Wo einst Königin Silvia von Schweden und Schauspieler und Sänger von Weltniveau nach ihren Auftritten im Rokokotheater ihr Haupt zur Ruhe betteten, wo früher Spitzengastronomie zu Hause war und so manch eine Party mit ausgewählten Teilnehmern im berüchtigten Löwenkeller die Nacht zum Tag machte, herrscht heute Tristesse und Zerstörung. Das Hotel zum Löwen verwahrlost zusehends. Erste Fensterscheiben sind zerschlagen, der Bettenanbau ist zum Schandfleck verkommen. Und man fragt sich in Schwetzingen, wann endlich hier etwas passiert.
Rückblick: Die Versteigerung
Dabei waren damals, am 23. Juni 2006, alle so zuversichtlich, als bei der zweiten Ansetzung der Zwangsversteigerung am Amtsgericht Mannheim sich ein in der gastronomischen Szene im Raum Schwetzingen bekannter Mann den Zuschlag sicherte. Franco Luciano ersteigerte den "Löwen" für 800 000 Euro. Damals gab es durchaus noch andere Interessenten. So steigerte auch Familie Hardung mit, die ein Blumengeschäft in der Mannheimer Straße betrieben haben und sich danach in Ladenburg ein heruntergekommenes Objekt kauften und mit viel Liebe zum Detail zum heute florierenden Hotel Krone umbauten. Sie wurden schlicht überboten - aus heutiger Sicht muss man sagen leider.
Dabei hatte man Franco Luciano damals viel zugetraut. Er hatte die Volksbank bei der Versteigerung mit im Boot, auch der damalige Oberbürgermeister Bernd Kappenstein zeigte sich höchst zufrieden mit dem Zuschlag an Luciano, die Stadt war sogar bereit mitzubieten. Kappenstein sagte damals: "Das ist ein sehr sensibler wichtiger Bereich in unserer Stadt, da müssen ordentliche Verhältnisse herrschen. Die Stadt hätte mitgesteigert, wenn etwas in die falsche Richtung gelaufen wäre."
Geschichte der Immobilie
Die Immobilie besteht aus einem Vorder- und Hinterhaus. Im Vorderhaus (Baujahr 1870, Sanierungen 1988 und 1998) befinden sich das Restaurant (170 Quadratmeter) und eine Wohnung im Dachgeschoss (118 Quadratmeter). Das Hotel mit Zimmern im vorderen und hinteren Teil hat etwa 475 Quadratmeter Gesamtnutzfläche. Dazu kommen Garage und Lager. Das Hinterhaus wurde 1973 gebaut und 1978 saniert.
Franco Luciano sagte nach der Versteigerung: "Es soll auf jeden Fall ein Hotel bleiben. Ob mit oder ohne Restaurant wird sich zeigen."
Doch kurz darauf begann die Odyssee für das Traditionshaus, die heute noch nicht zu Ende ist: Denn in der Wohnung im Löwen wohnte weiterhin die letzte Besitzerin und sie zog auch nach der Insolvenz und erfolgten Zwangsversteigerung nicht aus. Anderthalb Jahre dauerte es, bis Luciano die Zwangsräumung gerichtlich durchsetzen konnte. Zwischenzeitlich hatte er ein neues Lieblingsprojekt entdeckt. Er baute das Gebäude des ehemaligen Fernmeldeamtes gegenüber dem Bahnhof zu einem schönen Hotel Garni um. Und bis das in Betrieb ging, ließ er sein Löwen-Engagement erst einmal ruhen.
Danach war es fraglich geworden, ob Schwetzingen tatsächlich noch weitere Hotelkapazitäten braucht. Also wurden neue Pläne gemacht, der Löwe sollte samt Hinterhaus weitgehend abgerissen werden und es sollte eine Anlage für barrierefreies Wohnen entstehen. Als das Projekt durchkalkuliert war, wurde klar, dass der Quadratmeterpreis zu hoch für den hiesigen Wohnungsmarkt ausfallen würde. Selbst die Aufnahme des Objektes per Gemeinderatsbeschluss ins Sanierungsgebiet und damit die Zusicherung der weitgehenden Übernahme der Abrisskosten durch die Stadt half dem Projekt nicht auf die Beine.
Neue Pläne vorgestellt
Inzwischen sagt Franco Luciano, es gebe nun doch wieder Überlegungen, die in Richtung Hotel Garni gingen. Sein Architekt und sein Steuerberater hätten die Pläne auch bei der Stadt vorgestellt, jetzt gehe es halt noch um die Finanzierung. Vielleicht könnte ja dann 2012 Bewegung in den schlafenden Löwen kommen.
Der Innenstadt und vor allem den Anliegern würde es sicherlich Freude machen, wenn der Verwahrlosung Einhalt geboten würde.
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