Concours d’Elegance - Schätzungsweise 20 000 Besucher bei der Schau von automobilen Raritäten / Teilnehmer begeistert von Schwetzingen und der Veranstaltung

„Nächstes Jahr sind wir wieder dabei“

Von 
Volker Widdrat
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Er habe sich hier wie zu Hause gefühlt und selig geschlafen, freute sich Raymond Küster über seine Teilnahme an der Classic-Gala. Der Oldtimerfreund aus Herxheim nächtigte zweimal im kurfürstlichen Schlossgarten – in seinem eigenen Dethleffs-Wohnwagen vom Typ Tourist, Baujahr 1954, der von einem Mercedes Benz 170, Baujahr 1950, gezogen wurde. Auch so etwas gab es beim 15. Concours d’Elegance, der am Sonntagnachmittag mit der Parade der Klassensieger zu Ende ging.

Der Ehrungsreigen war zugleich der Höhepunkt der zweitägigen Schau von automobilen Raritäten, die nach Auskunft der Veranstalter wieder gut 20 000 Gäste in ihren Bann gezogen haben dürften. Raymond Küster, der vor 40 Jahren als Student seinen ersten Oldtimer restaurierte, will auf jeden Fall nächstes Jahr wiederkommen, dann vielleicht mit seinem 1938 konstruierten Zelt-anhänger.

Das Ambiente des Schlossgartens war wieder die elegante Bühne für eine tolle Retrospektive traditionsreicher Automobile. Die Geschichte reichte von 1899 bis 1999. Nicht nur die fachkundige Jury, auch die Besucher hatten die Qual der Wahl, unter den rollenden Raritäten die Favoriten herauszufinden. Die klassischen Automobile aus vielen Ländern wurden unzählige Male mit Handys und Kameras abgelichtet. Ehrenmarke der diesjährigen Classic-Gala war Bentley. Das 1919 im Londoner Stadtteil Cricklewood gegründete Unternehmen produzierte sowohl schnittige Rennwagen als auch elegante Reisekarosserien. Die Schau im Schlossgarten hielt unter anderem einen 4,5-Liter Le Mans-Sportwagen sowie Continental-Coupés und S-Typen parat.

Die Gala war auch das Forum für „100 Jahre Citroen“. Neben dem französischen Automobilhersteller und britischen Bentley wurde auch die Marke Alvis aus England 1919 gegründet. Zum 60-jährigen Jubiläum der Heckmotor-Chevrolets waren auch fast alle Varianten zu sehen. Auch der Mercedes mit der Heckflosse wurde dieses Jahr 60, der Mercedes 220 S, Baujahr 1959, zeigte im Schlossgarten seine „Peilstege“.

Kleinwagen ganz groß

Und auch die Kleinwagen präsentierten sich wieder ganz groß: BMW Isetta, Glas Goggo Roller, Brütsch Mopetta, FMR Tiger, Felber Autoroller, Lloyd Kombi, Scootacar und viele andere holten sich den Beifall der Besucher ab. Vom Goggo-Roller bis zum „Glaserati“ 2600 V8 reichte die Palette, die die Entwicklung der Isaria-Landmaschinen in Dingolfing zum angesehenen Automobilhersteller zeigte.

Das VW-Cabriolet ist bereits 70 Jahre alt. Gerhard Richter präsentierte mit dem VW-Club Rhein-Neckar von jeder Baureihe ein Exemplar. Der Schwetzinger und seine Frau Karin hatten ihr Hebmüller-Cabriolet von 1949 ausgestellt. Richard Biddulph war zum vierten Mal dabei und wie immer hellauf begeistert, nicht nur wegen des deutschen Biers und der Würstchen. Der Londoner vertritt den größten Händler von Rolls Royce vor dem Ersten Weltkrieg und präsentierte ein Luxus-Modell von 1911 als Leihgabe von Vintage & Prestige. Horst Schultz hatte aus seinem Museum Autovision in Altlußheim einen Bugatti Atalante, Baujahr 1938, einen der wenigen mit Rolltop, mitgebracht. Das Besondere an dem Fahrzeug: Wegen des langen Radstands kann seitwärts ein Golfbag eingeschoben werden. Die Besucher staunten ebenso über das historische Citroen-Nutzfahrzeug, auf dem Horst Schultz Signet und Schriftzug eines fiktiven Grand Hotels prangen lässt.

Klein-Amerika war am Hirschbrunnen zu finden, wo US-Classic-Cars im originalgetreuen Zustand gezeigt wurden. Dass exotische Automobile und bunte Mode zusammenpassen, zeigte die Fashion-Schau des Labels Jam-Long. Am nördlichen Schlosszirkel nahmen drei besondere Staatskarossen die Huldigungen der Besucher entgegen: Der nur einmal gebaute Bugatti Typ 46 „Petit Royale“ von 1932, der Rolls Royce Phantom 1 Landaulet von 1928 und der Maybach mit Sechszylindermotor aus dem Jahr 1939. Die „Strangers“ sorgten für fetzigen Live-Jazz und in Accessoires, Automobilia, Zubehör und Literatur durfte auch munter gestöbert werden.

Die Classic-Gala war auch in ihrer 15. Auflage wieder eine einzigartige Verbindung von Kultur, Stil und Technik. Der Allgemeine Schnauferl Club (ASC), traditionsreichster Oldtimerclub der Welt, übernahm ab diesem Jahr das Patronat für die Schau. Am Samstag glänzten die Freunde alter Automobilraritäten sogar noch mit einer Sternfahrt nach Schwetzingen. Der Adler-Motorveteranen-Club, die Oldtimerfreunde Heidelberg und der Oldtimer-Stammtisch Brühl sind schon lange nicht mehr wegzudenken vom Concours d’Elegance. Die Jaguar-Freunde Süd-West organisierten wieder ein Picknick in zeitgenössischer Kleidung und gaben dem Schlosspark ein britisches Flair.

Kleidung passend zum Auto

In entsprechender Kleidung präsentierten sich auch Alfons und Claudia Aubele neben ihrem Ford Modell T Roadster Torpedo, Baujahr 1912. Das Fahrzeug war damals noch von Hand gefertigt worden, ist heute in einem sehr guten technischen Zustand und besitzt eine umfangreiche Messingausstattung. Das Ehepaar aus Pfaffenhofen hat sich ganz auf das Ford Model T spezialisiert und will nach ihrer ersten Teilnahme auf jeden Fall erneut kommen: „Wir sind ganz begeistert von Schwetzingen und der Classic-Gala. Nächstes Jahr sind wir bestimmt wieder dabei.“

Info: Mehr Bilder gibt’s unter www.schwetzinger-zeitung.de

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Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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