Schwetzingen. Seit dem 1. Januar ist Cindy Baumann eine der ehrenamtlichen Naturschutzbeauftragten des Rhein-Neckar-Keises – zunächst für fünf Jahre. Sie hat das Amt von Dr. Wilfried Schweinfurth übernommen. Ihr Zuständigkeitsgebiet wird dann das gesamte Verbreitungsgebiet dieser Zeitung sowie die Kommunen Edingen-Neckarhausen, Ilvesheim, Ladenburg, Sandhausen und Walldorf umfassen. Im Interview spricht Baumann über ihren Bezug zum Naturschutz und darüber, was sie in ihrer neuen Tätigkeit erwartet.
Woher kommt Ihr Interesse am Naturschutz?
Cindy Baumann: Ich habe Biologie studiert, aber es fing schon früher an, durch meine Großeltern. Mein Opa hatte immer Kaninchen und meine Oma hat Wildkräuter gesammelt, um Salben und Pasten zu machen. Ich war oft mit ihr draußen und wusste deshalb früh, was welche Pflanze ist und wie man sie verwendet. Dadurch war ein prinzipielles Interesse da und das habe ich im Studium ausgebaut.
Sie sind auch beim Nabu in Schwetzingen aktiv. Wie unterscheidet sich das von Ihrer zukünftigen Tätigkeit als Naturschutzbeauftragte?
Baumann: Natürlich ist beides Naturschutz, aber in ganz unterschiedlichen Rollen. Die Stelle als Naturschutzbeauftragte ist dem Landratsamt angegliedert. Wir bekommen einzelne Fälle weitergeleitet und sind im Normalfall nicht öffentlichkeitswirksam, was beim Nabu anders ist und teilweise auch anders sein muss, weil man die Bevölkerung informieren möchte.
Wie kann man sich die Arbeit als Naturschutzbeauftragte in etwa vorstellen?
Baumann: Es geht um Eingriffe in die Natur. Wenn ein solcher Eingriff geplant ist, müssen diverse Behörden involviert werden. Die Naturschutzbeauftragten sind da vorgeschaltet, bevor die untere Naturschutzbehörde – also das Landratsamt – entscheidet. Wir haben also eine beratende Funktion und schauen uns die einzelnen Fälle vor Ort im Gelände an, denn das können die Naturschutzbehörden aus personellen Gründen gar nicht leisten. Außerdem prüfen wir vor Ort, ob die Unterlagen vollständig sind und ob das zu befürworten ist.
Sehen Sie Ihren Zuständigkeitsbereich grundsätzlich als gut aufgestellt in Sachen Naturschutz?
Baumann: Einige Kommunen kann ich noch gar nicht beurteilen, denn der Nabu Schwetzingen bearbeitet nur fünf von den 15 Gemeinden, für die ich künftig zuständig bin. Bei denen weiß ich es ungefähr, aber die sind alle sehr unterschiedlich.
Wo sehen Sie bereits gute Arbeit in den Kommunen?
Baumann: Leichter ist es, wenn die Kommune im Vorhinein schon Ökopunkte generiert hat.
Was versteht man unter dem Begriff Ökopunkte denn?
Baumann: Wenn man zum Beispiel einen alten Marktplatz hätte, der mit der Zeit aus der Stadt rausgerutscht ist und nicht mehr genutzt wird, dann ist der trotzdem noch versiegelt, was für die Natur am schlechtesten ist. Und wenn die Gemeinde diese Versiegelung aufbricht und die Fläche renaturiert, würde das den Zustand der Natur verbessern und dafür gibt es Punkte, die auf einem Ökopunktekonto gespeichert werden. Wenn eine Kommune die hat, ist es leichter, einen Eingriff vorzunehmen. Schwierig wird es, wenn eine Gemeinde noch gar keine Punkte hat und vielleicht auch wenige Möglichkeiten, Ausgleichsmaßnahmen zu platzieren, zum Beispiel weil fast alle Flächen schon in Anspruch genommen sind.
Gibt es Gemeinden in Ihrem Einsatzgebiet, mit denen Sie sich bisher nicht befasst haben?
Baumann: Ja, zum Beispiel Ilvesheim oder Ladenburg. Meine Nabu-Gemeinden kenne ich natürlich gut und auch das Horan-Gebiet einigermaßen. Die anderen Gemeinden sind für mich im Grunde weiße Blätter, aber das stört ja nicht. Das kann auch ein Vorteil sein, wenn man die Akteure vor Ort noch nicht kennt und nicht aus der Vergangenheit vielleicht schon irgendwas im Hinterkopf hat.
Welche Herausforderungen sehen Sie auf sich zukommen?
Baumann: Es ist schwierig, dass ich quasi in einer Doppelrolle stecke, wegen der Arbeit beim Nabu. Da darf sich nichts vermischen. Fachlich basiert aber ja alles auf dem Gleichen. Ich hab beim Nabu immer auf naturwissenschaftlicher Basis gestanden und das tue ich auch jetzt. Deshalb dürfte da nicht so viel durcheinanderlaufen (lacht).
Wie sind Sie denn an die Stelle gekommen?
Baumann: In der Schwetzinger Zeitung gab es eine Anzeige dafür (lacht). Am Anfang gab es noch zwei weitere Interessenten für dieses Gebiet, aber beide haben zurückgezogen. Dann wurde ich zu einem Gespräch eingeladen, wir waren uns einig und dann musste nur noch der Kreistag zustimmen.
Was hat Sie an der neuen Aufgabe gereizt?
Baumann: Der behördliche Naturschutz ist noch mal anders als der verbandliche. Und Letzteren kenne ich ganz gut. Mit den Behörden hat man da schon ab und an zu tun, aber die haben eine sehr andere Herangehensweise. Man muss noch mehr die gesetzlichen Regelungen parat haben und nach Fragebögen vorgehen. Das ist alles sehr strukturiert und das fehlt woanders manchmal. Außerdem sind es auch andere Fälle als beim Nabu, es sind kleinere Sachen und viel konkreter. Der Nabu wird als Träger öffentlicher Belange eher eingeschaltet, wenn es um große Sachen wie einen Flächennutzungsplan geht zum Beispiel. Und hier kann es auch einfach mal um die Errichtung einer Hütte oder die Vergrößerung eines Stalls gehen.
Die Tätigkeit als Naturschutzbeauftragte ist ehrenamtlich. Wie lässt sich das mit Ihrem Hauptberuf vereinen?
Baumann: Ich war immer freiberuflich tätig als Biologin und habe in erster Linie Reptilien kartiert, also Schlangen und Eidechsen – was übrigens die beste Tierart ist, denn man muss nur bei perfektem Wetter raus (lacht). Worauf ich schon immer geachtet habe, war, dass ich keine Aufträge in meinem Nabu-Gebiet annehme und jetzt natürlich auch keine in meinem Zuständigkeitsbereich, denn das könnte zu Interessenskonflikten führen und das will ich von vorneherein ausschließen.
Sie sind jetzt für fünf Jahre verpflichtet. Hatten Sie wegen dieser doch etwas längeren Zeit irgendwelche Bedenken?
Baumann: Eigentlich nicht. Wenn sich das Leben völlig ändern sollte, kann man da natürlich auch aussteigen. Da mache ich mir keine Gedanken – also auch nicht, dass das notwendig sein sollte. Die meisten machen die fünf Jahre und verlängern dann noch.
Inwiefern haben Sie sich mit Ihrem Vorgänger Dr. Wilfried Schweinfurth bereits ausgetauscht?
Baumann: Ich habe ihn tatsächlich nicht vor meiner Tätigkeit, sondern erst bei seiner Verabschiedung im Januar getroffen. Wir hatten aber zum Glück eine Schulung dazu, wie wir einen Fall bearbeiten.
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