Edingen-Neckarhausen. Der Rhein-Neckar-Kreis bekommt einen neuen Landrat – oder zum ersten Mal in seiner Geschichte eine Landrätin. Die Amtszeit von Stefan Dallinger geht am 30. April 2026 zu Ende. Rund zwölf Wochen vorher entscheidet der Kreistag über seine Nachfolge. Bei seiner Sitzung in Edingen-Neckarhausen hat das Gremium am Dienstag den Termin festgelegt: Am Dienstag, 3. Februar 2026, wird in einer Sondersitzung im Kulturzentrum Palatin in Wiesloch gewählt.
Am Mittwochabend warf der Oberbürgermeister von Weinheim, Manuel Just, offiziell seinen Hut in den Ring. In der Sitzung des Gemeinderats verkündete er offiziell seine Kandidatur. Er strebe nach über 20 Jahren in der Kommunalverwaltung eine „letzte berufliche Veränderung“ an. Just war Stadtkämmerer in Rauenberg, zwölf Jahre Bürgermeister in Hirschberg und zuletzt mehr als sechs Jahre Oberbürgermeister von Weinheim, der größten Stadt im Rhein-Neckar-Kreis. Am Amt des Landrats gefällt Just die „bedeutende Scharnierfunktion zwischen kommunaler Familie und der großen Politik“.
Unterstützt wird Just nach eigener Aussage nicht nur von seiner eigenen CDU-Fraktion, sondern auch von den Freien Wählern und der FDP. Er habe sich in den vergangenen Tagen den Fraktionen selbst vorgestellt. In einer persönlichen Erklärung zitiert Just sowohl den Fraktionschef der Freien Wähler, John Ehret, als auch die Fraktionsvorsitzende der FDP, Claudia Felden. „Wir sind fest von seinem professionellen Auftreten und seiner bisherigen Lebens- und Berufserfahrung überzeugt, sodass er für uns ein geeigneter Nachfolger des jetzigen Landrats Stefan Dallinger ist“, sagt demnach John Ehret. Just begegne den Menschen stets auf Augenhöhe, lobt CDU-Fraktionsschef Frank Werner. Und Claudia Felden attestiert, dass Manuel Just „durch seine finanzwirtschaftlichen Kenntnisse der richtige Mann zur richtigen Zeit ist“.
Damit dürfte der Wahl Justs kaum noch etwas im Wege stehen. Die CDU (30 Sitze) verfügt gemeinsam mit den Freien Wählern (18) und der FDP (7) über eine Mehrheit von zwei Stimmen im Kreistag – vorausgesetzt, alle Fraktionsmitglieder halten sich an die Empfehlung ihrer jeweiligen Führungen.
Alle Fraktionen sind im Wahlausschuss vertreten
Die Regularien dazu wurden in wenigen Minuten abgehakt, ohne Aussprache und ohne Diskussion. Viele Details der Wahl schreibt ohnehin das Gesetz vor. So muss ein eigens dafür gebildeter beschließender Ausschuss die Wahl vorbereiten. Die Landkreisordnung legt dazu eine Mindestzahl von sieben Mitgliedern fest. Damit alle Fraktionen des Kreistages vertreten sind, wurde die Zahl der Mitglieder auf 18 erhöht. So stellt die CDU fünf Mitglieder, Freie Wähler, SPD und Bündnis 90/Die Grünen jeweils drei, die AfD zwei Mitglieder, FDP und die Linke entsenden je einen Kreisrat.
Der Ausschuss tritt am 23. September in Heidelberg zu seiner ersten Sitzung zusammen. Dazu lädt das an Jahren älteste Mitglied ein, weil weder der Landrat noch sein Stellvertreter Mitglied des Gremiums ist. Welcher der in das Gremium gewählten Kreisräte das älteste ist, wollte die Pressestelle des Kreises unter Hinweis auf den Datenschutz auf Anfrage nicht sagen. Nach Informationen dieser Redaktion dürfte es Adolf Härdle (74) aus Hockenheim von den Grünen sein. Ob er auch den Vorsitz übernimmt, entscheidet der Ausschuss..
Landräte seit 1973
- Der erste Landrat des Rhein-Neckar-Kreises ist am 13. Juli 1973 gewählt worden: Albert Neckenauer (CDU) erhielt 52,5 Prozent der abgegebenen Stimmen, sein Konkurrent Georg Steinbrenner (Landrat des nun aufgelösten Landkreises Heidelberg) kam auf 46,6 Prozent.
- 1981 war Amtsinhaber Neckenauer (CDU) der alleinige Bewerber um das Amt des Landrats. Er bekam 87,5 Prozent der Stimmen der Kreisräte.
- 1986 (18. März) erhielt Jürgen Schütz (CDU) im dritten Wahlgang 50 Prozent der Stimmen. Er hatte drei Mitbewerber, von denen Manfred Sutter (ohne Parteiunterstützung) auf den letzten Wahlgang verzichtete. Auf Gerhard Häberlein (parteilos) entfielen 41,5 Prozent, auf Klaus Zimmermann (Grüne) 8,6 Prozent.
- Schütz kandidierte 1994 und 2002 erneut und erfolgreich um weitere Amtszeiten. 1994 bekam Konkurrent Reinhard Bütikofer (Grüne) 12,5 Prozent der Stimmen, bei der letzten Wiederwahl hatte Schütz keinen Gegenkandidaten.
- Am 9. Februar 2010 bekam Stefan Dallinger (CDU) im ersten Wahlgang 51,4 Prozent der Stimmen; Alexander Eger (FDP) 7,8 Prozent und Rolf Geinert (SPD) 36,9 Prozent.
- Am 134. März 2018 wird Dallinger im Amt bestätigt. Von 98 anwesenden Kreisräten gaben 80 dem 55-Jährigen in geheimer Wahl ihre Stimme. 17 Stimmen bekam der Herausforderer und Kreisrat Wilfried Weisbrod (Bündnis 90/Grüne). hje/miro
Obwohl Just auch innerhalb des Kreistags als Favorit gehandelt wird, wäre seine Wahl keineswegs sicher. Neben den Stimmen der CDU (30 Sitze) und der Freien Wähler (18 Sitze) bräuchte er mindestens fünf weitere Unterstützer. Die könnte er bei der FDP finden, die über sieben Sitze verfügt. Auf eine Unterstützung der inzwischen rechtskräftig als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuften AfD dürfte er sich nicht verlassen wollen.
SPD-Kandidat gilt als sicher, Freie Wähler halten sich noch bedeckt
Bleibt die Frage, ob die Freien Wähler einen eigenen Bewerber ins Rennen schicken oder einen der anderen Fraktionen unterstützen. Mehrere Kandidaten haben sich dort nach Informationen dieser Redaktion jedenfalls bereits vorgestellt. Man werde sich in Kürze offiziell dazu äußern, heißt es aus Kreisen der Fraktion.
Als sicher gilt, dass die SPD einen eigenen Kandidaten unterstützt, vielleicht auch eine Kandidatin. Die wäre im Falle ihrer Wahl die erste Frau an der Spitze des Kreises. Allerdings dürften die Chancen eines SPD-Bewerbers angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Kreistag ausgesprochen gering sein. Gleiches gilt für die Grünen.
Als Dallinger 2010 das erste Mal kandidierte, holte er trotz zweier Gegenkandidaten mit den Stimmen der CDU und der Freien Wähler schon im ersten Wahlgang die erforderliche Mehrheit, wenn auch knapp. Damals war Dallinger 47 Jahre alt – so alt wäre Just 2026 ebenfalls.
Bei der Kandidatenauswahl mischt auch das Land mit
Um das Amt des Landrats kann sich jeder Deutsche bewerben, der mindestens 30 Jahre ist. Aus den Bewerberinnen und Bewerbern trifft der am Mittwoch gewählte Ausschuss zusammen mit dem Innenministerium (weil der Landrat auch Leiter der staatlichen Verwaltung im Landratsamt ist) eine Vorauswahl. Die dann verbleibenden Bewerber stellen sich im Kreistag der geheimen Wahl.
Der künftige Landrat (oder die Landrätin) tritt kein leichtes Erbe an, wie auch die Sitzung am Dienstag gezeigt hat. „Nach zwei Jahren kommunalfinanzwirtschaftlicher Finsternis in Folge würden wir gerne an einen Sonnenaufgang glauben“, stellte der Leiter des Rechnungsprüfungsamtes, Andreas Hornauer, bei der Vorlage der Jahresabschlüsse für 2024 fest und fügte hinzu: „Die Prognosen lassen nur wenig Hoffnung zu.“ Ein zusätzlicher Fehlbetrag von 7,7 Millionen Euro wurde auf das laufende Jahr übertragen. Knapp 1,4 Millionen Euro Zinsen musste der Kreis alleine dafür zahlen, dass er liquide blieb. Sprecher aller Fraktionen forderten deshalb einmal mehr die Einhaltung des Konnexitätsprinzips: Wenn Bund und Länder Aufgabe an die Kommunen delegieren, sollen sie dafür auch bezahlen.
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