Schlossgarten

„Mehr Licht!“: Künstlerinitiative Schwetzingen zeigt Vielfalt in der Orangerie

In der Orangerie Schwetzingen zeigt die Künstlerinitiative KIS unter dem Titel „Mehr Licht!“ facettenreiche Arbeiten. Am Sonntag endet die Ausstellung mit Finissage.

Von 
Marco Montalbano
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Terrakotta-Schalenobjekt von Tom Feritsch. © Marco Montalbano

Schwetzingen. Seit jeher zieht das Licht den Menschen in seinen Bann. Vincent van Gogh schwärmte vom Süden Frankreichs, und fehlt das Licht, übernimmt die Dunkelheit. Unter dem Titel „Mehr Licht!“ haben Tobias Ehrhardt, Nicola Falley, Tom Feritsch, Traudel Hagmann, Jörg Künkel, Oliver Mezger, Karin Posmyk, Tina Stolt, Karin Weinmann-Abel, Elke Weickelt, Felicitas Wiest, Günther Wilhelm sowie die Gastkünstler Max Martinez und Ulrike Thiele ihre unterschiedlichen Ansätze zum Thema präsentiert.

Nicola Falley mit ihrer Installation „Das Buch“. © Marco Montalbano

Zu sehen sind Arbeiten aus Grafik, Malerei, Skulptur, Fotografie und Installation. Wer die Ausstellung noch nicht besucht hat, muss sich beeilen: Sie endet bereits am Sonntag. Bei der Finissage gibt es Gelegenheit, mit den Kunstschaffenden ins Gespräch zu kommen.

„Mehr Licht!“ in Schwetzingen: Letzte Worte Goethes

Der Satz „Mehr Licht!“ wird oft als letzte Worte Goethes überliefert. Ob er das physikalische Phänomen meinte oder das Licht der Erkenntnis, bleibt offen. Sicher ist jedoch, wie reizvoll das Wechselspiel von Helligkeit und Schatten sein kann – für die Natur ebenso wie für die Wahrnehmung. Diese Vielfalt spiegelt sich in der achten gARTen-Ausstellung der Künstlerinitiative Schwetzingen (KIS) wider. Die Orangerie mit ihren riesigen Fenstern, der imposanten Deckenhöhe und der Weite des Raumes erweist sich dabei als idealer Ort.

Kunstfotografien von Oliver Mezger. Steht man davor, wirken sie so plastisch, dass man meint, sich hinein begeben zu können. © Marco Montalbano

Fotograf Tobias Ehrhardt setzt mehrfach belichtete Aufnahmen eines Steinbruchs mit Farbfiltern effektvoll in Szene. Luftige Papierarbeiten bewegen sich als Mobile im Raum. Nicola Falley präsentiert unter anderem eine Rahmenkonstruktion aus poliertem Edelstahl, Teil ihres Konzepts „Das Buch“ für die Universitätsbibliothek Heidelberg. Auf einer Spiegelplatte montiert, reflektiert das Objekt das Licht in immer neuen Facetten. Gleich daneben zeigen die Terrakotta-Schalen von Tom Feritsch, wie Formen mit Licht und Schatten spielen. Blaue Pigmente auf den Unterseiten werden geheimnisvoll von poliertem Blech gespiegelt.

Porträtgemälde von Karin Posmyk aus der Serie „Kontinuum“. © Marco Montalbano

Von beeindruckender Tiefe sind die Fotoarbeiten von Oliver Mezger: Durch Pigmentdruck und stufenweise Belichtung entsteht ein plastischer 3D-Effekt, der Betrachter förmlich ins Bild zieht. Karin Posmyk widmet sich in ihrer Serie „Kontinuum“ Porträts Verstorbener, deren Gesichter von einem sanften Lichtschleier überzogen scheinen. Gastkünstlerin Ulrike Thiele überzeugt mit ihrer Installation „Hold the Line 2024/2025“: filigrane Aluminiumrohre mit Spiegeln an den Enden reflektieren Umgebung und Licht und lassen beides Teil des Werkes werden.

Karin Weinmann-Abel in der Orangerie

Karin Weinmann-Abel stellt in „Eyes wide shut oder die dunkle Seite der Demokratie“ kritische Fragen. Zwei Schaufensterpuppen verkörpern ein Machtgefälle – die eine trägt Kopfhörer, der anderen sind die Augen verbunden. „Sind wir in der Lage, in unserer globalisierten Welt noch demokratisch teilzuhaben?“, fragt die Künstlerin. Felicitas Wiest-Prinzler zeigt Hochdruck-Unikate, in denen sie den Rückgang von Insekten und Kleinstlebewesen thematisiert: „Alle streben zum Licht und kämpfen ums Überleben.“

„Eyes Wide Shut“ von Karin Weinmann-Abel. © Marco Montalbano

Tina Stolt gestaltet Objekte aus Draht und Gaze, die in einem Eisengerüst hängen. Sie erinnern an tote Tierkörper, deren Inneres bei stärkerem Lichteinfall sichtbar wird. Ein Gedicht von Andreas Gryphius aus dem Jahr 1650 ergänzt die Installation: Alles sei vergänglich, so Stolt, und das schwindende Licht stehe für Endlichkeit, Unsicherheit und den Verlust von Freiheit.

Kuratoren Oliver Mezger und Karin Schmiedebach zeigten sich zufrieden: „Uns war ein Spannungsbogen wichtig. Die Orangerie stellt bei jeder Ausstellung eine besondere Herausforderung dar.“ Auch das Publikum habe bislang positiv reagiert.

Interessiert betrachten die Besucher die Kunstwerke. © Marco Montalbano

Die KIS-Ausstellung „Mehr Licht“ in der Orangerie im Schlossgarten Schwetzingen ist noch bis 28. September am Freitag von 13 bis 18 Uhr und samstags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Am Sonntag, 28. September, endet die Ausstellung um 11 Uhr mit einer Finissage und der Möglichkeit, mit den Künstlerinnen und Künstlern ins Gespräch zu kommen.

„Hold the Line 2024/2025“ von Ulrike Thiele. © Marco Montalbano

Freier Autor Freier Journalist. Davor Pressereferent. Studium der Politikwissenschaft.

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