Das Wichtigste in Kürze
- Die Caritas-Werkstatt in Schwetzingen unterstützt psychisch Erkrankte bei der Arbeitsteilhabe.
- Die Werkstatt bietet Platz für 48 Personen.
- Verschiedene Angebote fördern Fähigkeiten und soziale Integration der Teilnehmenden.
Schwetzingen. Im Oktober vergangenen Jahres nahm der Caritasverband für den Rhein-Neckar-Kreis in Schwetzingen eine Werkstatt für Menschen mit psychischen Erkrankungen in Betrieb. Am Freitag wurden die Räumlichkeiten in der Carl-Benz-Straße 22a, die künftig psychisch erkrankten Menschen ein Angebot zur Teilhabe am Arbeitsleben machen sollen, auch offiziell feierlich eingeweiht. „Was lange währt, wird endlich gut“, begrüßte Caritasverband-Geschäftsführer Bernhard Martin Vorstandsmitglieder, Vertreter des Aufsichtsrats, Führungskräfte, Mitarbeitende, Kreisräte, Vertreter der Arbeitsagentur und der AWO Rhein-Neckar.
Ein Willkommengruß ging an Oberbürgermeister Matthias Steffan, seinen Vorgänger Dr. René Pöltl, der als Kreisrat für die Freien Wähler da war, sowie an den Sozialdezernenten des Rhein-Neckar-Kreises, Fabian Scheffczyk.
Die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten in Schwetzingen sei ein langer und schwieriger Prozess über sieben Jahre hinweg gewesen, meinte Martin. Die Stadt habe das Vorhaben von Beginn an unterstützt. Nun habe man aber einen „richtig guten Ort“ gefunden. Vorher war in dem Gebäude die Firma Notion Systems gewesen, nach einer kurzen Renovierungsphase konnte das Haus dann von der Caritas in Betrieb genommen werden. Die großzügigen Räumlichkeiten bieten Platz für 48 Klienten. Bisher sind es acht Personen, die die Angebote zur Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit psychischer Erkrankung wahrnehmen.
Bei der Caritas will man auf die Bedürfnisse von Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen eingehen
Katrin Dolle, die Leiterin des Referats Eingliederung und Rehabilitation, sprach von einem besonderen Tag, auf den viele hingearbeitet hätten. Das Gebäude sei nicht nur Arbeitsstätte, „sondern auch ein Ort der Begegnung, der Entwicklung, der Wertschätzung und der Teilhabe“. Ein Ort, an dem Menschen mit psychischen Erkrankungen „ihre Fähigkeiten einbringen können, sich weiterentwickeln und stolz auf ihre Arbeit sein können“. Man wisse um die kritischen Stimmen zu Werkstätten für Menschen mit Behinderungen, meinte Dolle und erklärte die Gründe, die Standorte in Weinheim um diese Außenstelle in Schwetzingen zu erweitern. Arbeit sei mehr als nur ein Mittel zum Lebensunterhalt: „Arbeit gibt Struktur, schafft soziale Kontakte und stärkt das Selbstbewusstsein.“ Menschen mit psychischen Erkrankungen hätten andere Bedürfnisse als Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen. Die reale und vollwertige Integration vieler Beschäftigten auf dem ersten Arbeitsmarkt „lässt unser gesellschaftliches und wirtschaftliches System oftmals nicht zu“. Der Caritasverband sei stolz, diese Teilhabe am Arbeitsleben anbieten zu können.
Werkstattleiterin Kathrin Hartmann hatte das Vorhaben einer Werkstatt in Schwetzingen hartnäckig immer wieder platziert und ständig nach möglichen Optionen Ausschau gehalten. Mit dem 2023 eröffneten Außenstandort in Weinheim habe man schon Erfahrungen sammeln können. Unterschiedlichste gesetzliche Vorgaben, die teilweise konträr zueinander stünden, machten ein solches Vorhaben „wirklich herausfordernd“. Stadt, Landratsamt, Agentur für Arbeit und die Mitarbeitenden der anderen Standorte seien über den gesamten Prozess hinweg „sehr verlässliche Berater und Unterstützer“ gewesen, dankte Hartmann. Das Gebäude wird noch nach und nach eingerichtet, die Arbeitsbereiche weiter ausgebaut.
Aktuell steht vor allem ein Projekt auf der Agenda: Neben der vorhandenen normalen Küche soll noch eine Gastroküche eingerichtet werden, in der die Klienten im Bereich Kochen, Reinigung, Hauswirtschaft und Service geschult werden. Dadurch werden verschiedenste Lernerfahrungen ermöglicht. Erlernte Fähigkeiten können so auch für das eigene private Leben mitgenommen werden, das sorgt zudem für bessere Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt. Die Werkstattleiterin dankte allen Menschen, die dazu beigetragen haben, „dass aus einer Vision Realität geworden ist“.
Sozialdezernent Fabian Scheffczyk überbrachte die Glückwünsche des Kreises. Durch die neue Werkstatt könnten sich Praktikumsplätze und Arbeitsstellen ergeben. Die Versorgung mit Werkstattplätzen für Menschen mit chronischer psychischer Erkrankung und seelischer Behinderung sei lange unzureichend gewesen. Nun habe man den bisherigen weißen Fleck im südwestlichen Rhein-Neckar-Kreis mit einem weiteren gemeinsamen Erfolgsprojekt bedient.
Dieser Tag sei ein Zeichen für Menschenliebe, dankte Oberbürgermeister Matthias Steffan den Mitarbeitenden für ihren Einsatz „für Menschen, die es nicht so leicht haben“. Die Stadt Schwetzingen setze schon lange und in vielen Bereichen auf Inklusion, damit Menschen mit Behinderung Möglichkeiten finden, ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu verwirklichen. „Wir werden Sie auch weiter unterstützen“, versprach der Rathauschef. Dekan Uwe Lüttinger segnete die neue Werkstatt. Jeder Mensch sei ein geliebtes Geschöpf Gottes, gerufen, um in der Welt mitzugestalten. „Alles, was ihr in Worten und Werken tut, geschehe im Namen Jesu, des Herrn. Durch ihn dankt Gott, dem Vater!“, heißt es im Brief an die Kolosser. „Gut, dass es diesen Ort gibt“, meinte der Dekan: „Du bist ein geliebter Mensch, du bist gesegnet, sagt Gott, er möge dieses Haus unter seinen Schutz nehmen.“
Die Besucher konnten sich selbst ein Bild davon machen, welche Angebote die Caritas-Werkstatt macht
In drei Gruppenführungen durften die Gäste die Räumlichkeiten erkunden, um zu sehen, wie die verschiedenen Bereiche genutzt werden und welche Angebote die Caritas-Werkstatt ihren Klienten macht. Derzeit gibt es einige Auftragsarbeiten wie die Anfertigung von Schlüsselanhängern und Grußkarten oder die Verpackung von Deocremes in kleine Probedöschen. Die Werkstatt ist immer auf der Suche nach Aufträgen für kleinere Montagearbeiten oder einfache Bürodienstleistungen. Thilo Heisecke, Gruppenleiter der Werkstatt in Weinheim und sein Kollege Sven Lautensack hatten verschiedene Artikel zur Ausstellung mitgebracht.
Auftragsarbeiten wie beispielsweise die großartigen Insektenhotels würden gerne erledigt. Manfred Strauss erläuterte den Gästen das Caritasprojekt „Wege, Mittel, Möglichkeiten“. Sein Team berät zum Thema berufliche Bildung und Kompetenzerwerb sowie zur beruflichen und gesellschaftlichen Teilhabe. Ziel ist es, neue Perspektiven zu eröffnen. Die Angebote umfassen Computerkurse, sprachliche Qualifizierung, Vorbereitung auf Ausbildung oder Umschulung, Berufsorientierung, Hilfe bei der Erstellung von Bewerbungsunterlagen, persönliches Coaching und vieles mehr. Die feierliche Einweihung der neuen Caritaswerkstatt schloss mit Getränken und einem Finger Food-Buffet.
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