Rhein-Neckar. „Der Sommer ist nicht weg. Er ist nur woanders“, witzelt Dominik Jung. Der Diplom-Meteorologe und Chef des privaten Wetterdienstes Q-Met hat die Erklärung dafür, warum es in den vergangenen Wochen so wechselhaft, regnerisch und fast schon herbstlich war.
„Wobei Temperaturen um 20 Grad ja nicht wirklich herbstlich sind“, schränkt er ein. Grund für die stabil-instabile Wetterlage über Deutschland sind zwei Hochdruckgebiete in Nord- und Südeuropa, die Finnland und Schweden, aber auch Portugal, Spanien und Griechenland wochenlang hohe Temperaturen bescheren. Aber der Sommer kommt diese Woche auch in die Region zurück.
Finnland verzeichne aktuell die längste Hitzewelle seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, berichtet Wetterexperte Jung. Grade erst wurde die Spitzentemperatur von 34 Grad gemessen. Tageshöchstwerte von 30 Grad aufwärts seien in den vergangenen drei Wochen eher die Norm als die Ausnahme gewesen. Es sei sogar ein paar Grade heißer als zur gleichen Zeit in Mallorca gewesen. Südeuropa schwitzt gleichzeitig unter Temperaturen von um die 40 Grad.
Wetterumschwung macht für Rhein-Neckar Hoffnung auf schönere Tage
Dazwischen liegt der Jetstream. Das Starkwindband reicht in acht bis zwölf Kilometern Höhe ein Tief nach dem anderen nach Mitteleuropa durch – mit den entsprechenden Konsequenzen und zahlreichen Niederschlägen. Aber wo kommen die Wassermassen her, die sich beispielsweise am vergangenen Freitag über Mannheim abgeregnet haben?
Minutenlang sah es so aus, als ob der Himmel das Nass aus Wassereimern abgekippt habe – mit den entsprechenden Konsequenzen und mehreren Stunden Arbeit für viele Feuerwehrleute. „Das Wasser kommt aus dem Mittelmeer“, verrät Dominik Jung. Das sei vier bis fünf Grad heißer als normalerweise um diese Jahreszeit, teilweise bis zu 31 Grad. Der Rest ist dann eine einfache physikalische Gleichung. Je heißer die Temperaturen, desto mehr Wasser verdunstet aus dem Mittelmeer. Und die sogenannte Feuchtigkeitsschleppe der Tiefdruckgebiete über Mitteleuropa reiche eben bis in die Mittelmeer-Region. Das Wasser werde dort aufgenommen und regne sich dann auch über Mannheim und Ladenburg ab.
Gleichwohl zeichnet sich jetzt endlich der Wetterumschwung ab. An diesem Dienstag werde es nochmal 22 Grad, dann klettert das Thermometer sehr schnell nach oben. „Wir schalten binnen 24 Stunden um von Herbst auf Sommer“. Am Donnerstag werden es schon 26 Grad sein und am Wochenende dann endlich 29 bis 30 Grad. Ein paar Gewitter seien aber auch immer wieder dabei, wenn auch sehr begrenzt. „Es scheint ein stabiles Hoch zu werden, zumindest für sieben bis zehn Tage“, prognostiziert Jung.
Stabile Wetterlage blockiert den Austausch der Luftmassen
Generell sei zu beobachten, dass sich Hoch- und Tiefdruckgebiete seit vier oder fünf Jahren teilweise nur noch sehr langsam über den Globus schieben. „Das beobachten wir seit etwa fünf bis sechs Jahren“, erläutert der Q-Met-Chefmeteorologe. Entweder gibt es kaum noch Luftströmungen oder stabile Hochs und Tiefs blockieren. Und wenn sich dann Tiefdruckgebiete irgendwo festsetzen, regnen sie die ganze Feuchtigkeit an einer Stelle ab. Das führt dann zu solchen Starkregenereignissen inklusive Überschwemmungen. Dramatischstes Beispiel war die Ahr-Flut, bei der das Tiefdruckgebiet 36 Stunden stabil über dem Tal stand.
Die Landwirte freut die Rückkehr des Sommers ebenfalls enorm. Wo noch Getreide auf den Feldern steht, beginnt das Korn auf den Halmen schon zu keimen, wie der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband (BLHV) berichtet. Hohe Luftfeuchtigkeit und relative Wärme begünstigten Pilzkrankheiten.
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