Nach Restaurierung: Laubengang im Schwetzinger Schlossgarten wieder geöffnet

Die finalen 39 Meter zum „Ende der Welt“ haben eine Frischekur erhalten. Der Schlossgarten Schwetzingen ist um eine Attraktion reicher – der Laubengang in der Badhausanlage wurde aufwendig restauriert und ist jetzt feierlich eröffnet worden.

Von 
Katja Bauroth
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Michael Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg (v. l.), die Landtagsabgeordneten Dr. Andre Baumann und Barbara Saebel, Finanzstaatssekretärin Gisela Splett, Georg Wacker, Geschäftsführer der Staatlichen Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg, sowie Landtagsabgeordneter Andreas Sturm und Bürgermeister Matthias Steffan stehen am Anfang des restaurierten Laubengangs, dem Berceau de treillage, zum Perspektiv. © Dorothea Lenhardt

Schwetzingen. Eine ganze Reihe glücklicher Gesichter war am Freitagvormittag im Bereich des Badhauses im Schlossgarten Schwetzingen anzutreffen. Kein Wunder: Der dortige Laubengang zum Perspektiv, dem sogenannten „Ende der Welt“, erstrahlt in neuem Glanz. Um diesen würdig einzuweihen, kamen Finanzstaatssekretärin Gisela Splett (Grüne), Lotto-Geschäftsführer Georg Wacker, Michael Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg (SSG), sowie Bürgermeister Matthias Steffan und die Landtagsabgeordneten Dr. Andre Baumann (Grüne), seine Kollegin Barbara Saebel, Sprecherin für Denkmalschutz und Kulturerbe im Landtag und Andreas Sturm (CDU).

Laubengang im Schwetzinger Schlossgarten: Grundkonstruktion aus korrosionsbeständigen

Auf den 39 Metern verbaute dabei die Fachfirma Hummel vom Bodensee 5000 Meter Holzlatten um die Grundkonstruktion aus korrosionsbeständigen Puddelstahl. Um die 8500 aus Kupferdraht gezwirbelte Knotenpunkte fixieren das Gebilde und richten es perfekt aus. Das verdeutlichte Peter Egel vom Amt für Vermögen und Bau Mannheim und Heidelberg, welches das marode Holz-Stahlkonstrukt zusammen mit den SSG von Juni bis November dieses Jahres für 170 000 Euro sanieren ließ. Hierfür flossen 110 000 Euro aus der Staatlichen Toto-Lotto GmbH, sowie 60 000 Euro aus der Landeskasse.

Laubengang im Schwetzinger Schlossgarten wieder eröffnet. © Dorothea Lenhardt

„Schätze wie den historischen Schlossgarten Schwetzingen zu pflegen und zu erhalten, ist eine wichtige Aufgabe der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg“, betonte Finanzstaatssekretärin Gisela Splett und freute sich, „dass Besucher den historischen Laubengang wieder wie zur Zeit des Kurfürsten Carl Theodor vor 250 Jahren erleben können“. Die Badhausanlage ließ Carl Theodor (1724 – 1799) zwischen 1768 und 1772 als Rückzugsort erbauen. Für Privatsphäre sorgten Gitter, Mauern, Hecken und Laubengänge. „Hier tauschte er sich als gelehrter Privatmann mit Gleichgesinnten aus“, wusste Michael Hörrmann untern anderem in Bezug auf die damalige Zeit zwischen Barock und Aufklärung zu berichten. Für ihn war es in Schwetzingen eine der letzten Amtshandlungen, zum Jahresende geht er in den Ruhestand. Diesen will er dann nutzen, um einen Freundeskreis für die Staatlichen Schlösser und Gärten zu gründen, wie er erzählt. Ihm sei es wichtig, auch in Zukunft historisch-kulturelle Schätze zu bewahren.

Laubengang im Schwetzinger Schlossgarten: Von Träumen und Ideen

Darum geht es auch der Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg. „Es ist für uns eine Herzensangelegenheit, unser kulturelles Erbe zu bewahren“, so Lotto-Geschäftsführer Georg Wacker, der ergänzte: „Als langjähriger und zuverlässiger Förderer des Denkmalschutzes leisten wir unseren Beitrag dazu, dass geschichtsträchtige Stätten wie der Schlossgarten Schwetzingen auch den nächsten Generationen erhalten bleiben.“ Er berichtete, dass viele Gewinne nicht abgeholt würden, sodass pro Jahr rund 28 Millionen Euro in den Denkmalschutz des Landes investiert werden können.

Laubengang im Schlossgarten Schwetzingen wird wieder eröffnet: Dr. Andre Baumann (v. l.), Gisela Splett (Finanzstaatssekretärin), Michael Hörrmann (Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg), Bürgermeister Matthias Steffan, Andreas Sturm und Barbara Saebel (Sprecherin für Denkmalschutz und Kulturerbe). © Dorothea Lenhardt

Das hörte Dr. Ralf Richard Wagner, Kurator des Schlosses in Schwetzingen, gern. Wenn es nach ihm ginge, wäre mit dem Geld noch Einiges im Schlossgarten umzusetzen – etwa die Wiederherstellung des früheren Bassins am Hirschbrunnen, einem Spiegelbau mit zweistufiger Kaskade, in dem sich einst das Schloss im Wasser spiegelte. Oder die Reaktivierung des Wasservorhang, den es vermutlich bis Anfang 18. Jahrhundert am Ende des Laubengangs vor dem Perspektiv gab. Durch dieses Wasser war der Ort im Sommer angenehm kühl. Gleichzeitig wirkte so der Blick auf das Bild mit der paradiesischen Flusslandschaft, das eine gemalte Augentäuschung ist, noch mystisch-fantastischer – eben wie ein Traum. Und so träumt auch der Historiker einmal mehr davon, wenn zum Beispiel das Thema Reaktivierung des Wasservorhangs aufs Tapet käme, wenngleich dann der Schutz des Gemäldes geprüft werden muss. Allerdings bräuchte es für diesen Traum neue Wasserleitungen – und die sind nicht günstig.

Wertvoll ist der Blick zum Paradies, den nun Besucher wieder, wie von Architekt Nicolas de Pigage vorgesehen, erleben können: Die Schlossgartenführung geht künftig durch den ansonsten abgeriegelten historischen Laubengang bis ans „Ende der Welt“.

Autor Katja Bauroth liebt Begegnungen und Storys - im Lokalen und auf Reisen.

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