Evangelische Stadtkirche - Kirchenmusikdirektor Helmer vertont mit tollen Instrumentalisten und Bass Wistinghausen den Psalm 130

Musikalische Herausforderung

Von 
Sabine Sipos
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Jochen Steyer, Anna Kaiser, Robert Sagasser, Detlev Helmer und Bass Martin Wistinghausen gestalteten ein bemerkenswertes Konzert.

© Lenhardt

Konzerte in der evangelischen Stadtkirche halten stets etwas Besonderes, sogar Außergewöhnliches parat. Am letzten Sonntag des Kirchenjahres stand nun "De profundis clamavi - Aus der Tiefe rufe ich - der 130. Psalm" auf dem Programm. Als Gegensätze und barocke Kantaten stellte Kirchenmusikdirektor Detlev Helmer das Programm vor. Wünsche für ein "zur Ruhekommen" in der beginnenden Weihnachtszeit fügte er dem hinzu.

Der Psalm, als "Buß- und Reise-psalm" bekannt, gab den Titel vor und wurde am Ende doch eher zu einer Auseinandersetzung zwischen alten und neuen Kompositionen. Begleitet von zwei Violinen - Jochen Steyer und Anna Kaiser - und der Gambe von Robert Sagasser sang der Bass und Komponist Martin Wistinghausen auf gregorianische Art und lateinischer Sprache. Damit nahm ein Konzert seinen Anfang, das an die Zuhörer allerhöchste Ansprüche stellte. Gehört gregorianischer Gesang doch nicht unbedingt zu hiesigen Hörgewohnheiten. Da empfand man das "Preludium e-moll" von Nicolaus Bruhns, das Detlev Helmer an der Orgel spielte, direkt als eine Art "Erholung für die Ohren". Mit kraftvoller Tiefe strebte Helmer musikalisch hoffnungsvoll hinauf zu Gott. In der Komposition "shift 3" von Erich S. Hermann - der anwesende Komponist erklärte, dass es hierbei um das Thema "Abwesenheit" geht - wurde von Wistinghausen in einer Weise zwischen Gregorianik und Meditation gesungen. Von Elektronik, eingespielten Sprechstimmen und Hip-Hop unterbrochen, hatte das Ganze etwas Experimentelles. Für einen musikalischen Laien schwer nachvollziehbar waren die Gesänge, Klangfarben und das, was der nicht versierte Zuhörer als "Geräusche" wahrnimmt, da er vermeintlich wenig Kirchliches darin fand, obwohl alle Texte in Latein waren.

An der Orgel interpretierte Helmer das Stück "Aus tiefer Not schrei ich zu Dir" mit Melodien von Martin Luther und Johannes de Lubin. Barock und ein wenig wie aus einer Händel-Oper sang Wistinghausen zwei Choräle in der Komposition von Franz Tunder. Nach der "Triosonate G-Dur BWV 1038" von J.S. Bach, die Jochen Steyer und Anna Kaiser präsentierten, wurde es mit "De Profundis" in der Komposition von Martin Wistinghausen noch einmal sehr experimentell. Hierbei wurde das indische Instrument Shrutibox eingesetzt, das Borduntertöne erzeugt. So setzte sich das Werk aus meditativen Klanglauten und eingesprochenem Text zusammen, die Shrutibox steuerte Echos bei. Ein war ein hochkarätiges Klangerlebnis à la Helmer, der gerne Herausforderungen annimmt, diese aber auch weitergibt.

Freie Autorin Auf lokaler Ebene berichte ich über Ausstellungen / Theateraufführungen (Schauspiel / Oper/ Operette / Konzerte / Kabarett.

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