Bahnjubiläum - Klaus Hammann hat bei der Deutschen Bundesbahn an vielen Stationen gearbeitet / Er verkaufte Tickets und koordinierte die Züge im Stellwerk

Mit Steffi Graf auf dem Bahnsteig

Von 
Janina Hardung
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Klaus Hammann liebt alte Bilder, er liebt Erinnerungen und er liebt es, sie aufzubewahren. So detailgetreu wie er erzählt, kann es kaum jemand. Auf dem Tisch vor ihm hat er einige alte Bilder und Dokumente ausgebreitet. Aus einer Zeit, als der Bahnhof in Schwetzingen noch etwas anders aussah. „Ich war bis 1977 bei der Bundeswehr – und danach direkt am Fahrkartenschalter in Schwetzingen.“ Damals sei die Ausbildung bei der Deutschen Bundesbahn sehr breit gefächert gewesen. „Ich habe nicht nur Tickets verkauft, ich war auch in der Güterabfertigung, im Personalbüro und bei der ehemaligen Betreuungsstelle“, erzählt der heute 64-Jährige.

Da sei immer „viel los“ gewesen. „Die Schauspieler Harald Juhnke und Charles Regnier haben bei mir ein Ticket gekauft“, sagt er mit stolzer Stimme. Und fast beiläufig erwähnt er: „Auch der Tennisverein Graf hat immer viele Pakete geschickt bekommen. Steffi war dann oft dabei, um die Sachen abzuholen.“ Damals sei sie noch ein kleines Mädchen gewesen – allerdings habe ihr Vater Klaus Hammann ein paar Tennisstunden mit dem Holzschläger gegeben. „Und da hat sie nebenan oft mit ihrem Trainer gespielt. Wir haben schon gemerkt, dass sie sehr talentiert ist. “

Beim Fahrkartenschalter hat Hammann damals noch mit einem Kugelschreiber das Endziel aufgeschrieben. „Den Betrag habe ich dann je nach Kilometeranzahl ausgerechnet.“ Eine hat er sogar noch aufgehoben. Seine Fahrt von Heidelberg nach Lauda – dort war der Standort der Bundeswehrkaserne in Tauberfranken. Etwa 1980 sei dann das „Mofa“ im Schwetzinger Bahnhof eingezogen. „Beim modernisierten Fahrausweisverkauf wurde alles auf einer Floppy Disk gespeichert. Sie war rund und sah ein bisschen aus wie eine Schallplatte mit Gummierung. Dort wurde dann alles abgespeichert. Vorher war alles handschriftlich – auch die Abrechnung“, erzählt der Schwetzinger.

Allerdings wurden nicht nur Tickets am Schalter verkauft, sondern es war quasi eine Filiale der Spardabank Karlsruhe. „Montags und donnerstags konnten Kunden am Vormittag ihre Bankgeschäfte (Überweisungen, Einzahlungen, Geld abheben) tätigen. Da es damals noch nicht so viele Menschen mit Girokonto gab und viele ihren Lohn oder Rente bar haben wollten, gaben wir am Monatsende Geld im fünfstelligen, vor Weihnachten im sechsstelligen Mark-Bereich aus“, sagt er.

Für diese Aufgabe hatte Hammann sogar eine Pistole bei sich: „Das Geld haben wir immer zu zweit auf der Post geholt, einer mit der Tasche voll Geld, der zweite bewaffnet mit Dienstpistole. Benutzen mussten wir sie allerdings nie.“

In Schwetzingen war Hammann nur bis Ende der 1980er Jahre – dann wurde die Verwaltung wegen Einsparungen geschlossen. Erst saß der 64-Jährige in Rheinau, dann in Bruchsal – und schließlich bis zu seiner Rente im Stellwerk in Graben-Neudorf. „Auch in Schwetzingen habe ich im Stellwerk in der Scheffelstraße gearbeitet, aber das wurde dann zusammengelegt.“ In Graben-Neudorf sei außerdem etwas mehr Betrieb gewesen. Dort koordinierte er die Bahnen – und auch ICEs fuhren auf dieser Strecke.

Im Zugmeldebuch notiert

Der Schicht- und Nachtdienst machte ihm etwas zu schaffen, aber „es hat auch Spaß gemacht. Es war ein bisschen wie mit einer großen Märklin-Eisenbahn zu spielen“. Sein Blick bleibt auf einem Bild haften. Es zeigt ihn im Schwetzinger Stellwerk, die Hände an den Schaltern. Er lächelt etwas verträumt, als würde er gerade in der Zeit zurückreisen. „Damals mussten wir auch ein Zugmeldebuch führen. Da haben wir dann aufgeschrieben, zu welcher Uhrzeit eine Bahn durchgefahren ist. Das haben wir dann in Karlsruhe gemeldet, dann wussten die Kollegen dort, ob der Zug pünktlich ist – oder Verspätung hat“, sagt Hammann.

Seit sechs Jahren ist er jetzt zu Hause. Seine Bahnkarriere liegt also schon eine Zeit zurück. Damals habe er in der Ausbildung 120 Deutsche Mark ausgezahlt bekommen. „Da war ich super stolz, mein erstes eigenes Geld“, sagt er. In dieser Zeit habe er auch oft beim Expressgut mitgeholfen. „Die Adresszettel mussten mit Lehm aufgeklebt werden. Alles einzeln, das hat gedauert, aber wir haben zusammengearbeitet und dann ging das doch ziemlich schnell.“

Übrigens sei auch damals der Spargel schon hoch im Trend gewesen. „Die Firma Rohr hat in der Spargelzeit viel von dem königlichen Gemüse verschickt – auch am Wochenende. Dafür gab es dann natürlich eine Sondergenehmigung.“

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