Wild-Werke - Vor 80 Jahren wurde das Unternehmen von Rudolf Wild gegründet / Dr. Hans-Peter Wild steht für die Internationalisierung der Firma

Muhammad Ali war ein Fan der Capri-Sonne

Von 
Andreas Wühler
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Eppelheim. Vor 40 Jahren habe sein Vater, Firmengründer Rudolf-Wild, den Umsatz seines Unternehmens noch mit 40 Millionen Mark beziffert, heute, beim 80. Geburtstag der Wild-Werke, liefere allein der Bereich "Flavors", das Geschäft mit den Aromen, einen Jahresumsatz von mehr als einer Milliarde US-Dollar, ließ Firmenchef Dr. Hans-Peter Wild bei der gestrigen Pressekonferenz anlässlich des Jubiläums wissen.

Eine rasante Entwicklung, von der die Stadt Eppelheim in hohem Maße profitierte, aus dem mittelständischen Unternehmen wurde seit den 70er Jahren, als Hans-Peter Wild in die Firmenleitung eintrat, ein weltweit agierendes Unternehmen, das mit der "Libella" und insbesondere der "Capri-Sonne" zwei Marken besitzt, die es weltweit bekanntgemacht haben.

1931 entstand in Heidelberg die Keimzelle des Unternehmens, das Zick-Zack-Werk. Schon 1937 siedelte Rudolf Wild mit dem wachsenden Betrieb nach Eppelheim um, auf das Gelände einer ehemaligen Glashütte. Dort haben die Wild-Werke bis heute ihren Hauptsitz. Mit "Libella" wurde 1951 die erste deutsche Limonade auf der Basis von rein natürlichen Inhaltsstoffen präsentiert und 1956 wurden die Deutschen SiSi-Werke Hamburg übernommen. 1963 wurde der Sitz der SiSi-Werke nach Eppelheim verlegt, wo 1969 mit der Produktion der Capri-Sonne begonnen wurde.

Die SiSi-Werke als Mutter der Capri-Sonne machen durchaus Sinn, denn aus dem lateinischen abgeleitet steht die Abkürzung für "sine spiritus", ohne Alkohol, und der Gründer des Werkes legte Wert auf die doppelte Verneinung des Alkohols, daher "sine sine", kurz SiSi. Und für die Capri-Sonne selbst, die in den 50er Jahren bereits als Warenzeichen existierte, stand der Süden, die Sehnsucht der Deutschen nach Urlaub in Italien, Pate.

Hans-Peter Wild zog es nach dem Studium und der Promotion nach Bremen. Für vier Jahre war er in der Geschäftsführung einer Reederei tätig, aber im Jahr 1974 trat er dann ins elterliche Unternehmen ein.

Der Aufstieg beginnt

Mit dem Einstieg von Hans-Peter Wild begann der Aufstieg zum globalen Unternehmen. Die Marke "Capri-Sonne" wurde international bekannt, wird heute in über 100 Ländern vertrieben und ist bei den Kindern weltweit die Nummer 1.

Die Anfänge der Capri-Sonne- Produktion waren nicht leicht, vom Herstellen des Getränks und dessen Abfüllung, über den Vertrieb bis hin zum Marketing musste alles in Eppelheim geleistet werden, Vorbilder gab es nicht. Insbesondere die Abfüllmaschinen machten große Probleme. Die französische Firma Thimonnier hatte sie geliefert. Allerdings konnten sie von Anfang an nicht überzeugen und so begann man bei Wild zu tüfteln und zu probieren. Mit Erfolg, denn nicht nur die Verpackung der Capri-Sonne ist heute einzigartig, auch das Know-how zu ihrer Produktion ging von hier aus in die Welt: Das technische Wissen um die Herstellung der notwendigen Maschinen und Abfüllanlagen mündete 1963 in die Gesellschaft für Industriebedarf, kurz INDAG. Diese Firma ist heute einer der führenden Hersteller von computergesteuerten Dosier- und Mischanlagen für die Getränkeindustrie und für die Milchwirtschaft. Ein gutes Standbein für Wild.

Nicht nur die Capri-Sonne, auch das Kerngeschäft der Wild-Werke, die Erzeugung natürlicher Aromen und Inhaltsstoffe, nahm unter Leitung von Hans-Peter Wild einen rasanten Aufschwung. Der Bereich mit dem amerikanischen Namen Flavors ist heute weltweit vertreten.

Wild steht somit heute auf drei Beinen, dem Bereich Flavors, der Capri-Sonne und der INDAG. Bereiche, die nach und nach an die Börse gebracht werden sollen. Als Erstes an der Reihe sind die Aromen, deren weltweites Geschäft im letzten Jahr gebündelt und auf die Wild-Flavors GmbH in Zug, Schweiz, übertragen wurden. An dieser Firma ist der Investor KKR, Kohlberg, Kravis Roberts & Co., mit 35 Pozent beteiligt. KKR berät Wild beim Börsengang und bereitet diesen Weg gemeinsam mit ihm vor.

Wild rechnet, so war auf der gestrigen Pressekonferenz zu hören, mit einem Börsengang ab Ende 2012. Zugleich beantwortete Wild die Frage, warum überhaupt ein Börsengang und was mit der Capri-Sonne sei. Bei der weiteren globalen Expansion, so Wild, bedürfe es einer dickeren Kapitaldecke, daher der Börsengang. Die Capri-Sonne werde als eigenständige Marke ebenfalls an die Börse gebracht. Mit der Neuaufstellung soll ein weiteres Wachstum einhergehen. Doch dieses Wachstum werde an Eppelheim vorbeigehen, der Standort sei in der Fläche ausgereizt. Es folge noch die neue Capri-Sonne-Fabrik westlich der Autobahn, dann sei das Gelände aufgebraucht. Der Standort wachse nur noch qualitativ - sagt Wild.

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