Workshop - Teilnehmer lernen für den heutigen historischen Ball Tänze aus Barock und Renaissance

"Menuet anglais" mit Leben gefüllt

Von 
Saskia Grössl
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Ricardo Barros aus England zeigt den Teilnehmern am Workshop für historischen Tanz, wie ein Menuett geht. Dabei müssen die Tänzer nicht nur mit dem Partner, sondern auch mit anderen Paaren tanzen.

© Lenhardt

Vor Beginn des Workshops klingen die Stimmen aufgeregt durcheinander. Die Teilnehmer haben sich schick gemacht, viele der Frauen sind in Kleid oder Rock gekommen. Die Fenster stehen weit offen, doch das ersehnte Lüftchen in der Spätsommerwärme kommt trotzdem nicht rein. Wer einen Fächer dabei hat, kann sich glücklich schätzen. Denn der Schweiß wird rinnen.

Den Workshop für historischen Tanz bietet die Gruppe "I Danzatori Palatini" an, die sich und interessierte Tänzer damit auf den historischen Ball heute Abend vorbereitet. Zwei Tage lang lernen sie von Ricardo Barros, wie sich die Menschen in der Renaissance oder im Barock auf dem Parkett bewegt haben.

Dehnung muss sein

Zunächst macht Anna-Maria Avenius ein paar Dehnübungen mit den Teilnehmern. "Stellt euch auf die Zehenspitzen, aber bleibt dabei mit dem Gewicht auf dem großen Zeh, kippt nicht nach außen weg", gibt sie Anweisungen. Dann tanzen alle den Begrüßungstanz, den die "Danzatoris" traditionell zu Beginn jeder Begegnung tanzen.

Ricardo Barros übernimmt den ersten Teil des Workshops, bevor Anna-Maria Avenius weitere Choreografien übernimmt. Das "Menuet anglais" steht zuerst auf dem Lehrplan. Später soll noch der Tanz "Bizzaria d'Amore" folgen. "Damit ist nicht Pizzeria gemeint", macht er humorvoll klar.

Und schon geht es los. Der gebürtige Brasilianer macht den Menuet-Schritt vor. Hoch auf die Zehenspitzen, schließlich sanft in die Knie und dann drei schnelle Schritt erneut auf den Zehenspitzen: Ganz so einfach wie es bei dem Lehrer aussieht, ist der Schritt gar nicht. Darauf folgen Balancés. Das ist ein Wiegeschritt vom einen auf das andere Bein. Die erfahrenen Tänzer haben keine Probleme, Ricardo Barros zu folgen. Auch als er die Schritte kombiniert und mit einer Drehung abschließt, machen alle fleißig mit. Doch die Schritte sind nicht alles. Kurz darauf stellen sich die Tänzer in Paaren gegenüber auf, denn die Schrittkombination wird noch mit der Formation aus verschiedenen Paaren verbunden.

Anmutiger Lehrer

Barros macht es wieder vor und seine Anmut ist bewundernswert. Dabei ist er ursprünglich Cembalo-Spieler. "Aber weil wir Musiker neugierig sind, habe ich mich dann für Barocktanz interessiert und bin dabei hängengeblieben", erklärt er. Mittlerweile wohnt er in England und kommt seit acht Jahren zu den "Danzatoris", um sein Wissen weiterzugeben.

Elisabeth Salzmann aus Mannheim schätzt den Unterricht bei ihm. "Ich tanze sehr gerne mit anderen, denn da entstehen Bilder dabei", legt sie dar. Probleme mit den für Außenstehende kompliziert aussehenden Figuren hat sie nicht: "Man muss sich konzentrieren, dann geht es." Gabriele Hönig ist vom historischen Tanz fasziniert: "Die Choreografien spiegeln ja die Zeit wider, in der sie entstanden sind. Dadurch kann man in die Zeit eintauchen." Die Tänzer konzentrieren sich wieder. "Und jetzt alle drehen", ruft Barros und seine Schüler kommen der Aufforderung nur zu gerne nach.

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