Samstagsfortbildungen

Mit dem Sterbewunsch umgehen – Hospizgemeinschaft Schwetzingen informiert

Psychologe Clemens Janosch referiert im Gustav-Adolf-Haus über den „assistierten Suizid“ bei schwer oder unheilbar kranken Menschen und die Gefühlslage Angehöriger.

Von 
Marcus Oehler
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Referent Clemens Janosch und Koordinatorin Birgit Strittmatter bei ihrem Vortrag über den „assistierten Suizid“ in Grenzsituationen. © Hauns

Schwetzingen. Wie geht es einem schwer oder unheilbar erkrankten Menschen mit seinem Sterbewunsch? Macht er es sich leicht, wenn er diesem Wunsch Raum gibt? Wie sind die Reaktionen im Umfeld des Sterbenden? Darüber sollten sich nicht nur Angehörige Gedanken machen, sondern es sollte vielleicht auch mal öffentlich diskutiert werden. Bei der Hospizgemeinschaft Schwetzingen stand dazu jetzt eine Veranstaltung im Programm.

In der Reihe der Samstagsfortbildungen im Gustav-Adolf-Haus begrüßte Koordinatorin Birgit Strittmatter den erfahrenen Psychologen und Coach Clemens Janosch aus Malsch bei Raststatt für das hochaktuelle und wichtige Thema des „assistierten Suizids“. Gemeinsam mit zahlreichen Ehrenamtlichen wurde diesen Fragen am Vormittag auf den Grund gegangen.

In einer sogenannten „Aufstellung“ wurde deutlich, wie ambivalent die Gefühlslage eines Menschen sein kann, mit einem assistierten Suizid aus dem Leben scheiden zu wollen. Für den Sterbenden werden plötzlich Fragen wichtig, die vorher vielleicht noch gar keine Rolle gespielt haben. Es braucht viel Zeit, um sich mit diesen Fragen und der eigenen Gefühlslage auseinanderzusetzen.

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Das Wichtigste, das der Betroffene in diesem Moment braucht, ist ein „Gegenüber“, welches fest gegründet Stellung bezieht und ihm dennoch die Freiheit und den Raum gibt, um Sicherheit und eigene Antworten zu finden.

Den Nachmittag hat Clemens Janosch dann mit Wissensvermittlung gestaltet. Welche Arten der Sterbehilfe gibt es? Was sind die generellen Unterschiede und die darin enthaltenen Gefahren? Die Notwendigkeit formaler Kriterien bei assistiertem Suizid wurde erläutert. Was steckt hinter dem Sterbewunsch? Ist es die Angst vor Schmerzen, eine Atemnot, die Vorstellung zur Last zu fallen, ein Lösungsversuch in Konfliktsituationen, ein Hilferuf? Die Hintergründe sind vielfältig und sehr unterschiedlich. Wie kann man einem Menschen mit einem solchen Sterbewunsch Unterstützung geben, ohne den Suizid zu befürworten?

Janosch appellierte eindringlich: „Haben Sie den Mut, das Thema anzusprechen. Ein Sterbewunsch wird durch Gespräche nicht verstärkt.“

Dann stellte sich natürlich auch noch die Frage, wo steht die Hospizgemeinschaft in dieser Sache? Die Hospizgemeinschaft lehnt Beihilfe zum Suizid ab. Die ausgebildeten Hospizgeleiter sind an der Seite von Schwerkranken und deren Angehörigen daheim und im Pflegeheim oder Krankenhaus. Sie schenken Zeit, hören zu, halten mit aus und informieren über die zahlreichen Möglichkeiten palliativer Symptombehandlung und Versorgungsangebote in der Region.

Die Erfahrung in über 20 Jahren Sterbebegleitung zeigt, dass der Sterbeprozess so wichtig ist, dass er gut begleitet werden sollte – mit Schmerztherapie, palliativer Symptombehandlung, durch Unterstützung der Angehörigen, menschlichen Beistand und vor allem durch Nähe. Nur so kann diese letzte Phase im Leben eine äußerst wertvolle Zeit für einen Menschen werden. „Dabei geht es nicht darum, dem Leben mehr Zeit zu geben, sondern der Zeit mehr Leben“, so stand es auf einer Folie des Vortrags und so kann das zum gelebten Motto der Hospizgemeinschaft in Schwetzingen werden. 

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