Brühl. Sie ist heller geworden, von innen heraus strahlender - die neue alte evangelische Kirche. Im Rahmen der Modernisierung und Sanierung des 1888 erbauten Gotteshauses wurden aber auch zahlreiche Arbeiten vorgenommen, die man nicht auf den ersten Blick erkennen kann - manche nicht einmal auf den zweiten und dennoch waren sie über 50 Jahre nach der zuletzt davor erfolgten Renovierung und Veränderung dringend notwendig geworden, wie Anke Fuchs-Keck, Architektin des mit der Sanierung beauftragten Ettlinger Büros "Atelier 77", erklärt.
Im Oktober 2006 war die erste Entscheidung des Kirchengemeinderates über die geplante Innenrenovierung und technische Modernisierung gefällt worden, einen Monat später war ihrem Büro der Auftrag erteilt worden. "Es folgten über zwei Jahre verteilt Entwürfe, Änderungen und wieder Konzepte", bis im November vergangenen Jahres entschieden worden sei, die nunmehr festgelegte Planung zwischen Ostern und Pfingsten auszuführen. "Den Zeitrahmen haben wir nicht ganz halten können", räumte Fuchs-Keck ein, aber das Konzept wurde insgesamt stimmig umgesetzt. Das gemeinsam erarbeitete Vorgehen sah vor, den durch die Sanierung 1957 angebauten Altarraum, den trennenden Rundbogen, die asymmetrisch angeordnet erhöhte Kanzel sowie dem auf einem Podest platzierten Altar etwas verloren gegangene Nähe und Symmetrie der "Urkirche" wieder herzustellen. Dies gelang durch eine neue von Christoph Manuel Beysser und Markus Artur Fuchs aus Balzfeld künstlerisch gestaltete Kanzel, die losgelöst von der Wand zur Gemeinde hin orientiert steht, und durch den Wegfall des Altarpodestes, das den Bewegungsspielraum des Pfarrers und die Nutzung des Chores stark eingeschränkt hatte. Außerdem haben die beiden Künstler auch die Basis des Taufbeckens und den Ständer der Osterkerze in klaren, geraden und modernen Formen ganz neu geschaffen.
Fürs Wohlbefinden der Besucher
Der helle, luftige Gesamteindruck des Gotteshauses entsteht durch den Austausch der dunklen Holzverkleidungen gegen eine Decke mit indirekter Beleuchtung im Altarraum und eine helle Decke im Kirchenraum. Die Beleuchtung wurde im Altarraum und im Bereich der Empore erneuert. Durch die Strahler im Altarraum können lichttechnisch Akzente gesetzt und durch die Dimmbarkeit der Leuchten eine, je nach kirchlichem Anlass gewünschte, Atmosphäre geschaffen werden. "Zum Wohlbefinden der Kirchenbesucher tragen optisch die farbliche Gestaltung in warmen Tönen sowie wärmedämmtechnisch die Isolierverglasung der Fenster, die vor die überarbeiteten Bleiverglasungen aus der Originalbauzeit eingebaut wurden, bei."
Die teiltransparente Glaskonstruktion des Brüstungsgeländers mit indirekter Beleuchtung hebt die Trennung zum Emporenbereich auf und macht den ganzen Raum erlebbar - sowohl von unten als auch von oben. Das Geländer und die Deckenbalkenverkleidung wurden zur Verbesserung der Raumakustik speziell bearbeitet. Eine moderne Beschallungsanlage mit gleichmäßig angeordneten Lautsprechern unterstützt zudem die Sprachintensität.
"99 Prozent der Arbeiten sind erledigt", freute sich Pfarrer Andreas Maier beim Festgottesdienst zur Wiedereinweihung der Kirche, nur noch kleinere Aufgaben seien nicht fertiggestellt. Allerdings muss die Gemeinde derzeit noch mit einer Ersatzorgel auskommen, das Originalinstrument wird wohl noch bis Mitte September instandgesetzt und dann wieder aufgebaut werden.
"Und ich sag's gleich: Bezahlt ist noch nicht alles", betonte der Pfarrer, er hofft, dass die Gemeinde in einem Jahr den noch ausstehenden Betrag von etwa 35 000 Euro zusammen haben wird. Um die dafür notwendige Spendenbereitschaft noch ein wenig anzustacheln, wettete der Seelsorger allerdings, dass die Gemeinde diesen Termin nicht werde halten können, "den Wetteinsatz überlege ich mir noch - aber es wird irgendwas Spannendes sein". ch
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