Palais Hirsch

Pianist Thomas Scheytt entfacht Jazzfieber in Schwetzingen

Thomas Scheytt brachte im Palais Hirsch Boogie-Woogie, Blues und eigene Stücke auf die Bühne. Wie diese Mischung beim Publikum ankam.

Von 
Marco Montalbano
Lesedauer: 
Bei Thomas Scheytts Musik hält es immer mehr Zuschauer nicht auf ihren Sitzen. © Marco Montalbano

Schwetzingen. Pianist Thomas Scheytt gilt als einer der besten zeitgenössischen Boogie- und Blues-Pianisten. So betitelte ihn das „Jazz Podium“, die älteste deutschsprachige Jazzzeitschrift, die seit fast 25 Jahren erscheint. Nun war Scheytt bereits zum dritten Mal in Folge in Schwetzingen zu Gast – und es dürfte nicht sein letzter Auftritt gewesen sein.

„Sie sind so gut bei Stimmung. Das macht richtig Spaß. Es lohnt sich immer, nach Schwetzingen zu kommen“, sagte er sichtlich erfreut über die Begeisterung des Publikums.

Thomas Scheytt spielt Blues- und Boogie-Woogie-Klassiker, aber auch Eigenkompositionen. © Marco Montalbano

Dass Schwetzingen längst als kleines Jazzmekka gilt, ist nicht zuletzt der Jazzinitiative zu verdanken. Der Verein organisiert seit vielen Jahren Veranstaltungen wie den beliebten „Kneipenjazz“. Am Sonntag präsentierte Scheytt im stimmungsvollen Palais Hirsch jedoch nicht nur Klassiker des Boogie-Woogie und Blues, sondern auch Eigenkompositionen, die er seit den 1990er-Jahren schreibt.

Darunter das Stück „Hell Valley Stomp“, benannt nach der Höllentalbahn, die von Freiburg nach Hinterzarten führt. Passend, denn – wie Scheytt erläuterte – wurzelt der Boogie-Woogie in den Rhythmen schwarzer Eisenbahnarbeiter in Texas, die den Klang der Dampfloks auf das Klavier übertrugen.

Thomas Scheytt mit Eigenkompositionen in Schwetzingen

Auch seine erste Eigenkomposition, der „Fifty Dollar Boogie“, erklang. Als Scheytt das Stück Anfang der 90er-Jahre erstmals öffentlich spielte, hatte es noch keinen Namen. Nach dem Konzert habe ihm ein Amerikaner einen 50-Dollar-Schein in die Hand gedrückt und gesagt: „Well done, man.“ Später widmete Scheytt seiner Freiburger Wohnstraße das schwungvolle Stück „Flowerstreet Express“.

Die Zuschauer genießen das Konzert und klatschen eifrig mit. Manche hält es gegen Enden nicht mehr auf den Stühlen. © Marco Montalbano

Mit vollem Körpereinsatz brachte er alle Titel zu Gehör: vibrierend, wippend, stampfend – stets mit dem Rhythmus seiner Füße auf der Bühne. Er erinnerte daran, dass der Boogie-Woogie 1938 so populär war, dass er in die Carnegie Hall Einzug hielt – eigentlich eine Bastion der Klassik. „An drei Pianos wurde damals gleichzeitig gespielt. Die Leute waren so enthusiastisch, dass man sie angeblich von den Kronleuchtern holen musste“, erzählte Scheytt schmunzelnd. Neben Eigenkompositionen erklangen auch Bluesklassiker wie „Suitcase Blues“ oder „Georgia on My Mind“.

Bei Thomas Scheytts Musik hält es immer mehr Zuschauer nicht auf ihren Sitzen. © Marco Montalbano

Schon vor der obligatorischen Zugabe gab es stehende Ovationen, begeisterte Zwischenrufe wie „Wahnsinn“ und spontane Tanzeinlagen im Saal. Das Publikum zeigte sich durchweg begeistert. „Wir kannten ihn noch nicht, aber er ist hervorragend und hat uns komplett überzeugt“, sagten Berthold und Cornelia Wiese aus Oftersheim. Auch Thomas Proft aus Schwetzingen war voll des Lobes: „Ich bin ja so eine richtige ‚Blueswurzel‘ und habe sogar schon B.B. King live gesehen. Scheytt strahlt ansteckende Lebensfreude aus und lebt seine Musik. Das ist einfach toll.“

Freier Autor Freier Journalist. Davor Pressereferent. Studium der Politikwissenschaft.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung

VG WORT Zählmarke