Im Doppelinterview

Manfred Kern und Fola Dada: Jazz-Highlight im Rokokotheater Schwetzingen

Manfred Kern von der Jazzinitiative und die deutsche Jazzpreis-Trägerin machen Appetit auf das fast ausverkaufte Konzert im Rokokotheater.

Von 
Viktoria Linzer
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Sympathisch, herzlich, grandios: Fola Dada. © Annette Cardinale

Schwetzingen. Die Jazzinitiative Schwetzingen plant am Sonntag, 4. Dezember, um 20 Uhr im Rokokotheater im Schloss Schwetzingen ein weiteres Highlight der diesjährigen Jazztage. Der Vorsitzende der Jazzinitiative, Manfred Kern, und die Sängerin Fola Dada, verraten vorab einige interessante Details und berichten über die fruchtbare Zusammenarbeit.

Herr Kern, seit wann gibt es die Jazzinitiative Schwetzingen und welche Ziele verfolgt sie?

Manfred Kern: Die Jazzinitiative wurde im November 2003 gegründet. Dabei wurde Folgendes formuliert: „Ziel der Jazzinitiative ist die Förderung des Jazz sowie jazznaher Musikformen. Die Förderung erfolgt gleichermaßen durch ideelle, organisatorische und finanzielle Unterstützung von Veranstaltungen, die Förderung von jungen Musikern des Schwetzinger Bezirks und die Durchführung eigener Veranstaltungen.“ Heute würde ich das etwas anders formulieren, nämlich in etwa so: „Die Jazzinitiative fördert den Jazz, indem sie versucht, diese Musik auf allen Wegen an die Menschen, gleich welchen Alters, Geschlechts oder Herkunft, heranzubringen.“ Deshalb haben wir auch einen Schwerpunkt bei Veranstaltungen ohne Eintritt wie Kneipenjazz, Jamsessions oder Schlossplatzmusik.

Wie fällt Ihre bisherige Bilanz der Jazztage 2022 aus?

Kern: In diesem Jahr gab es drei Konzerte im Schloss, die alle sehr gut beim Publikum ankamen. Das Erfolgreichste war das Eröffnungskonzert mit Elisabetta Antonini und Maurizio Giammarco im Rokokotheater. Alle drei Konzerte veranstalteten wir im Rahmen von Enjoy Jazz. Außerdem hatten wir wieder den sehr gut besuchten Kneipenjazz in sieben Lokalitäten.

Wieviel Organisationsarbeit steckt eigentlich hinter all den Konzerten?

Kern: Es gibt einen festen Ablauf der Vorbereitungen, der sich in der Regel wiederholt. Natürlich kommt hin und wieder etwas Unvorhergesehenes, dann muss man schnell reagieren und hoffen, dass man richtig entschieden hat. Wichtig ist für mich dabei der Rückhalt, den ich durch meine Kollegen im Vorstand bekomme. Da geht es einerseits um die Übertragung einzelner Aufgaben, andererseits aber auch um die moralische Stütze, die man als Verantwortlicher dann und wann braucht.

Was ist das Besondere am Abschlusskonzert mit Fola Dada?

Kern: Fola Dada kenne ich schon seit fast fünfzehn Jahren. Sie ist eine begnadete Sängerin, eine tolle Gesangslehrerin und ein wunderbarer Mensch. Und jetzt hat sie auch noch den deutschen Jazzpreis gewonnen, worüber ich mich ganz besonders freue. Ich war schon ein paar Mal als Teilnehmer beim „Jazz and more“-Workshop in Ochsenhausen, wo außer Fola auch andere Größen dozieren wie Klaus Graf, Veit Hübner oder Joo Kraus, der ja am Sonntag mit seiner Trompete neben ihr auf der Bühne stehen wird. Die beiden verbindet eine gemeinsame musikalische Sprache, in der sie sich im Konzert gegenseitig Fragen stellen und beantworten. Es erwartet die Zuschauer also etwas ganz Besonderes.

Das Rokokotheater bietet eine besonders prunkvolle Kulisse. Wie wirkt es sich auf die Künstler, das Publikum und vor allem auf die Musik selbst aus?

Kern: Wir hier in Schwetzingen sind zu Recht sehr stolz auf „unser“ Rokokotheater. Ich bin selbst schon auf der Bühne gestanden und weiß, was für ein tolles Gefühl es ist, von dort in die voll besetzten Ränge zu schauen. Und das erleben wir regelmäßig auch von unseren Musikerinnen und Musikern. Nahezu einhellig sind die positiven Reaktionen der Künstler auf die wunderbare Atmosphäre dort. Gleiches gilt natürlich für das Publikum, das teilweise von weit her anreist. Das Theater ist von der Bauweise ja eher ein Sprechtheater und das kommt dem Jazz, der auf zu viel Raumklang gerne verzichten kann, sehr entgegen.

Welche Projekte stehen nächstes Jahr an?

Kern: Wir planen am 15. April eine „Ballroom Night“ im Schloss in Zusammenarbeit mit dem Schlossrestaurant „Theodors“. Da gibt es dann einen ganzen Abend lang live Big-Band-Swing zum Tanzen. Ab März nächsten Jahres wollen wir wieder mit den Sessions starten. An jedem ersten Dienstagabend im Monat spielt eine Combo im „Grünen Baum“ am Schlossplatz im ersten Set ein kleines Konzert und nach der Pause können Musiker, die ihr Instrument dabei und sich wenn möglich vorher angemeldet haben, einsteigen. In den Sommermonaten soll es wieder die Schlossplatzmusik geben. Dafür suchen wir gute Amateurensembles. Alles hängt stark davon ab, ob wir Sponsoren finden, mit deren Hilfe wir die Dinge finanzieren können. Im Herbst gibt es wieder die Jazztage, mit einem Konzert im Rokokotheater am Donnerstag, 19. Oktober, und dem Kneipenjazz am Samstag 21. Oktober.

Frau Dada, wie kommen Sie zum Jazz und was ist Ihre Motivation?

Fola Dada: In meiner Familie wurde viel Musik gehört und gemacht, der Jazz war allerdings nicht dabei. Den habe ich durch meine Liebe zum Stepptanz kennengelernt. Alte Broadway-Filme mit Fred Astaire und Gene Kelly haben mich begeistert und mich dazu gebracht, steppen zu lernen und eigentlich durch die Hintertür viele der Jazzstandards kennenzulernen. Denn diese Filme bestanden nun mal aus Standards. Meine Motivation Jazz oder besser Musik zu machen, ist Freude am Tun und diese Freude zu teilen. Es wird mir nie langweilig und ich habe keine Scheu, die Stile zu vermischen. Dank meiner Familie und der vielen Musik, kann man bei vielen meiner Konzerte Jazz, Reggae, Soul und elektronische Elemente an einem Abend hören und erleben, dass das geht.

Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit Ihren Mitmusikern?

Dada: Meine Band, bestehend aus Ulf Kleiner, Joscha Glass, Tommy Baldu und Joo Kraus sind enge Freunde. Teilweise kennen wir uns schon fast 20 Jahre. Wir schätzen und respektieren uns und das führt dazu, dass wir auf der Bühne einander blind vertrauen können. Es ist für mich jedes Mal ein Genuss, weil ich weiß, wir ziehen an einem Strang und wollen aus dem Konzert das Beste und Schönste herausholen.

Worauf dürfen sich die Zuhörer am Sonntag am meisten freuen?

Dada: Wir stellen Songs aus dem Album „Earth“ und neue Songs aus dem nächsten Album „Essential“ vor, ab und zu greifen wir auch zu Stücken, die nicht selbst komponiert sind, aber einfach passen. Ich glaube, am meisten dürfen sich die Zuschauer darauf freuen zu sehen, wie wir uns freuen und was das für eine Energie freisetzt, die dann den Raum füllt und alle froh macht.

Würden Sie Ihren Stil kurz umschreiben?

Dada: Wir verweben Soul, Jazz, Reggae und House zu einer stimmigen Melange. Die Musikstile, die mich prägen, lasse ich aufeinandertreffen und kann mich dadurch am authentischsten zeigen.

Welche Projekte sind noch geplant?

Dada: Diese Band spielt in der nächsten Woche noch drei Konzerte, da-nach bin ich Gast bei der „hr-Big band“ für das Swinging Christmas Programm. Es erwarten mich vier Shows und ich freue mich riesig darauf, mit diesem Klangkörper zusammen zu musizieren und den Jahresabschluss vorzufeiern, denn dann kommt nur noch ein Jazzkonzert mit Freunden in Essen und ich darf langsam in die Weihnachtspause gehen.

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