Villa Benz

Kunst in Schwetzingen: So wird Beton in Szene gesetzt

Die Villa Benz in der Zähringerstraße in Schwetzingen entpuppt sich zunehmend als Ort für künstlerische Darstellungen. Gerade stellt Joachim Weiss dort seine Arbeiten aus.

Von 
Marco Montalbano
Lesedauer: 

Schwetzingen. Dass es „Kunst am Bau“ auch mit Beton gibt, ist den meisten bekannt. Schon bei Gebäuden wie dem weltberühmten Pantheon in Rom, erbaut vor zwei Jahrtausenden, wurde „Opus Caementicium“ verwendet, ein sehr ähnlichen Vorläufer unseres modernen Betons.

Bei einer Vernissage in der Villa Benz in der Zähringerstraße in Schwetzingen konnte man sich anhand der grandiosen Werke des Brühler Künstlers Joachim Weiss davon überzeugen, dass mit Beton auch beeindruckender Wandschmuck geschaffen werden kann. Zur Ausstellung, die durch eine Exposition von Schmuckkunstwerken der Schwetzinger Goldschmiedemeisterin Susanne Reinisch ergänzt wurde, hielt Barbara Hennl-Goll von der „Bücher-Insel“ die Laudatio.

Betonkunst in Schwetzingen: Vielseitiges Material in der modernen Kunst

Inzwischen hat sich nicht nur bei den Künstlern der Region herumgesprochen, dass sie ihre Werke in dem reizvollen historischen Gebäude ausstellen können, sondern auch bei den Kunstinteressierten. So wundert es nicht, dass noch vorm eigentlichen Beginn am Sonntag viele gekommen waren und mit einem Glas Sekt durch alle Stockwerke flanierten, um die Werke zu bewundern.

In ihrer Ansprache ging Barbara Hennl-Goll auf Joachim Weiss und die Geschichte des Baumaterials ein. „Über 25 Jahre war er Marketingleiter einer Tochtergesellschaft aller Südwestdeutschen Zementhersteller und seine Aufgabe war es, den Beton wieder ‚salonfähig‘ zu machen.“ Denn zu viele Bausünden wie Plattenbauten und „Betonburgen“ hätten das Image verschlechtert.

Schon vor zwanzig Jahren habe der 74-Jährige eine Wanderausstellung über Beton und seine Jahrtausende alte Geschichte organisiert, die genauso lange an über 78 Standorten zu sehen gewesen sei. Einzigartig sei es, was er als Künstler über einen ebensolchen Zeitraum mit Beton mache: „Mir ist sonst niemand bekannt, der derartige Werke auf dieser Basis erschafft.“ Auch die Schmuckstücke von Susanne Reinisch seien Kunstwerke und Gold ein weiteres verbindendes Element.

Neben Kunstwerken gibt es auch kunstvoll gefertigten Schmuck zu sehen. © Marco Montalbano

Beton und Gold: Innovative Materialkombinationen in der Kunst

„Vor einigen Jahren experimentierte ich zusammen mit einem Professor an der Fachhochschule Karlsruhe mit der Beimischung von Naturfasern. Es entstand ein elastischer Beton, den ich als Basis verwende. Er bekommt nie Risse“, erzählte Weiss. Malen könne er nur, wenn er klassische Musik höre. „Am liebsten laut Wagner“, so der Künstler. Wie eine Strukturpaste trägt er den Beton auf die Leinwände auf, verwendet Acrylfarbe, setzt Laserpointer ein und erschafft so schnurgerade Linien auf den bis zu acht Kilo schweren Arbeiten.

Oft wähnt man sich beim Betrachten vor einem impressionistischen Gemälde. Vergleiche mit Van Gogh drängen sich auf, auch wenn keine Objekte erkennbar sind. Elemente scheinen sich zu ballen, zu fliehen, zu fließen. Und immer wieder: Blattgold, dezent aber effektvoll eingesetzt. Dazwischen: das gelungene Porträt seiner Frau. Doch der Künstler meint bescheiden: „Eigentlich bin ich nur ein Handwerker, der gerne malt.“ Wer seine Werke erlebt, weiß, dass dies mehr als stark untertrieben ist.

Begrenzte Zeit für die einzigartige Betonkunst-Ausstellung

Besucher Jöran Schumann aus Reilingen zeigte sich beeindruckt: „Tolle Bilder, in die man sich schnell vertiefen kann. Auch die Farben, einfach frisch, sommerlich.“ Margitta Kronenberger aus Plankstadt meinte fasziniert: „Dass man so ein Material verwenden kann, war mir nicht bekannt“, und ergänzte: „Man muss sie einfach lange betrachten und die Wirkung ist erstaunlich.“

Über alle Stockwerke des historischen Gebäudes sind die Gemälde von Joachim Weiss verteilt. © Marco Montalbano

Wer die Arbeiten von Joachim Weiss noch in der Villa Benz erleben möchte, muss allerdings schnell sein, da die Ausstellung nur noch zwei Wochen läuft. Dann käme schon der nächste Künstler, so Inhaber Julian Blem, der verriet: „Wir haben immer mehr positive Resonanz auf die wechselnden Ausstellungen, besonders von unseren Stammgästen. Sie sind immer gespannt, was es als Nächstes gibt.“ Die Ausstellung ist noch bis 14. Februar in der Zähringerstraße in Schwetzingen nach telefonischer Vereinbarung zu sehen, Telefon 06202/93 60 90.

Freier Autor Freier Journalist. Davor Pressereferent. Studium der Politikwissenschaft.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung

VG WORT Zählmarke