Schwetzingen. Das die kurfürstliche Residenz und die Kultur irgendwie zusammengehören ist landläufig bekannt. Die Stadt baut spätestens seit den Zeiten des Kurfürsten Carl Theodors darauf. Musik, Literatur, Philosophie, Malerei und Bildhauerei sind seit dem 18. Jahrhundert grundlegende Fundamente der Stadt. Und sie tragen bis heute, was die zweite Ausgabe der Kunstpromenade Schwetzingen mehr als deutlich machte.
Dabei verwandelten Geschäfte, Kirchen und Museen, fast 40 an der Zahl, die Stadt in eine Art gigantische Galerie voller Bilder, Skulpturen, Fotografien und das in Teilen musikalisch begleitet. Am Ende, so viel gleich zu Beginn, war es wieder einmal ein Fest. Für Silvie Junker nicht weiter überraschend. „Das ist doch wieder typisch Schwetzingen. Verwandeln an einem Freitagabend die Innenstadt einfach in einen großen Kunstraum.“ Der einziger Kritikpunkt betraf die Temperatur. Ist schon etwas kalt, bekam die Schwetzinger Zeitung öfter zu hören. Was der Kunstpromenade aber eher guttat, begaben sich die Besucher doch nur zu gerne in die Geschäfte, die mit Prosecco und kleinen Stärkungen zusätzlich lockten.
Den Künstlern und Geschäften kann man angesichts der schieren Zahl nicht gerecht werden. Der kurfürstliche Catwalk der Kunst, den das Stadtmarketing Schwetzingen (SMS) zum zweiten Mal ausgerichtet hat, reichte von der Carl-Theodor-Straße, der Friedrichstraße und der Herzogstraße über die Mannheimer Straße und die Kleinen Planken bis zur Dreikönigstraße, Hebelstraße und Kronenstraße. Es ist nicht übertrieben, das Herz der Stadt schlug hier durch und für die Kunst. Das schwierigste des Abends, so Silvia Müller, sei die Frage gewesen, „wo anfangen“. Auch Sabine Oellers stellte sich mit ihrer Freundin diese Frage und fand sich als erstes im „Falke exklusive“, wo Florian T. Franke von Krogh seine Fensterbilder präsentierte. Schöne kleine Bilder mit kleinen Ein- und Ausblicken.
Und das im wohl besten Whiskey-Duft-Raum der Stadt. Weniger Whiskey, dafür mehr Mode mit Kunst gab es im „Lieblings“. Dabei warf die Inhaberin Aline Grotelüschen Fotografien von Jo Kirchherr an die Wand. Auf die Frage, wie Kunst und Whiskey, Mode, Schmuck oder Bücher und Brillen zusammenpassen gab es unisono die Antwort, perfekt. Kunst als Teil des Seins im Leben der Menschen. Carsten Kissner von „Kissner Meisteratelier“ spricht von einer Symbiose. Zwischen dem Schmuck und den Bronze-Skulpturen von Norbert Wilting verschwimmen die Grenzen tatsächlich. Die kleinen Prinzen und die Paare aus Bronze sind ergreifend schön. Ja, es geht hier wie überall auch ums Kaufen.
Aber die Kunstpromenade ist mehr. Was man schon daran merkte, dass die Menschen etwas langsamer gingen, sich in Teilen im Schauen fast verloren und die Atmosphäre in der Stadt fröhlich und tiefenentspannt war. Fast eine kleine Party wurde die Veranstaltung bei „Optik Schneider“, wo das Duo „Notes from the living room“ alias Anna und Matze Wurm für ordentlich Stimmung sorgten. Dazu passten dann auch die Bilder des Künstlerkollektivs „Tal49“. Alicio Zitzer, Teil des Kollektivs, betont im kurzen Gespräch mit der Schwetzinger Zeitung den Wert dieses Projekts. Die Stadt sei ein idealer Raum zum Präsentieren von Kunst. Allzu viele von diesen Räumen gebe es hier in der Region ja nicht.
Umso dankbarer sei man der Stadt und den Leuten vom Stadtmarketing. Weiter ging es dann bis tief in die Nacht vom „Klein Wohlig Café“ mit seinen südafrikanischen Impressionen (Kirsten Klee), „Reiser Uhren Schmuck“ mit Porträts und Landschaften (Vincenzo Di Tommaso), „Tillmanns textiles Wohnhandwerk“ mit Bildern von Gabriele Futterer, und der Galerie Klaus Schäfer mit der legendären Retrospektive zu Heinz Friedrich, über die Bücherinsel mit erstaunlichen Betonbilder (Joachim Weiss), „trendi Mode“ mit leuchtenden Farbespielen (Jutta Geschwil) und das Modehaus „Bräuninger“ mit grandios komponierten Bildern von Nina Kruse, bis zu „Acht F Fashion“ mit mediterranen Landschaften (Johanna Knopf), dem Museum Blau mit der Kunst in blau und den beiden Kirchen, der evangelischen Stadtkirche und St. Pankratius, wo es für das Auge neben der KIS-Ausstellung und Kirche im Licht auch herrliche Musik auf die Ohren gab.
Am Ende bleibt, der kurfürstliche Kunst-Catwalk fand erst zum zweiten Mal statt und eigentlich gilt ja, dass Veranstaltungen erst ab dem dritten Mal den Status Traditionsveranstaltung bekommen. Hier sollte eine Ausnahme gemacht werden und der Kunstpromenade Schwetzingen dieser Status bereits jetzt zugestanden werden.
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