Schwetzingen. Die S-Bahn-Linie 9 hält endlich auch im Hirschacker. Pünktlich zum Fahrplanwechsel am Sonntag wurde der neue Haltepunkt in Schwetzingens nördlichem Stadtteil feierlich in Betrieb genommen. Die Bauzeit für die Infrastrukturmaßnahme der zweiten Ausbaustufe der S-Bahn Rhein-Neckar dauerte rund 20 Monate.
Die Ehrengäste trafen zu dem Freudenfest mit dem Zug ein. Als auf der kurzen Fahrt die Durchsage „nächste Station Schwetzingen-Hirschacker“ zu hören war, gab es großen Jubel. Die S 9 aus Richtung Mannheim Hauptbahnhof kam um 13.46 Uhr an, der Regelzug aus Richtung Graben-Neudorf war um 13.39 Uhr da. Rund 300 Bürger waren zum neuen Haltepunkt geströmt, nach der Modernisierung des Bahnhofs nunmehr die zweite S-Bahn-Station für Schwetzingen.
Zahlen und Fakten
- Die Kosten für Planung und Bau des Haltepunktes Hirschacker belaufen sich auf rund 6,5 Millionen Euro. Das Land Baden-Württemberg trägt rund 0,9 Millionen Euro, der Rhein-Neckar-Kreis 1,4 Millionen Euro und die Stadt Schwetzingen ebenfalls 1,4 Millionen Euro (ohne die Kosten für den Aufzug).
- Die Strecke Mannheim nach Karlsruhe vervollständigt seit Dezember 2020 als eigenständige S-Bahn-Linie 9 die Verbindung aus dem Rhein-Neckar-Raum in Richtung Süden.
- Die Baukosten für den gesamten Streckenabschnitt betragen insgesamt rund 61 Millionen Euro. Der Bund beteiligt sich mit rund 34 Millionen Euro. Der Rhein-Neckar-Kreis, der Landkreis Karlsruhe sowie die beteiligten Gemeinden übernehmen gemeinsam rund 15 Millionen Euro zuzüglich Planungskosten von voraussichtlich 20 Millionen Euro.
- Beim bestehenden Bahnhof Mannheim-Neckarau ist der Ausbau noch in Planung, die Bedienung mittels zweier Bahnsteigprovisorien jedoch sichergestellt. Beim neuen Haltepunkt Schwetzingen-Nordstadt ist die Planung dagegen abgeschlossen. Die Inbetriebnahme ist für Dezember 2025 vorgesehen.
Thorsten Krenz, Konzernbevollmächtigter für Baden-Württemberg der Deutschen Bahn AG, begrüßte zu dem Festakt am Bahnsteig die baden-württembergische Staatssekretärin Elke Zimmer vom Verkehrsministerium Baden-Württemberg, Umweltstaatssekretär Dr. Andre Baumann, Landrat Stefan Dallinger, den Bürgermeister der Stadt Mannheim, Christian Specht, als Vorsitzender des Zweckverbandes Verkehrsverbund Rhein-Neckar, aus der Spargelstadt Oberbürgermeister Dr. René Pöltl und Bürgermeister Matthias Steffan sowie die Amtskollegen Dr. Ralf Göck aus Brühl und Pascal Seidel aus Oftersheim.
S-Bahn-Haltestelle in Schwetzingen-Hirschacker: Aufzug soll im Frühjahr kommen
Die S 9 mit der Verbindung von Mannheim nach Karlsruhe und das Projekt S-Bahn Rhein-Neckar zeigten vorbildlich, „wie man Stadt und Region für den Nahverkehr erschließt“, sagte Krenz, der in Brühl aufgewachsen und in Mannheim zur Schule gegangen ist. Damals sei er noch mit dem Bahnbus lange unterwegs gewesen, heute würde er mit der S-Bahn in sechs Minuten in Mannheim-Neckarau sein. Krenz nannte einige Projektmeilensteine. Für die zweite Ausbaustufe wurden beziehungsweise werden auf dem Streckenabschnitt von Mannheim bis Karlsruhe insgesamt 13 Stationen ausgebaut oder neu errichtet. Im Hirschacker entstanden zwei Bahnsteige mit einer Länge von 210 Metern sowie einer Höhe von 76 Zentimetern über Schienenoberkante, die einen niveaufreien Einstieg in die Fahrzeuge garantieren. Der Neubau umfasst barrierefreie Bahnsteigzugänge, eine Unterführung sowie die Ausstattung mit taktilem Leitsystem für blinde und sehbehinderte Fahrgäste. Beide Bahnsteige sind mit Sitzgelegenheiten, Beleuchtungs- und Beschallungsanlagen, Wetterschutz und Windschutz, Wegeleitsystem, Infovitrinen, Abfallbehältern sowie dynamischen Schriftanzeigen mit Lautsprechern ausgerüstet. Seitens der Stadt wurden im Bereich des Zugangs eine kleine Bike & Ride-Anlage und Fahrradabstellplätze realisiert. Der Aufzug an Bahnsteig zwei, der separat von Schwetzingen finanziert wird, fehlt allerdings noch. Lieferung und Montage der Aufzugsanlage erfolgen erst im kommenden Frühjahr.
S-Bahn-Haltestelle in Schwetzingen-Hirschacker: Barrierefreiheit ist hier wichtig
Die Baumaßnahme „unter rollendem Rad“ sei mit viel Lärm verbunden gewesen, vor allem oft in den Nachtstunden, dankte Krenz den Anwohnern für ihre Geduld und das Verständnis. Das Planfeststellungsverfahren habe allein fünf Jahre in Anspruch genommen, vor allem aufgrund der Klärung artenschutzrechtlicher Belange wie zum Beispiel für die im Dossenwald heimische Art der Bechsteinfledermaus. Er dankte Bund, Land, Kreis und Stadt Schwetzingen, der Projektleitung um Kevin Brümmel und dem Bauunternehmen Falkenhahn für die geleistete Arbeit. Ein weiterer neuer Haltepunkt werde in der Nordstadt folgen. Das Planungsrecht dafür liege bereits vor, forderte der Bahnvertreter die Bürger auf, den neuen S-Bahn-Haltepunkt auch rege zu nutzen.
Staatssekretärin Elke Zimmer freute sich über die Fertigstellung der Station. „Das haben wir für Sie gemacht“, rief sie den Gästen zu. Barrierefreiheit sei wichtig, nicht nur für mobilitätseingeschränkte Menschen, sondern auch für Familien mit Kinderwagen und für Radfahrer.
Der neue Haltepunkt bringe die Bahn näher zu den Menschen, attraktive Zugverbindungen könnten die Straßen entlasten. Mit dem Fahrplanwechsel kämen dichtere Takte und mehr Zugpersonal in den Abendstunden hinzu, lobte sie das nachhaltige Mobilitätsangebot. Mit der neuen Station kämen die Fahrgäste gerade in kürzester Zeit zu wunderbaren Weihnachtsmärkten in der Region, wünschte Zimmer allzeit gute und pünktliche Fahrt.
Der Bau des neuen Haltepunktes auf dem Streckenabschnitt von Mannheim bis Karlsruhe sei ein weiterer wichtiger Schritt in dem für die Region bedeutenden Projekt S-Bahn Rhein-Neckar, erklärte Landrat Stefan Dallinger. Er erinnerte an die ersten Planungen vor über 20 Jahren, damals war Dallinger noch Bürgermeister von Schwetzingen gewesen. „Es ist ein gutes Werk geworden“, dankte der Landrat für das erfolgreiche Miteinander. Ein Dank ging auch an das Land, das einen Teil der um 25 Prozent gestiegenen Planungskosten übernommen habe. Der Verkehrsverbund Rhein-Neckar habe sich nie mit halbgaren Lösungen zufriedengegeben, dafür bekomme das Stadtquartier Hirschacker nun als Vorweihnachtsgeschenk eine wichtige Bahnverbindung.
S-Bahn-Haltestelle in Schwetzingen-Hirschacker: Schneller in die weite Welt
„Billige Tickets helfen nur bedingt, wenn das Angebot nicht stimmt“, meinte der Zweckverbandsvorsitzende Christian Specht und lobte die Weitsicht der Planer: „Gemeinden, die eine direkte Verbindung in die großen Städte der Metropolregion haben, prosperieren ebenfalls.“ Specht dankte Volkhard Malik, der seit zehn Jahren Geschäftsführer des Verkehrsverbunds war und nun in den Ruhestand geht. Für ihn war der neue S-Bahn-Haltepunkt im Hirschacker das letzte Projekt, das er begleitete. „Fahren Sie mit der S-Bahn“, wünschte sich Specht ungebrochene Akzeptanz für das zukunftsfähige Transportmittel.
Oberbürgermeister Dr. René Pöltl weiß nicht mehr, wie oft er in seiner 16-jährigen Schwetzinger Dienstzeit im Hirschacker gefragt worden ist, wann denn der neue Haltepunkt endlich Realität wird. „Heute ist ein Freudentag für diesen Stadtteil. Wir haben es geschafft, ich bin mit der S-Bahn gekommen“, jubelte der Rathauschef den Mitbürgern zu. Der Anschluss an den ÖPNV bedeute nicht nur eine barrierefreie und direkte Anbindung in die Innenstadt, sondern auch die Fahrt nach Karlsruhe und Mannheim sowie an das überregionale Fernbahnnetz. Also quasi vom Hirschacker in die ganze Welt, „mit nur zweimal umsteigen in kürzester Zeit nach New York“. Das gab natürlich Applaus.
Der Hirschacker liege jetzt im Herzen der Region, „mit der neuen Station wird auch die Geschichte des Stadtteils neu geschrieben“, lud Pöltl dann alle Gäste zum fröhlichen Feiern ein. Die Siedlergemeinschaft hatte an der Rheintal-Gaststätte dampfenden Glühwein und heiße Wurst im Angebot Die Stadtkapelle sorgte im Zelt für musikalische Unterhaltung.
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