Interview - Mit Laith Al-Deen als Petrus, Sarah und Samuel Koch ist die Musikszene der Region gut vertreten, die musikalische Gesamtleitung hat Michael Herberger. Der Ex-Bandleader der Söhne Mannheims erläutert das Spektakel.

Mannheimer mischen beim Live-Spektakel "Die Passion" von RTL mit

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Jörg-Peter Klotz
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„Die Passion“ setzt auf bekannte Popsongs, die im österlichen Kontext ganz anders wirken. © RTL, Proßwitz

Gute Quoten vorausgesetzt, würde „Die Passion“ am 13. April schon zum dritten Mal bei RTL laufen. Die Pandemie hat das Musical-Großprojekt 2020 und 2021 verhindert. Jetzt kann das mit Stars, Sternchen und Promis gespickte Erfolgsformat aus den Niederlanden in der Essener Innenstadt über die Bühne gehen und punktgenau vor Ostern live vom Kölner Privatsender übertragen werden. Mit Laith Al-Deen als Petrus, Sarah und Samuel Koch ist die Musikszene der Region gut vertreten, die musikalische Gesamtleitung hat Michael Herberger. Der Ex-Bandleader der Söhne Mannheims erläutert das Spektakel im Interview.

Herr Herberger, „Die Passion“ kurz vor Ostern mit einem sehr bunten Ensemble live bei RTL - was erwartet den Zuschauer da?

Michael Herberger: Vorab: Für jemanden wie mich, der passionierter Musiker ist und für den das Christsein eine tragende Rolle spielt, ist das mit das schönste Projekt, das ich in den vergangenen 20 Jahren machen durfte. Das heißt: Auf der einen Seite ist es für Christen oder Menschen, die eine große Affinität zu dem Thema haben, etwas Einzigartiges. Das gab es in dieser Form in Deutschland noch nicht.

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Warum einzigartig?

Herberger: Weil wir es geschafft haben, moderne Popsongs neu aufgelegt so unterhaltsam in die Ostergeschichte zu verpacken, dass es einen nicht mehr loslässt. Und das Ganze noch als Live-Event, das ist Wahnsinn. Ich kann das so sagen, weil ich schon einige Teile sehen konnte. Es wird großes Kino. Dass man es mitten in die Stadt bringt, auf den Essener Burgplatz, finde ich super. Am Dom gibt es eine große Treppe, wo die Bühne steht und 4000 bis 5000 Zuschauerinnen und Zuschauer Platz finden.

Ist die Musik zu dem Live-Musical neu produziert oder variiert sie bekannte Passionen von Händel oder Quincy Jones?

Herberger: Das nicht. Ein instrumentales Hauptthema zur Passion habe ich neu geschrieben. Alles andere sind wie im holländischen Original-Format bekannte Popsongs.

Zum Beispiel?

Herberger: Das halten wir noch geheim. Auf jeden Fall ist es oft verblüffend, wie gut die Texte in den österlichen Kontext passen und wie anders man sie dabei hört.

Wenn man die Besetzung liest mit Thomas Gottschalk als Erzähler, Schlagersängerin Ella Endlich als Maria, dann geht es über einige „Dschungelcamp“-Absolventen bis zu Reiner Calmund und Stefan Mross. Besteht nicht die Gefahr, dass die Show zu klamaukig wird - zu diesem Thema in dieser Zeit? Gerade für Sie als Christ...

Herberger: Nein. Ich verstehe die Frage aber. Nehmen wir Thomas Gottschalk: Dass er sein Herz auf der Zunge trägt, finde ich charmant. Das macht ihn aus. Aber er stammt aus einem christlichen Elternhaus, war selbst Ministrant und hat sich bewusst für das Projekt entschieden, weil es für ihn eine Herzensangelegenheit ist. Insofern haben wir da jemanden, der sich zu dem Projekt nicht zwingen muss. Und wenn ein Spruch kommt, passt er auch in die Geschichte, glaube ich.

Wie macht sich der erste „DSDS“-Sieger Alexander Klaws als Jesus?

Herberger: Sehr gut. Man muss bei den zentralen Figuren Jesus, Petrus oder Maria schauen, dass man Künstlerinnen und Künstler findet, die nicht nur sehr gut live singen, sondern auch noch spielen können. Wir wollen ja auch eine Handlung transportieren. Da bin ich mit einem Alexander Klaws total happy. Schon allein aufgrund seiner Musical-Erfahrung wäre es hierzulande total schwierig, jemand Besseren zu finden. Wenn sich das Format etabliert, ist man da bei der Auswahl vielleicht etwas freier.

Es geht also weiter - mit gleicher Thematik, aber neuem Ensemble?

Herberger: Richtig, mit anderen Darstellerinnen und Darstellern sowie anderen Songs. So läuft es in Holland seit über zehn Jahren sehr erfolgreich, jedes Mal in einer anderen Stadt. Die Geschichte bleibt natürlich gleich.

Bei einem blonden Jesus dürften Vorwürfe zum Thema kultureller Aneignung unausweichlich sein, oder?

Herberger: Ich finde die Diskussion bei Musik schwierig. Da müsste man sich ja die Frage stellen, ob man als Weißer überhaupt Jazz spielen darf.

Ein Ausweg wäre Gil Ofarim als Jesus, der jetzt einen Jünger spielt. Da wären RTL nach seinen inzwischen widerlegten Antisemitismusvorwürfen in einem Leipziger Hotel die Schlagzeilen und gute Quoten sicher.

Herberger: Die Besetzung stand ja schon, bevor die Pandemie 2020 begann. Aber ja: Ich denke, Gil würde das bestimmt auch gut machen.

Kann „Der letzte Bulle“-Star und Pontius-Pilatus-Darsteller Henning Baum singen?

Herberger: Erstaunlich gut. Er hat ja auch eine tolle, tiefe Sprechstimme. Als er bei uns zum Proben vorbeikam, hat er sich direkt ans Klavier gesetzt und eine Nummer gespielt und gesungen. Als Typ finde ich ihn eh grandios.

Es sind viele Mannheimer im Boot. Liegt das an Ihnen?

Herberger: Ist das so? Wegen Laith Al-Deen?

Dazu kommen Sie, das Ehepaar Koch und einige Mitglieder der „Sing meinen Song“-Band aus Mannheim und Umgebung..

Herberger: Wäre mir nicht aufgefallen, aber es schadet ja nicht. Das könnte uns wesentlich schlechter treffen (lacht).

Sind Sie über den Mannheimer Nico Hofmann, der als UFA-Chef auch RTL unter sich hat, an das Projekt gekommen?

Herberger: Nein. Tatsächlich kam der holländische Formateigentümer Jacco Doornbos auf mich zu. Der hat einen deutschen Produzenten gesucht. Die Beteiligten sind auch alle Christen, machen das Projekt also aus intrinsischer Motivation. Jaccos Mitarbeiter Ralf Dilger aus Mainz hat mich schon vor fünf, sechs Jahren angesprochen. Mit RTL haben wir einen Sender gefunden, der das Projekt versteht und machen wollte.

Ist ein Album geplant wie bei „Sing meinen Song“?

Herberger: Das ist im Moment nicht vorgesehen, könnte ich mir für die Zukunft aber vorstellen.

Ihr Job ist jetzt wahrscheinlich schon getan, oder?

Herberger: Für das, was vorgearbeitet werden musste, habe ich den Abgabetermin tatsächlich schon hinter mir. Ich muss noch ein bisschen was mit Felix Schüler erledigen. Der ist Popakademieabsolvent, Gitarrist, auch Christ, und hat die musikalische Leitung vor Ort u. a. für die achtköpfige Band. Mit gehobenem Alter versuche ich mich, wenn’s geht, von der Bühne fernzuhalten.

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