Bilanz - Feuerwehr rückt rund 1,3 mal pro Tag aus / Rund 190 Stunden Personaleinsatz bei Kampfmittelfunden im Hirschackerwald

Mehr Einsätze durch Sturmschäden

Von 
Volker Widdrat
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Material und Geräte für die kommunale Bevölkerungshilfe werden in der neuen Logistikhalle, die nächstes Jahr gebaut werden soll, gelagert: Stellvertretender Kommandant Lars Hoffmann (v. l.), Bürgermeister Matthias Steffan, FSJler Nils Neumann, Ordnungs-amtsleiter Pascal Seidel, Kommandant Walter Leschinski und Gerätewart Uwe Müller. © Widdrat

Nach dem kontinuierlichen Anstieg der Einsatzzahlen bis 2016 und dem Rückgang 2017 um 138 auf 435 Einsätze musste die Freiwillige Feuerwehr im vergangenen Jahr wieder einen leichten Anstieg um 41 auf 476 Einsätze verzeichnen. Maßgeblich hierfür sei die Zunahme an Sturmschäden gewesen, heißt es im Jahresbericht 2018, den Bürgermeister Matthias Steffan und Kommandant Walter Leschinski in der Feuerwache am Neuen Messplatz vorstellten.

„Ausstattung und Mannschaft waren mehr als gefordert, viele brenzlige Fälle konnten zur Sicherheit der Bevölkerung gelöst werden“, lobte Steffan die Feuerwehr und dankte für die geleistete Arbeit. Auf die Einsatzabteilung kämen immer mehr Anforderungen zu, warb der Bürgermeister für die Warn-Apps Katwarn und Nina, die den Bürgern wertvolle Informationen und Verhaltensregeln aufzeigen könnten. Steffan informierte über den geplanten Aufbau einer Notstromversorgung für die Verwaltungsgebäude Bauamt, Rathaus und Ordnungsamt sowie das Gebäude Hebelstraße 5. Der Gemeinderat hat der Einrichtung der Notstromversorgung für den Fall eines öffentlichen Stromausfalls bereits zugestimmt. Der Technische Ausschuss genehmigte den Neubau einer Logistikhalle auf dem Gelände der Feuerwache. Die kommunale Gefahrenabwehr sei eine wichtige Aufgabe, erläuterte Ordnungsamtsleiter Pascal Seidel. In den vergangenen Jahren waren die Kräfte beispielsweise immer häufiger zu Einsätzen mit Kohlenmonoxid-Vergiftungen in Shisha-Bars gerufen worden.

Kommandant Walter Leschinski ging auf das neue Aufgabengebiet der „kommunalen Bevölkerungshilfe“ ein, die jetzt dem Sachgebiet des Ordnungsamtes zugeordnet wurde. Für die Hilfe nach einem Ausfall wichtiger Infrastruktureinrichtungen, wie etwa Strom, Wasserversorgung und Telekommunikation, wurde bereits erforderliches Material und Gerät beschafft. Notbetten, Sichtschutz, transportable Heizungen, Tische, Bänke, Decken und vieles mehr sollen in der neuen Logistikhalle so gelagert werden, dass sie jederzeit verladen werden können.

Neben der kommunalen Bevölkerungshilfe habe die Feuerwehr noch mehr Aufgaben zu bewältigen, führte Leschinski aus. Seit 1993 muss bei Einsätzen und Übungen auch der Rettungszug der Bahn innerhalb des Pfingstberg-Tunnels mit zehn Feuerwehrangehörigen besetzt werden. Seit zwölf Jahren ist die Feuerwehr zudem für die Ölbeseitigung auf Verkehrsflächen zuständig. In der Regel beschränkt sich das auf die notwendigen Sofortmaßnahmen.

Auch für Massenanfall bereit sein

Für die Einsatzplanung und Bewältigung eines sogenannten Massenanfalls von Verletzten muss die Wehr ebenfalls bereitstehen. Bei Ebola-Verdachtsfällen müsste die Feuerwehr im Auftrag der Gemeinde und auf Anforderung des Gesundheitsamtes Hilfe leisten. Darüber hinaus ist das hauptamtliche Personal als Polizeibehörde für die Abwehr der von Kampfmitteln ausgehenden Gefahren zuständig.

Aufgrund der fortschreitenden technischen Entwicklung und für die Neuzugänge in der Feuerwehr sind zahlreiche Aus- und Fortbildungen nötig. Außerdem wird die Jugendfeuerwehr ehrenamtlich betreut. Daneben gibt es regelmäßige Besprechungen und Treffen zum Erfahrungsaustausch mit anderen Feuerwehren und Organisationen. „Es gibt weiterhin viel zu tun für unsere Feuerwehr, auch mit der Unterstützung der Umlandgemeinden“, meinte Bürgermeister Matthias Steffan.

Der aktuelle Feuerwehrbericht führt einige bemerkenswerte Einsätze des vergangenen Jahres auf. Bei drei Kampfmittelfunden im Hirschackerwald leistete die Feuerwehr rund 190 Stunden Personaleinsatz. Zu einem Busunfall mit einer Vielzahl von Verletzten auf der L 722 vor der Rheinbrücke rückte die Feuerwehr zur Unterstützung aus. Bei einem Zimmerbrand in einem Mehrparteienhaus in der Gemeinde Oftersheim kam das Drehleiterfahrzeug zum Einsatz. „Trotz der hohen Einsatzzahlen und Anforderungen können sich die Bürger der Stadt und der umgebenden Gemeinden auf eine motivierte und bestens ausgebildete und ausgestattete Truppe verlassen“, heißt es abschließend im Jahresbericht der Freiwilligen Feuerwehr.

Zahlen und Fakten

Die Freiwillige Feuerwehr Schwetzingen musste 2018 insgesamt 476 Einsätze leisten. Davon waren 65 Brände, darunter sechs Großbrände, und fünf mittlere Brände. Technische Hilfeleistungen wie Türöffnungen, Wasserschäden und Ölspuren gab es 207 Mal, Sicherheitsdienste 97 Mal. 54 Fehlalarme wurden verzeichnet.

Für Rettungsdienste mussten die Feuerwehrleute achtmal ausrücken. Sonstiges, unter anderem Wasserunfälle, Einsätze wegen gefährlicher Stoffe und für Insekten und Tiere sowie zur Beseitigung von Verkehrsbehinderungen kam 45 Mal vor.

Insgesamt 32 Menschen wurden gerettet. Drei Tote waren zu beklagen, zwei Feuerwehrangehörige wurden verletzt.

Für die Feuerwehr waren das 1,3 Einsätze pro Tag (Vorjahr: 1,2 Einsätze). vw

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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