Es kommen weitere Flüchtlinge nach Schwetzingen

"Racketclub" wird zur Notunterkunft

Von 
Katja Bauroth
Lesedauer: 

Anfang November werden Flüchtlinge im Racketclub in der Scheffelstraße zeitweise untergebracht.

© Lenhardt

Es kommen weitere Flüchtlinge nach Schwetzingen. Wie das Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises auf Anfrage unserer Zeitung am Donnerstagabend bestätigte, wird eine Notunterkunft in den weitläufigen Räumlichkeiten des "Mavo Racketclub.de", Scheffelstraße 12, eingerichtet. Anfang November sollen 200 Menschen dort vor-übergehend einquartiert werden. Den Montag, 9. November, der als Einzugszeitpunkt kursiert, wollte das Landratsamt nicht bestätigen.

Im Gespräch mit Silke Hartmann vom Rhein-Neckar-Kreis wird deutlich, dass sich die Ereignisse überschlagen und wie seit Wochen ein schnelles Handeln dem Kreis und damit auch den Gemeinden abverlangt wird. Oberbürgermeister Dr. René Pöltl reagierte noch am Donnerstagabend auf die Nachricht - und das bei Weitem nicht mehr ganz so offenherzig und verständnisvoll bis bisher: "Wir kommen angesichts steigender Flüchtlingszahlen an unsere Grenzen", wird er in einer Pressemitteilung der Stadt zitiert.

"Helfer nicht unbegrenzt belastbar"

Es wird deutlich: Der OB, der seit Wochen dabei ist, in Gesprächen mit Land und Rhein-Neckar-Kreis die Unterbringung in Schwetzingen im Sinne der Stadt und seiner Bürger zu steuern, macht sich angesichts weiterer Zuweisungen Sorgen, ob eine Kleinstadt wie Schwetzingen mit 21 000 Einwohnern das auf Dauer leisten kann: "Ich verschließe die Augen nicht vor der Realität und den täglichen Flüchtlingsströmen, die Deutschland erreichen. Ich sehe auch die großen Herausforderungen, die dadurch für das Land und den Rhein-Neckar-Kreis entstehen. Da haben wir alle auf Jahre eine gewaltige Aufgabe zu schultern. Dennoch halte ich es für kaum mehr machbar, dass wir eine noch größere, zusätzliche Anzahl von Flüchtlingen in unserer Stadt aufnehmen", so der OB. Und: "Nach wie vor sind uns die Menschen, die in unserer Stadt als Asylbewerber oder Flüchtlinge untergebracht sind, sehr willkommen. Daran wird sich in Schwetzingen nichts ändern. Trotzdem kommen wir jetzt an unsere Grenzen, zumal wir auch unsere vielen engagierten Helfer nicht unbegrenzt weiter belasten können. Auch unsere Institutionen, wie Schulen und Kindergärten, sind stark belastet. Das hat leider nichts mehr mit einer Betreuung der Flüchtlinge zu tun, wie wir uns das vorstellen."

Pöltl appelliert an Land und Kreis, bei der Verteilung im Sinne der Menschen und des Gemeinwesens die Gesamtbelastung für seine Stadt und die Bürgerschaft zu erkennen. Gleichzeitig kündigt er an, schon Mitte November einen Flüchtlingsbeauftragten einstellen zu wollen. Er soll Ansprechpartner für die Bürgerschaft und Kümmerer in Sachen Flüchtlingsarbeit sein."

Mehr Menschen in den Tompkins?

Keine Frage: Das Land Baden-Württemberg und der Rhein-Neckar-Kreis sehen sich angesichts ungebremster Flüchtlingsströme vor der anhaltenden Herausforderung, die neu hinzukommenden Menschen unterzubringen. In Schwetzingen sind mittlerweile rund 500 Flüchtlinge in zwei Gemeinschaftsunterkünften des Rhein-Neckar-Kreises - Hotel "Atlanta" und die Containerunterkunft auf dem Areal der ehemaligen Kilbourne Kaserne - und weitere rund 1000 Flüchtlinge in einer Erstaufnahmeeinrichtung des Landes in den ehemaligen Tompkins Barracks untergebracht. Weitere könnten auch dort zeitnah kommen.

Unsere Zeitung fragte bei Matthias Vogel vom "Mavo Racketclub.de" nach, um Details zur Unterbringung beziehungsweise zum weiteren Spielbetrieb in seinem Club zu erfahren. Er verwies auf das Landratsamt, da er keine Auskunftsbefugnis habe, wie er erklärte. Das Landratsamt hat für Freitag eine Mitteilung angekündigt.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung