Schwetzingen. Die Begegnung mit den Bildern des Künstlers Matthias Maaß (1958 – 2019) lassen niemanden unberührt. Wie nur wenigen Künstlern gelang dem Heidelberger mit manchmal nur ganz wenigen Strichen und etwas Farbe ein enorm tiefer Blick in das Innere des Menschen. Er scheint sich der Abgründe des Menschen gewahr gewesen zu sein. Und dieses Bewusstsein zeigt sich in seinen Werken, die im Xylon-Museum + Werkstätten in Schwetzingen unter dem Titel „Die Atomisierung der Gedanken“ zu sehen sind.
Präsentiert werden Bilder aus allen Schaffensphasen des vor vier Jahren verstorbenen Malers. Dabei ist es kein Geheimnis, dass Maaß auch mit sich selbst im Kampf war. Aber genau dieser Kampf erlaubte ihm diesen verstörenden, aber eben auch so wichtigen und faszinierenden Blick tief ins Menschsein.
Auch das Vorstandsmitglied des Xylon-Museums, Wilhelm Kampik, ließ an dem aufwühlenden Charakter der Bilder keinen Zweifel. Die Gefühle beim Betrachten reichen bei ihm von Irritation über Verstörung und Angst bis zum verehrenden Lächeln. Kunst mache immer einen Unterschied. Aber hier gelte dieser Satz noch etwas mehr als sonst. Als Beispiel hierfür steht für ihn das Bild „43 800 Faschisten in Deutschland“ mit winzig kleinen Hitler-Porträts, jedes davon anders. Im Xylon zwar nicht zu sehen, zeige es die unbändige künstlerische und philosophische Kraft des Mannes. Was er damit meinte, wird jedoch mit Werken wie „1500 Arschlöcher“ oder „600 Schläfer“ sehr deutlich und die finden sich im Museum in der Kronenstraße.
Matthias Maaß hat großes Werk hinterlassen
Die Auswahl, das erklärte Dr. Kristina Hoge, ebenfalls im Xylon-Vorstand, sei eine Herausforderung gewesen. Maaß hinterließ ein gigantisches Werk, das für ihn weit mehr als Ausdruck war. Für Maaß, so Hoge, war die Kunst stets ein Weg zur Selbsthilfe. Dem Blatt Papier Struktur zu geben, bedeutete Struktur für sein Leben. Seine Kreativität speiste sich dabei aus der Reflexion der Welt, und zwar in all ihrer Breite und Widersprüchlichkeit. Das Tun folgt auf das Schauen. Dieses Duo aus Reflexion und Tun setzte bei ihm eine Art Perpetuum mobile in Gang. Die enorme Wissbegierde und das ständige Auseinandersetzen mit der Welt dürfte der Grund für das gigantisch große Werk sein, das Maaß in den Jahren 1981 bis 2019 schuf. Es sind 38 Jahre, die Eindruck machen. Der Fotograf Jessen Oestergaard zeigte sich davon begeistert, mit wie wenigen Strichen es Maaß gelang, das Innere des Menschen zu zeigen – und das ohne jede Angst vor Abgründigem. Auch der früheren SPD-Landtagsabgeordneten Rosa Grünstein scheinen die Bilder zu imponieren. Menschen ändern sich, sie kämpfen mit sich und der Welt und genau das habe Maaß sehr eindrücklich festgehalten. Es seien Bilder, die zu sehen sich lohne, so Grünstein.
Die Ausstellung „Atomisierung der Gedanken“ von Matthias Maaß im Xylon-Museum läuft bis zum 5. Dezember. Geöffnet ist das Museum samstags und sonntags von 15 bis 17 Uhr sowie jederzeit nach Vereinbarung, Telefon 06221/36 08 688.
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