Vereine

Obst- und Gartenbauverein Schwetzingen vollzieht letzten Schritt der Auflösung

Liquidatoren übergeben nach dem Auflösungsbeschluss 2023 das Vereinsvermögen an gemeinnützige Zwecke.

Von 
Dirk Jansch
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Die ehemaligen Vorstandsmitglieder des Obst- und Gartenbauvereins Schwetzingen (vorne links) übergeben ihr Vereinsvermögen an wohltätige Zwecke. Traute Renkert (v.l.), Friedrich Wörn, Barbara Gerteis, Wolfgang Kritzer, Marcus Ullrich (beide Hospizgemeinschaft), Volker Kurz (Lebenshilfe) und Alexander Schweitzer (Tafel). © Dirk Jansch

Schwetzingen. „Es gab einfach niemanden mehr, der ein Vorstandsamt übernehmen wollte.“ Traute Renkert, die ehemaligen Schatzmeisterin des Obst- und Gartenbauvereins, bedauert sehr, dass sich ihr Verein aufgelöst hat - und damit ist sie nicht die einzige. „Die Leute sprechen mich heute noch auf dem Marktplatz an und sind traurig, dass die vielen schönen Ausflüge nicht mehr stattfinden“, erzählt sie im Gespräch mit dieser Redaktion. Zwei Jahre ist der Mitgliederbeschluss her, jetzt vollzieht der ehemalige Vorstand die letzten Schritte der Auflösung.

Beim Gespräch in den Redaktionsräumen der Schwetzinger Zeitung stellen sich Traute Renkert und der ehemalige Schriftführer Friedrich Wörn als „Liquidatoren“ vor. Gemeinsam mit der damaligen Kassenprüferin Barbara Gerteis übergeben sie das Vereinsvermögen an einen gemeinnützigen Zweck. Zu je gleichen Teilen dürfen sich über eine Spende freuen: Volker Kurz, stellvertretender Geschäftsführer der Lebenshilfe Region Mannheim-Schwetzingen-Hockenheim, Alexander Schweitzer, Leiter der Tafel Schwetzingen, sowie Marcus Ullrich, Vorsitzender der Hospizgemeinschaft Schwetzingen, und sein Vize Wolfgang Kritzer. Über den genauen Betrag wollen die OGV-Vertreter aber lieber Stillschweigen bewahren.

Auflösung 2023 beschlossen: Kein Nachfolger für den Vorsitzenden Hermann Wörn

„Uns ist wichtig, dass alles seinen geregelten Gang geht und dass das auch nach außen hin dokumentiert wird“, betont Friedrich Wörn. Am 24. März 2023 hatte die Mitgliederversammlung die Auflösung des Obst- und Gartenbauvereins beschlossen. Der langjährige Vorsitzende Hermann Wörn stellte damals sein Amt aus gesundheitlichen Gründen zur Verfügung, ein Nachfolger ließ sich nicht finden. 2020 hatte man noch das 140-jährige Bestehen gefeiert, war bekannt für die vielen Unternehmungen: regelmäßige Lehrfahrten zu Obst- und Gartenbaubetrieben oder Erzeugergenossenschaften, Exkursionen zu Blumenausstellungen, Landes- und Bundesgartenschauen. Legendär waren die Jahresausflüge.

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In alle Welt ging es – quer durch Europa, nach Australien, nach Kanada, nach Südamerika, sogar mehrfach in die USA. „Wir sind der einzige Verein in Schwetzingen, der einmal um die Welt geflogen ist“, blickt Friedrich Wörn stolz zurück, und sein Bruder Hermann, der gelernte Landwirt, dann Tankwart, schließlich BASF-Schichtdienstleiter und „Nebenerwerbsspargelbauer“, hat alles organisiert.

Der Obst- und Gartenbauverein Schwetzingen zählte immer um die 150 bis 160 Mitglieder. Neben den Reisen organisierte man natürlich auch Baumschnittkurse. Diese fanden auf einem rund einen Hektar großen Gelände „Im kleinen Feld“ im Gewann Winkel hinter der alten Kläranlage statt. Die frei zugängliche Fläche wird heute von mehreren Gärtnern bewirtschaftet. „Die können da anbauen, worauf sie Lust haben“, sagt Wörn. Ein bisschen Wehmut klingt mit, aber auch Erleichterung, nach zwei Jahren endlich einen Schlussstrich ziehen zu können. Und die Spenden, werden dringend benötigt, wie die Empfänger berichten.

Lebenshilfe Schwetzingen organisiert unter anderem Reisen für Menschen mit geistiger Behinderung

„Der Bedarf ist deutlich größer, als das, was wir anbieten können“, erzählt Volker Kurz und weist auf eine Parallele zu den Obst- und Gartenbauern hin: So bietet die Lebenshilfe unter anderem Reisen für Menschen mit geistiger Behinderung an – immerhin 20 bis 30 im Jahr, für Gruppen von bis zu zwölf Personen. „Wir arbeiten viel auch mit ehrenamtlichen Helfern“, sagt Kurz.

Solche sind auch bei der Tafel in Schwetzingen im Einsatz. „33 ehrenamtliche Helfer versorgen mehr als 2000 Personen aus sechs Gemeinden“, berichtet Alexander Schweitzer. Täglich fahre man mit drei Transportfahrzeugen 35 Supermärkte und Discounter sowie sieben Bäckereien an, die den Standort in der Markgrafenstraße nahezu stündlich beliefern. Und auch Schweitzer erzählt von steigender Nachfrage: „Pro Woche kommen zwischen fünf und zehn neue Kunden dazu.“

Bei der Hospizgemeinschaft Schwetzingen sind 36 ehrenamtliche Sterbebegleiter im Einsatz

Die Hospizgemeinschaft Schwetzingen kümmert sich seit 1996 rein ehrenamtlich um Sterbe- und Trauerbegleitung. „Wir haben aktuell 200 Mitglieder und 36 ehrenamtliche Sterbebegleiter.“ Fünf bis sechs Personen übernähmen die Trauerbegleitung, berichtet Marcus Ullrich. Neben Informationsveranstaltungen rund um Vorsorgemaßnahme, betreue man das Projekt „Hospiz macht Schule“ und biete sogenannten „Letzte Hilfe“-Kurse an. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Begleitung demenzkranker Menschen. Auch Ullrich und Kritzer berichten von der „hohen Last“. Aufgrund des ansteigenden Bedarfs bietet die Hospizgemeinschaft mittlerweile jährliche Ausbildungen an, statt wie früher nur alle zwei bis drei Jahre. Das Geld soll vor allem in diesen Bereich investiert werden, aber auch in verstärkte Öffentlichkeitsarbeit in den sozialen Medien.

Die Vorstandsmitglieder des Obst- und Gartenbauvereins hören aufmerksam zu und fragen immer wieder interessiert nach. Am Ende äußern sie sich zufrieden, mit der Liquidation – ganz im Sinne des Mitgliederbeschlusses – doch noch etwas Gutes bewirkt zu haben. „Wir freuen uns, dass das Geld wirklich gut aufgehoben ist“, sagt Friedrich Wörn, denn es komme dort an, wo es dringend benötigt werde.

Tafelladen Appel + Ei

Lebenshilfe Mannheim-Schwetzingen-Hockenheim

Hospizgemeinschaft Schwetzingen

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