Nachruf - Trauer um Professor Josef Walch / Er hatte ein großes Herz für Kunst, Kultur und Kommunalpolitik – auch in seiner Heimatgemeinde Reilingen / Bis zuletzt Stadtrat

Professor Josef Walch hatte ein großes Herz für Kunst und Kultur

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Professor Josef Walch. © privat

Schwetzingen/Reilingen. Die Nachricht, dass der Künstler, Kunsterzieher, Kurator und Publizist Professor Josef Walch (Bild) im Alter von 75 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben ist, sorgte bei vielen Menschen für große Bestürzung – vor allem in Schwetzingen und Reilingen. Denn er war sein ganzes Leben lang bis kurz vor seinem Tod vielseitig enorm engagiert. „Langeweile ist für ihn ein Fremdwort“ – das hatten wir mehrfach zu seinen runden Geburtstagen in der Zeitung geschrieben. Seine großen Felder waren Kunst, Kultur und Politik – in allen hat er große Spuren hinterlassen.

Josef Walch wurde zwar in Rheinberg am Niederrhein geboren, wuchs aber ab 1950 in Reilingen auf. Sein Abitur machte er 1966 am Schwetzinger Hebel-Gymnasium. Dort prägte ihn der Kunstlehrer Heinrich Vogt, der ihn mit dem großen Künstler Bernhard K. Becker (1899 bis 1991) bekannt machte. Walch durfte schon während der Schulzeit in Beckers Atelier mitgestalten. Bis 1993 arbeitete Walch an Schulen (unter anderem am Hebel-Gymnasium) sowie als Lehrbeauftragter an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe.

Anschließend lehrte er zwei Jahrzehnte lang an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle Fachdidaktik und vermittelte kunstpädagogische Konzepte. Neben seinem ungebrochenen eigenen künstlerischen Wirken war der Oberstudienrat als Autor im Bereich Kunst, Design und Kulturgeschichte bis zuletzt sehr aktiv.

Leidenschaft für Hasen

„Viele malerische und bildgebende künstlerische Aktionen in unserer Gemeinde entstammen seiner Initiative, ebenso die beachtliche Sammlung seiner geliebten Hasen als Wahrzeichens unseres Gemeindewappens“, schreibt Reilingens Bürgermeister Stefan Weisbrod in seinem Nachruf. Zudem habe er als zweiter Vorsitzender des Vereins „Freunde Reilinger Geschichte“ großen Anteil am Aufbau des damals preisgekrönten Heimatmuseums und habe sich auch für die Partnerschaft mit dem französischen Jargeau engagiert.

Als Wahl-Schwetzinger lag ihm die Kunstszene in der Spargelstadt ganz besonders am Herzen. So war er 2007 der Motor für die Gründung der KünstlerInitiative Schwetzingen (KIS). „Josef Walch bereicherte die Geschicke von KIS mit seiner kunstdidaktischen Erfahrung, mit Vorträgen, mit kurzweiligen Anekdoten über Künstler und Kunstwerke, mit Kontakten in der Kunst- und Hochschulszene, auch mit im Interesse der Kunst streitbaren und konstruktiven Diskussionen – und mit seinen eigenen farbintensiven Werken aus handgeschöpftem Papier“, würdigt ihn sein langjähriger Mitstreiter Jessen Oestergaard.

Bis zum Schluss sei Walch beim Planen und Kreieren neuer Kunstprojekte aktiv gewesen. „Seine Leidenschaft für die Kunst war in unserer Region und über sie hinaus beispielhaft und einzigartig. Wir haben einen im besten Sinne engagierten Kunstschaffenden, Kunstförderer und Künstler verloren, den wir nie vergessen werden.“

Seine andere große Leidenschaft war die Kommunalpolitik. Schon in Reilingen saß „Seppl“ Walch von 1989 bis 1995 als Mitglied der SPD-Fraktion im Reilinger Gemeinderat und gehörte parallel fünf Jahre dem Kreistag an. „Als streitbarer Kommunalpolitiker, als Intellektueller und anerkannter Freidenker erwarb er sich große Achtung und besondere Wertschätzung in seiner Heimatgemeinde“, betont Weisbrod.

Fraktionssprecher bei den Grünen

Sein politisches Comeback feierte er dann nach seinem Umzug nach Schwetzingen beim Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen. 2019 wurde Josef Walch mit über 3600 Stimmen für die Grünen in den Schwetzinger Gemeinderat gewählt. Ab 2020 leitete er als Fraktionsvorsitzender stets präsent die Gemeinderatsarbeit der Grünen, gab ihr neue Impulse und vertrat beherzt ihre Interessen. „Mit ihm haben wir einen Mitstreiter und Freund verloren, der immer engagiert, enthusiastisch und mitreißend seine Überzeugungen und die Anliegen der Grünen verfocht – innerhalb der Partei und nach außen“, so schreiben Fraktion und Ortsverband.

Neben den grünen Kernthemen lagen dem Künstler und Pädagogen auch politisch besonders die Kultur, die Kulturschaffenden und die Jugend am Herzen. Für sie setzte er sich in der Gemeinderatsarbeit immer wieder ein – beispielsweise bei der Planung der Schwetzinger Höfe und bei der Schimper-Gemeinschaftsschule.

Durch seine zahlreichen Kontakte – er war ein ständig präsentes Gesicht im Stadtbild – hatte er ein feines Ohr für die Stimmen aller Menschen in Schwetzingen. Ihre Meinungen und Wünsche kannte er und wollte sie berücksichtigt sehen. Immer blieb er ein Streiter für die sozialen Belange in der Politik. „Der Tod von Josef Walch reißt eine große Lücke. Sein kreativer Geist wird den Grünen, wird Schwetzingen fehlen“, heißt es im Nachruf seiner Partei abschließend. 

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