Wiesloch. Es ist noch nicht einmal zwei Jahre her, als es in Wiesloch einen Vorfall gab, der bundesweit für Aufsehen sorgte und bei den Bürgern der Stadt noch heute ein Thema ist. Ein psychisch kranker Straftäter, der unter einer paranoiden Schizophrenie litt, hatte eine Frau mit einem Messer getötet. Zuvor war der Mann aus dem Psychiatrische Zentrum Nordbaden (PZN) in der Wieslocher Innenstadt geflohen. Christian Oberbauer, Chefarzt der Einrichtung, erinnert sich: „Nichts hat damals auf so eine Tat hingedeutet. Da ist das Maximum an Schlimmem passiert, was passieren kann.“
Die Debatte um die Sicherheit im Umgang mit psychisch kranken Straftätern war durch den Fall nicht nur in Wiesloch präsent wie nie zuvor. Gerade vor dem Hintergrund dieser Messerattacke ist das Sicherheitsbedürfnis von Bevölkerung und Mitarbeitern gestiegen.
Nun setzt das Psychiatrische Zentrum Nordbaden (PZN) mit einem hochmodernen Neubau im Maßregelvollzugsbereich ein deutliches Signal: Sicherheit und Therapie sind hier auf höchstem Niveau miteinander vereint – zum Schutz von Patienten, Personal und der Bevölkerung. „Gerade in der Anfangszeit der Behandlung steht die Sicherung potenziell gefährlicher Patienten an oberster Stelle“, betont Wieslochs Oberbürgermeister Dirk Elkemann, der um die Sorgen der Bürger seiner Stadt weiß.
Neubau Maßregelvollzug
- Im November 2024 zogen die ersten Patienten in den 40 Millionen Euro teuren Neubau ein, der 54 zusätzliche Maßregelvollzugsplätze bietet.
- Die Einrichtung entspricht den modernsten Anforderungen: Drei Stationen mit jeweils 18 Plätzen , unterteilt in überschaubare Wohngruppen , erlauben individuelle Betreuung und Kontrolle.
- Ziel der Behandlung in der neuen Klinikeinheit bleibt die Wiedereingliederung , doch der Fokus liegt zunächst auf streng überwachten Phasen.runde
Die Planung des Neubaus erfolgte in enger Abstimmung mit landes- und bundesweit führenden Sicherheitsexperten. Kernstück ist ein umfassendes baulich-technisches Sicherheitskonzept, das bauliche Maßnahmen wie hohe Sicherheitsmauern, Sicherheitsschleusen und separat schließbare Türen mit modernster elektronischer Überwachungstechnik kombiniert. „Wir sind hier in einem Hochsicherheitsbereich, da muss sich niemand Sorgen machen“, betont Oberbauer. Jede Station bietet zudem Zugang zu kontrollierten Außenbereichen, wie einem gesicherten Innenhof oder Balkonen, die Patienten Bewegung und frische Luft ermöglichen – ohne Abstriche beim Schutz.
Modernste Therapiebedingungen mit erweitertem Betreuungsspektrum
Neben der Sicherheit wurde auch auf eine zukunftsweisende therapeutische Umgebung geachtet. Die Stationsgrößen und die räumlichen Bedingungen orientieren sich an Empfehlungen der Fachverbände. Neue Angebote in Sport- und Arbeitstherapie fördern die Resozialisierung. Ein Gemeinschaftszentrum sowie kreative Freizeitangebote sollen soziale Kompetenzen stärken – alles im sicheren Rahmen, unter ständiger Aufsicht und mit klaren Sicherheitsvorgaben.
Die Verantwortlichen setzen zudem auf einen transparenten Umgang mit dem Thema. Oberbürgermeister Elkemann unterstreicht: „Es ist wichtig für Wiesloch, die Bevölkerung mitzunehmen und offen zu informieren.“ Das PZN und die Stadt pflegen eine partnerschaftliche Zusammenarbeit, bei der Sicherheit, Aufklärung und das Wohl der Allgemeinheit oberste Ziele sind.
Bedarf an sicheren Unterbringungsplätzen kontinuierlich gestiegen
Mit der Fertigstellung des Neubaus unterstreicht das PZN Wiesloch seine Vorreiterrolle bei der sicheren Behandlung psychisch kranker Straftäter. Sozial- und Gesundheitsminister Manfred Lucha hebt die Investition von 40 Millionen Euro als Signal für ganz Baden-Württemberg hervor. „Die klaren Strukturen, ausgefeilten Sicherheitskonzepte und die konsequente Orientierung an modernen Therapiekonzepten setzen neue Standards – und sollen, so das Ziel, der Bevölkerung und den Mitarbeitern dauerhaft das Gefühl geben: Die Sicherheit steht an erster Stelle“, sagt er.
Der Bedarf an sicheren Unterbringungsplätzen für psychisch erkrankte Straftäter ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Eine Entwicklung, die Oberauer auch mit Sorge betrachtet: „Immer mehr Fälle von psychisch erkrankten Straftätern, insbesondere mit paranoider Schizophrenie, werden bei uns aufgenommen“, erklärt Oberbauer. Was nicht zwangsläufig heißt, dass es auch mehr Fälle gibt. Die Gründe für mehr Einweisungen sind andere: „Die Zahl der ambulanten Behandlungsplätze sinkt zugleich – für viele Betroffene wird der Weg in den Maßregelvollzug unausweichlich“, sagt er und bemängelt den Rückgang bei den niedergelassenen Ärzten.
Umso wichtiger sei es, ausreichend Plätze zur Verfügung zu haben. Oberbauer: „Dafür ist der Neubau in Wiesloch ein wichtiges Signal.“
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