Lokführer als Juwelen

Katja Bauroth über das Glück eines Lesers und die Bahn

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Katja Bauroth
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Über die Deutsche Bahn wird ja viel geschimpft. Meist zu Recht mit Blick auf deren „Pünktlichkeit“ oder „Verlässlichkeit“. Unser Leser Ulrich Pfeiffer aus Schwetzingen hat aber ein paar besondere Juwelen entdeckt, über die er der Redaktion wie folgt berichtet: „Am Sonntagmorgen freute ich mich auf eine Wanderung mit dem Schwarzwaldverein und wollte mit der der S-Bahn von Schwetzingen über Mannheim nach Neckargemünd fahren. Plötzlich bemerkte ich – kurz vor Heidelberg – mein Handy ist weg. Die Gedanken schossen mir durch den Kopf. Hat es jemand entwendet oder wo habe ich es liegen lassen? Also beschloss ich, zurück zum Tatort zu fahren, um alles genau zu rekonstruieren. Ich nahm die nächste S-Bahn wieder nach Mannheim und fragte dort am DB-Info-Schalter, ob ein Handy abgegeben wurde.“

Für Ulrich Pfeiffer folgte dann eine Odyssee, die jene nachempfinden können, denen es ähnlich ging. Denn er bekam die Antwort: „Leider nein.“ Kein Handy. Aber er könne ja per Internet eine Verlustmeldung machen.

Heutzutage geht es ja fast nicht mehr ohne das Handy – alles Mögliche ist darin gespeichert, es ist für viele „das zweite Gehirn“, dazu Bezahlmittel und Speicherplatz für wichtige Formulare. Ulrich Pfeiffer gab nicht auf: „Dann fiel mir ein, dass ich im vordersten Wagen gesessen hatte und das Handy sich womöglich noch dort befinden könnte. Die S-Bahn pendelt ja von Karlsruhe nach Mannheim und zurück. Dann ließ ich mir von der DB-Auskunft die S-Bahn Nummer geben und ging zu einem wartenden Lokführer. Er zückte spontan sein Diensthandy und sagte mir, dass die betreffende S-Bahn um 11.05 Uhr wieder in Schwetzingen ankomme. Also fuhr ich schleunigst dahin, um die S-Bahn mit meinem Handy (?) abzuwarten.

In Schwetzingen angekommen klopfte er an die Scheibe im Führerstand. Sogleich öffnete die Fahrerin das Fenster und hatte ein Glitzern in den Augen, als ich nach meinem verlorenen Handy fragte. Da ahnte ich, dass sie es wohl gefunden hat. Zur Kontrolle stellte sie mir natürlich ein paar Fragen. Auf dem Deutschlandticket war mein Foto. Mit einem Lächeln händigte sie mir das Handy aus und mir fiel ein Stein vom Herzen. Lokführer und Lokführerin haben spontan, empathisch, unkonventionell und unbürokratisch gehandelt. Auch wenn bei der Deutschen Bahn einiges schiefläuft. Sie hat wahre Juwelen in ihrem sympathischen Lokführerteam.“ Und das sind gute Nachrichten, die einfach in die Zeitung gehören.

Autor Katja Bauroth liebt Begegnungen und Storys - im Lokalen und auf Reisen.

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