Stadtbücherei - Im Gespräch mit Jörg Martin Willnauer, der als Kabarettist in seine alte Heimat kommt

René Pöltl war ein recht guter Klavierschüler

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Der neunjährige Jörg Martin beim Schachspielen (links). Der Sohn eines evangelischen Pfarrers wuchs im Pfaffengrund auf. Heute lebt der Kabarettist Willnauer in Graz in Österreich. Bald gastiert er in der Schwetzinger Stadtbücherei.

© Willnauer

Wenn am Samstag, 21. April, um 20 Uhr der Grazer Jörg Martin Willnauer mit seinem neuen Programm "Carmina Banana" in die Schwetzinger Stadtbücherei kommt, dann ist es für den Wahl-Grazer eine Art Heimkehr. Denn aufgewachsen ist er im Heidelberger Pfaffengrund und er erinnert sich noch gut daran, wie er mit der Mutter mit der Straßenbahn nach Schwetzingen zum Einkaufen gefahren ist - "mit der großen Wende auf dem Schlossplatz". Und er war Klavierlehrer unseres Oberbürgermeisters Dr. René Pöltl. Krumme Lieder, schwarzhumorige Chansons zwischen Konstantin Wecker und Georg Kreissler, teilweise grotesk, oft nicht mal hintergründig böse, manchmal von wehmütiger Melancholie. Musikalische Glanzleistungen verbindet er mit Kabarett vom Feinsten. Willnauer zeigt sich als Meister der Parodie.

Sie haben ja durchaus Berührungspunkte zu Schwetzingen?

Jörg Martin Willnauer: Ja, mein Vater war Pfarrer im Pfaffengrund. Wir hatten kein Auto, also bin ich mit meine Mutter oft mit der 11-er Straßenbahn zum Aldi nach Schwetzingen gefahren. Dort wurde die Grundversorgung für die achtköpfige Familie eingekauft und entsprechend schwer beladen haben wir den Rückweg angetreten. In meiner Studienzeit an der Musikhochschule Heidelberg habe ich meinen Unterhalt als Barpianist verdient, einige Male auch in einem Schwetzinger Hotel gespielt und dort den wohl besten Spargel meines Lebens serviert bekommen.

Wie kam es, dass Sie René Pöltl das Klavierspielen beigebracht haben?

Willnauer: Als Musikstudent habe ich viel und gern unterrichtet und erinnere mich nicht an alle Kinder. Aber René Pöltl ist mir sehr gut in Erinnerung!

War er ein schwieriger Schüler?

Willnauer: Der heutige Schwetzinger OB war damals neun Jahre alt und wusste wohl noch nicht, wohin ihn sein Lebensweg führen sollte. Er war alles andere als ein schwieriger Fall: motiviert, sehr interessiert an der Musik und voll bei der Sache.

Ihr Programm klingt vom Titel her recht banal, soll aber Tiefgang haben?

Willnauer: Naja, Tiefgang"ist relativ. Heute ist ja schon jeder intellektuell, der ein Mal pro Woche denkt! Wie jeder anständige Kabarettist habe ich die Kabarettistenuniversität absolviert: Als Hilfsorganist, Akkordarbeiter, Briefsortierer, Gärtnereigehilfe, Gastprofessor, Rotkreuzfahrer, Radiomoderator, Regisseur, Schauspieler für Film und Fernsehen, Funk und Bühne durfte ich so manche Merkwürdigkeit erleben. Das ist alles drin in "Carmina Banana", einem musikalischen Programm mit außermusikalischen Überraschungen. Unter anderem spiele ich auf der Bühne mit mir selbst Tischtennis. "Carmina Banana - Krumme Lieder", das ist auch der Titel meiner CD, die in der Liederbestenliste unter den Top Ten zu finden war.

Unterscheidet sich der deutsche vom österreichischen Humor?

Willnauer: Humor ist Glückssache und manche Menschen haben leider überhaupt kein Glück. Diese Unglücklichen sind wohl ziemlich gleichmäßig über den Erdball verteilt. Aber einen Unterschied gibt es natürlich: Die Ösis verstehen die "Piefke" (österreichischer Kosename für die Deutschen) weit besser als umgekehrt.

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