Geothermie

Pfälzer Bürgermeisterin stellt sich Vibro-Trucks in den Weg

Das Unternehmen Vulcan Energy wird aufgehalten, als es seismische Messungen im pfälzischen Meckenheim vornehmen will. Ortschefin Silke Hoos hat Gründe.

Von 
Stephan Alfter
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Ein Vibro-Truck erzeugt in der Pfalz Schwingungen mit einer Rüttelplatte in der Mitte des Fahrzeugs. Die Bürger von Meckenheim befürchten dadurch Rissen an alten Gebäuden. © AM bigfis.media

Rhein-Neckar. Die kleine pfälzische Gemeinde Meckenheim hat sich am Dienstag einem Unternehmen entgegengestellt, das in den kommenden Jahren Milliarden Euro mit Wärme und Lithium aus dem Rheingraben verdienen möchte. Konkret sah das am Dienstag so aus, dass die 46-jährige ehrenamtliche Ortsbürgermeisterin Silke Hoos verhindert hat, dass die Vibrotrucks der Firma Vulcan Energy weiter Richtung Dorfmitte fahren, nachdem diese die Gemarkungsgrenze bereits überschritten hatten.

Nun muss man nicht gleich an das ikonische Bild des „Tank Man“ denken, der sich 1989 auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking den Panzern der Regierung in den Weg stellte. Aber: Der Widerstand der Meckenheimer Ortschefin fruchtete und die Vibrotrucks drehten gewissermaßen ab. In die Geschichtsbücher wird der Mut von Silke Hoos vermutlich nicht eingehen, denn es ist davon auszugehen, dass Vulcan Energy sein Geschäft mit Erneuerbaren Energien weiter intensiviert. Das Problem: Um zu erfahren, wo die besten Plätze für Tiefenbohrungen sind, muss vorher klar sein, wie der Untergrund beschaffen ist. Wo kommt man am besten ran an das heiße Wasser in der Tiefe?

Um das zu erfahren, wollte Vulcan Energy auch in Meckenheim seine Rüttelmaschinen zum Einsatz bringen, die den Boden in Schwingungen versetzen. Dieses Verfahren, das Seismik genannt wird, macht Bürgern aber mitunter Angst. Sie befürchten, dass alte Wohnhäuser Risse bekommen und sogar einstürzen könnten. Diesen Ängsten hat auch der Gemeinderat in Meckenheim in einer Eilentscheidung Rechnung getragen. Er lehnte das Vulcan-Vorhaben, mit den schweren Trucks durch den Ort zu fahren, schlicht ab. „Die Bürger haben sich nicht genug abgeholt gefühlt“, sagt die Bürgermeisterin. „Wir sind nicht gegen Erneuerbare Energien, aber das hier kommt nicht uns, sondern der BASF zugute“, argumentiert sie.

Kritik an Kommunikation des Unternehmens Vulcan

Tatsächlich hat in der vergangenen Woche am Montag eine Bürgerinformationsveranstaltung stattgefunden. Vulcan hatte in die Stadthalle Deidesheim eingeladen. Etwa 150 Bürger aus der 3.500-Seelen-Gemeinde versammelten sich, um aus erster Hand zu erfahren, was passieren soll. Am Ende sei es laut geworden und die Veranstaltung endete anders, als Geschäftsführer Thorsten Weimann sich das gewünscht hatte. Eine Frontstellung war spürbar und so mussten Fragen laut Weimann in Einzelgesprächen beantwortet werden. Überhaupt gibt es Kritik an der Kommunikationsstrategie von Vulcan. Die Termine seien alle recht kurzfristig entstanden und verbreitet worden. Nicht nur die Bürgermeisterin hegt insofern die Vermutung, dass Vulcan möglichst wenig Leute erreichen wollte. „Viel Input in kurzer Zeit, das ist anstrengend“, sagt Hoos.

Die Meckenheimer Ortsbürgermeisterin Silke Hoos verhinderte, dass die Rüttel-Trucks in den Ort fuhren © Silke Hoos

Weimann widerspricht vehement. Genau das Gegenteil sei das Ziel. In Landau beispielsweise habe man trotz zunächst großen Widerstandes mit einer aktiven und transparenten Informationspolitik einen Stimmungsumschwung herbeiführen können. Unglücklich sei aber das Aufeinandertreffen zwischen dem Vulcan-Regionalleiter und der Bürgermeisterin gewesen. Zunächst hätten Vertreter des Ortsgemeinderates Meckenheim das Vulcan-Team an den Messpunkten im Nachbarort Ruppertsberg besucht, um sich ein Bild zu machen. Dabei habe man ein positives Feedback gespürt und sei insofern davon ausgegangen, dass den Messungen in Meckenheim stattgegeben worden sei.

Vibro-Truck-Besatzung erfährt zu spät von Absage der Messungen

Umso überraschender sei es dann gewesen, dass die Bürgermeisterin kurzfristig eine Absage präsentierte. Bis diese Information an die Besatzung der Vibrotrucks weitergegeben worden sei, habe es zu lange gedauert. „Wir bedauern das Missverständnis sehr“, so das Unternehmen, das den Verdacht einer beabsichtigten Provokation deutlich zurückweist. Fakt ist: Silke Hoos verhinderte, dass die schweren Lkw sich weiter Richtung Meckenheim bewegten und stellte sich ihnen auf einem Feldweg in den Weg. „Die wären durch den Ort gefahren“, sagt sie und zeigt sich enttäuscht über den Vertrauensbruch. Der Geschäftsführer sagt: „Wir respektieren selbstverständlich die Entscheidung und haben unser Team umgehend angewiesen, die Messungen dort zu stoppen. Wir bleiben weiterhin offen für einen transparenten Dialog und stehen bereit, um gemeinsam mit der Gemeinde Meckenheim Lösungen für eine nachhaltige Wärmeversorgung und die Nutzung geothermischer Ressourcen in der Region zu erarbeiten.“

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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