Palais Hirsch (mit Fotostrecke)

Kunstverein Schwetzingen zeigt Werke von Michael Schuster

Unter dem Motto „Licht und Schatten“ zeigt der Kunstverein Schwetzingen Werke des in Berlin lebenden Künstlers Michael Schuster. Dabei steht bereits jetzt das Herbstlaub im Zentrum.

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Maria Herlo
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Die Ausstellung des Kunstvereins Schwetzingen im Palais Hirsch am Schlossplatz präsentiert den Berliner Künstler Michael Schuster mit „Licht und Schatten“. Seine Bilder sind Collagen auf Papier. Die Motive bestehen aus getrockneten, gepressten und dann ausgeschnittenen Platanenblättern. Alle Bilder tragen den Titel „Lichtbild“ und erinnern somit an die Sonne, die Mutter allen Lebens, die uns das Licht, aber auch den Schatten schenkt. © lenhardt

Schwetzingen. Es ist mit Sicherheit eine der bemerkenswertesten Ausstellungen, die der Kunstverein Schwetzingen im Palais Hirsch eröffnete. Eingeladen war der Berliner Künstler Michael Schuster, der aber aus Mannheim stammt und die Reihe des Kunstvereins, Söhne und Töchter der Region nach Schwetzingen zu holen und ihre Werke zu zeigen, fortsetzte.

„Ausschlaggebend für die Einladung war jedoch die Qualität seiner Arbeiten“, versicherte Dr. Dietmar Schuth, Kurator und Künstlerischer Leiter, bei der Ausstellungseröffnung. Zunächst aber begrüßte der Vorsitzende Erik Schnatterer die zahlreich erschienenen Gäste, den anwesenden Künstler sowie die Saxofonistin Ellen Eichele und den Pianisten Karl-Heinz Steidel, die die Vernissage musikalisch umrahmten.

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Schwetzingen: Ausstellung "Licht und Schatten" im Palais Hirsch

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„Dass sich an diesem warmen Sommerabend so viele Interessierte eingefunden haben, die Ausstellung des Kunstvereins zu besuchen, ist sehr erfreulich“, sagte Schnatterer. Unter dem Motto „Licht und Schatten“ stellt hier ein „Kind der Region“ aus, das 1963 in Mannheim geboren ist und hier an der Freien Kunstakademie und an der Fachhochschule für Gestaltung studiert hat. Inzwischen lebt Michael Schuster seit vielen Jahren in Berlin und nimmt in der internationalen Kunstszene einen prominenten Platz ein.

„Eigentlich sei es die Herbstveranstaltung des Vereins“, informierte Schnatterer. Das passte zu Schusters verblüffende Werke, die er aus gepressten, getrockneten und dann ausgeschnittenen Platanenblättern gestaltet, „Material, mit dem es sich gut arbeiten lässt“, wie Schuth in seiner Einführung erläuterte. Ihre gelb-orangene Farbe weist auf die Herbstfärbung hin, auf die Jahreszeit, die den dunklen Tagen vorangeht.

„Herbstlaub ist ein nahezu klassisches Symbol für das Leben und Sterben der Natur, ein Symbol der Vergänglichkeit“, wies Schuth auf Antrieb und künstlerische Aussage Michael Schusters hin. „Auch an Tabak muss man dabei denken“, so Schuth, „der hier in der Region Tradition hat.“ Im Wesentlichen handle es sich um eine sterbende Biomasse, die in den an Scherenschnitt erinnernde Collagen neue Lebendigkeit erfährt. Als inspirierende Vorlage verwendet der Künstler immer ein Foto, das mit Hilfe einer komplexen Cut-out-Technik umgesetzt wird. Früher waren es Fotos aus dem Familienalbum, Aufnahmen, die schon lange zurückliegen, heute sind es Momentaufnahmen seines Berliner Alltags.

Künstler Michael Schuster erinnert mit „Licht und Schatten“ an die Sonne, die Mutter allen Lebens, die den Menschen Licht schenkt. © Dorothea Lenhardt

Alle Arbeiten tragen den Titel „Lichtbild“ sowie den Hinweis auf das Jahr der Entstehung. Dieser Bezug zur fotografischen Quelle ist für den Künstler ausschlaggebend, denn darin manifestiert sich die Zeit als Moment des Vergehens.

„Durch meine Werke versuche ich, sie sowie die Platanenblätter ihrem Entschwinden zu entreißen, ihnen Bestand über die Zeit hinaus zu geben“, fügt er noch hinzu. Die Verzeitlichung seiner Bildwelten macht der Künstler auch in der Art und Weise deutlich, wie er seine filigranen Schattenbilder gestaltet.

Nicht die Figur oder der Gegenstand als Quelle des Schattens interessiert ihn, sondern der Schatten selbst. Diese flüchtigen Umrisse verleihen den Werken eine freie und vom Gegenständlichen losgelöste Dimension. Insbesondere in der Serie der Arbeiten mit Passanten in der Stadt oder Spaziergänger in der Natur überwiegt die Silhouette, die sich auf dem Asphalt, den Pflastersteinen, der Erde, oder auf dem Sand des Strandes abbildet. Von den Körpern als solchen ist jeweils nur ein An- oder Ausschnitt zu sehen. Mit dem Thema Vergänglichkeit setzt sich Michael Schuster auch in seinen Stillleben auseinander, in dem er seine unmittelbare Umgebung abbildet: eine Kaffeetasse mit Löffel. Hier setzt er die temporären Lichtbrechungen im Inneren und Äußeren der Tasse um.

Die Besucher rieben sich die Augen hinsichtlich der Versiertheit, mit der es Michael Schuster gelingt, diese komplexe Welt allein aus Platanenblättern zu erschaffen. Außerdem waren sie tief von der Musik beeindruckt, die das Duo Eichele/Steidel spielte. Angepasst an die Ausstellung, brachte es Songs zu Gehör, in denen eine wohltuende Melancholie mitschwang wie in „Tears in Hieven“ von Eric Clapton oder „Yesterday“ von den Beatles. Damit evozierten sie Bilder der Erinnerung, die zudem die Rezeption der ausgestellten Bilder vertieften – ein audio-visuelles Wechselspiel, sich gegenseitig befruchtend.

Info: Die Ausstellung ist bis Sonntag, 1. Oktober, zu sehen, begleitet von einem Katalog. Öffnungszeiten: mittwochs bis sonntags von 14 bis 18 Uhr.

Freie Autorin

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