre ich wohl gar nicht mehr am Leben.“ Schuth glaubt, dass das sogar für ganze Zivilisationen stimmt. Nur Kultur in Freiheit sorge für zivilisatorische Entwicklung. Im Umkehrschluss bedeutet die willkürliche Freiheitsbeschränkung über kurz oder lang immer den Niedergang. Insofern macht diese Ausstellung hier durchaus Hoffnung. Solange es „Im Wege stehend“ gibt, solange scheinen Freiheit und Demokratie nicht verloren.
Weitere Künstler neben Bitzigeio und Karev sind Dorothea Kirsch „Cinderella“, Thomas Neumaier „Ergänzungsschilder zur öffentlichen Ordnung“, Charlotte Payet „Konfettihimmel“, Georg Janthur „Summer in the City“, Yvonne Roth „flow(er)“, Matthias Braun „Kalte Dusche“, Marcus Jansen „Laubhauer“, Beate Spitzmüller „Rankenstühle“ und Michael Volkmer „Hémisphère“.
Info: Die Vernissage mit OB Dr. René Pöltl und Dr. Dietmar Schuth findet am Donnerstag, 20. April, um 18 Uhr im Marstallhof statt.
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