Schwetzingen. Für die Gottesdienstbesucher vom vergangenen Sonntagabend in der Stadtkirche in Schwetzingen gab es viele überraschende, herausragende, aber auch bewegende Momente, die sowohl der Musik als auch der Predigt zu verdanken waren.
Experimentierfreude charakterisierte schon immer Pfarrer Steffen Groß in der Gestaltung der Gottesdienste. Nie tut er das in „uncooler“, altbackener Manier, sondern stets modern zeitgemäß. Und der Erfolg gibt ihm recht. Wenn er, wie jüngst geschehen, gemeinsam mit dem Gospelchor die „gute Nachricht“ vermitteln vermag, dann kommen die Menschen in die Kirche und lassen sich mitreißen von den Worten und Klängen.
„Und genau darum geht es heute“, sagte Steffen Groß in seiner Begrüßung, „wir wollen die gute Nachricht in eine Welt weitertragen, die gute Nachrichten selten so nötig hatte wie in diesen Tagen“, nahm er Bezug zur aktuellen politischen Lage, „wir weichen dem Leid in der Nähe und Ferne nicht aus, sondern setzen etwas dagegen: Glaube, Liebe und Hoffnung und die pure Freude an der Musik.“ Und der Text des Römerbriefs, Kapitel 1, den Hanna Schwichtenberg vorlas, passte genau zu diesen Überlegungen wie der Anfang des Kolosserbriefs, Kapitel 3: „Euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott …“.
Es gibt gewiss Stellen, wo ein „Vorschein des Glanzes Gottes in unserer Welt sichtbar wird“, so Groß anschließend in seiner Predigt. Das geschieht im „Erbarmen“ zum Beispiel, vor allem aber im „Danken und im Singen der Gemeinde“. Im Dank deutet man die Welt besser, meinte Groß, man liest die Schönheit in sie hinein, danken zu lernen, ist wichtiger als jede Moral: „Wer dankt, schlägt nicht, wer dankt, benutzt nicht, wer dankt, zerstört nicht.“
Kluge Gedanken als Geschenk
Denn, so die feste Überzeugung des Pfarrers, die Muttersprache des Dankes sind die Lieder und die Musik, „in den Liedern kann unser Mund viel mehr, als unser Herz schon kann“. Deshalb halte er die Musik, die Lieder, für wichtiger als alle Predigten und Lehren. „Überhaupt ist das Schönste, was wir im Leben haben, nicht unter der Kategorie der Nützlichkeit zu verrechnen: die Küsse, die wir tauschen, die Gedichte, die wir lesen, die Blumen, die wir verschenken, die Musik, die wir hören“. Es sind jedoch unentbehrliche Schönheiten, die das Leben lebenswert machen.
Mit solch klugen Gedanken wurden die Gottesdienstbesucher an diesem Sonntag reich beschenkt und mit Musik, die der Gospelchor unter der Leitung des Kirchenmusikdirektors Detlev Helmer zu Gehör brachte. Schon das erste Lied „Every praise“ gab die Richtung vor: Gottes Lob und Freude, Freude am Leben, am Beten und am Gesang. Und mit Gesang sorgte der hervorragend vorbereitete Chor, der weder bei extremen Höhen noch bei schnellen Tempi an seine Grenzen gelangte, an diesem Abend für eine besondere Stimmung im Kirchenraum.
Auf musikalisch hohem Niveau erklangen die Songs „Here we are“, „When the saints“ oder „Vaterunser“: mal leise und nachdenklich, mal laut und voller Jubel. Auf diese Weise erreichten die Sängerinnen und Sänger direkt die Herzen der Zuhörer, niemand konnte sich der Innigkeit und Rhythmik dieser Musik entziehen, die von Liebe erzählte, von Glauben und Hoffnung und von der Schönheit der Welt.
Bitte mit einstimmen!
Und einfach nur zuhören geht beim Chorleiter Helmer gar nicht. Immer wieder band er die Gottesdienstbesucher mit ein, animierte sie, zum Beispiel mit dem Halleluja-Ruf im Refrain von „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“, einzufallen oder rhythmisch mitzuklatschen. Auf diese Weise wurden sie selbst Teil eines größeren Chors, dessen wuchtiger Klang Gänsehautmomente erzeugte. Kräftig in den Gesang des Chors fügte sich die Stimme der Solistin Gaby Schneider ein und löste beim Publikum immer wieder spontanen Applaus aus. Befeuert wurde der beschwingte Rhythmus des Chorgesangs von der instrumentalen Begleitband mit Piano, Schlagzeug und Bass und von einer bewegten Choreographie, mit der die Sängerinnen und Sänger ihre Freude am Gesang kundtaten.
Den musikalischen Bogen schlossen der Gospelchor und sein Chorleiter Detlev Helmer als dessen treibende Kraft noch einmal mit den vitalen, voller Verve gesungenen „Song of joy“ und nach dem Segen „Get together“, sodass die Zuhörer stehend in das rhythmische Klatschen mit einfielen.
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