Schwetzingen. Zum Ende der Spargelsaison stand der Spargel und die Gemeinschaft im Mittelpunkt eines besonderen Open-Air-Gottsdienstes auf dem ehemaligen Spargelhof der Familie Beuschlein/Manzano im Neurott. Gerahmt von der malerischen Kulisse mit alten, schattenspendenden Bäumen, waren zahlreiche Besucher an diesem heißen Vormittag der Einladung gefolgt, gemeinsam mit der Pfarrerin Franziska Beetschen, Spargelkönigin Emilia I., ihrer Schwester Carla und Mutter Irina zum Ausklang der Spargelsaison innezuhalten, zu danken, zu singen und zu beten.
Jahr für Jahr beginnt im Frühling nicht nur die schönste Zeit des Jahres, sondern auch die Spargelzeit, für viele eine besonders genussvolle Periode. Doch ist sie Ende Juni bereits wieder zu Ende. Für die evangelische Kirche war dies Anlass, die Aufmerksamkeit darauf zu lenken und eine Verbindung herzustellen: zwischen Spargelanbau und -genuss einerseits, Glaube und Gemeinschaft andererseits. Zugleich rückte der Gottesdienst im Freien auch die Natur als Erfahrungsraum ins Zentrum.
Spargelgottesdienst in Schwetzingen: Gesang, Dank und Fürbitten
Pfarrerin Franziska Beetschen dankte zunächst der Familie Manzano, insbesondere Spargelkönigin Emilia I. (bürgerlich Emilia Manzano), für die erneute Gastfreundschaft auf dem Hof. Während des gesamten Gottesdienstes bezog sie die Besucher aktiv mit ein – durch Gesang, Dank- und Bittgebete, aber auch durch direkte Dialoge.
Musikalisch eröffnet wurde der Gottesdienst von Alexander Leventhal am Klavier mit einem Stück von Felix Mendelssohn Bartholdy. Anschließend begrüßte die Spargelkönigin die Gäste auf ihrem „Heimathof“. Bereits 2023 war sie Spargelprinzessin von Schwetzingen gewesen, ehe sie das Amt der Königin von ihrer Vorgängerin Anna I. übernahm. „Spargel ist nicht nur ein kulinarischer Genuss“, sagte sie, „er steht auch für Gemeinschaft – sei es am Tisch oder auf dem Feld.“
Mit dem Lied „Wir pflügen und wir streuen“ begaben sich die Gottesdienstbesucher auch musikalisch auf das Feld und besangen die Ernte. Pfarrerin Franziska Beetschen las einen Psalm, den sie selbst geschrieben hatte, da es zu biblischen Zeiten noch keinen Spargel gab. Im Eingangsgebet hob sie den Grund hervor, warum sich die Gemeine hier versammelt hat: „Gott, wir sind heute hier mit allem, wofür wir dankbar sind. Die kleinen und die großen Früchte unseres Lebens legen wir in Stille vor dich …“
Predigt beim Spargelgottesdienst als Dialog zwischen Pfarrerin Beetschen und Spargelkönigin Emilia
Und echte Gemeinschaft verglich sie mit dem Wachsen des Spargels: Das vollziehe sich im Dunkeln, unter der Erde, wobei wochenlang nichts zu sehen ist, sagte sie. „Und doch geschieht dort schon alles Wesentliche: Er zieht Kraft aus dem Boden, aus der Sonne, aus dem Regen. Der Spargel wächst still, ohne Eile, aber zielstrebig. So ist es auch mit der Gemeinschaft. Auch sie wächst oft im Verborgenen, durch stille Gespräche, durch kleine Gesten der Aufmerksamkeit, durch Vergebung, durch Nähe (…).“ Das, was wirklich zählt, lässt Gott nicht laut wachsen, sondern still und geduldig, so die Pfarrerin.
Nicht so still ging es bei den „SoulSavers“ zu, ein Projekt der Konfirmanden, bei dem auch Carla mitgewirkt habe. Sie berichtete, was und wie sie dort echte Gemeinschaft erlebt habe. Die Predigt selbst war als Dialog zwischen der Pfarrerin und der Spargelkönigin gestaltet. Daraus erfuhren die Zuhörer unter anderem, dass Spargel für Emilia nicht nur Genuss bedeute, sondern ein Geschenk der Natur sei – ganz im Sinne von Psalm 104: „Du lässt Pflanzen wachsen für den Menschen, dass er Brot gewinnt aus der Erde – und Wein, der des Menschen Herz erfreut.“ Essen sei mehr als bloße Ernährung, so Emilia: „Es ist Freude, Verbindung, Miteinander.“ Diese Gemeinschaft entstehe schon bei Anbau und Ernte – und finde ihren Höhepunkt beim gemeinsamen Essen.
Spargel als Sinnbild für Wachstum der Gemeinschaft
„Damit ist Spargel ein Bild für das, was Gott uns schenkt“, ergänzte die Pfarrerin, „Geduld, Gemeinschaft, Freude, Nahrung für Leib und Seele …“ Denn Gemeinschaft sei kein Produkt, sie ist ein Wachstumsprozess, der Zeit, Pflege, Vertrauen und Gottes Segen brauche. Wie der Spargel wachse auch sie behutsam, aber kraftvoll – und das sei unsere Hoffnung.
Nach dem gemeinsam gesungenen Lied „Großer Gott wir loben dich“ folgten die Fürbitten und das Vaterunser. Pfarrerin Franziska Beetschen bat Gott, sich jener zu erbarmen, die zu viel mitschleppen, was sie nicht zum Leben brauchen. Emilia I. gedachte der Landwirte, „deren harte Arbeit immer weniger Lohn bringt“, sie bat für alle, die im Streit leben, einen Tisch zu finden, an dem sie sich zusammensetzen können. Irina Manzano sprach die Bitte für die Tiere und die Pflanzen, das Wasser und die Erde. Birgit bat Gott um Brot für die Welt, um Zuspruch und Hilfe. Vor dem Segen und dem letzten Amen sang die Gemeinde „Die Ernt ist nun zu Ende“. Alexander Leventhal begleitete auch dieses Lied und beschloss den Gottesdienst mit dem „Andante F-Dur“ von Mozart. Im Anschluss waren alle Gäste eingeladen, gemeinsam Spargelquiche der Familie Beuschlein/Manzano zu genießen – ein kulinarischer Ausklang für einen festlichen Vormittag im Zeichen der Gemeinschaft.
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