Es hat offensichtlich eines Frühlingskonzertes bedurft, um diese Jahreszeit einzuläuten. Hatte man es im Vorfeld noch für verfrüht gehalten und der Sopranistin Angelika Reinhard einen „guten Draht gen Himmel“ bescheinigen wollen, so musste man es an diesem Abend im Lutherhaus zurücknehmen. Vor der Tür laue Lüftchen und innen mit der Überschrift „Der Frühling naht mit Brausen“ 21 Titel, die zur Frühlingsstimmung und deren Romantik gehören.
Eingeladen zum Konzert hatte die Evangelische Kantorei die Sopranistin Angelika Reinhard mit ihrem Pianisten Fred Rensch. Pure Romantik offenbarte sich umgehend in den fünf Kompositionen von Felix Mendelssohn Bartholdy. Nicht nur die Texte der Dichter Joseph von Eichendorff, Heinrich Heine, Carl Klingemann und Nikolaus Lenau, spiegelten die Gedanken und Emotionen der Poeten wider, die Vertonungen Felix Mendelssohn Bartholdys taten ein Übriges. In ihre Interpretationen legte Angelika Reinhard stimmlich genau das Sanfte, das die Texte leuchten ließ. In barocke Noten hatten Antonio Lotti und Giulio Cacci zwei italienische Arien gesetzt. Im Banne des Frühlings hatten sie zarte Worte in Töne umgesetzt, aus denen Reinhards Interpretationen reinste Liebeserklärungen machte. Jeder Dichter und jeder Komponist empfindet anders und bringt dies auf seine Weise zum Ausdruck.
Sehnsucht nach Liebe
Weniger frühlingshaft und eher von aufkeimender Liebe, intensiv entflammter, aber auch von einer verlorenen Liebe ging es in den Texten, die zu den „Canciones Clásicas Españolas“ von Fernando Obradors gehören. Mit stimmlich feinen Ansätzen und zu müheloser Höhe übergehend, brachte Reinhard sowohl das spanische Temperament als auch die Schwermut enthaltenden Passagen wunderschön zum Klingen. Ein wenig abwegig erschien die Arie „Già il sole dal Gange“ (in der Übersetzung: „Schön scheint die Sonne über dem Ganges“). Der Seeweg wurde nicht allzu lange vorher entdeckt und hatte Alessandro Scarlatti offensichtlich inspiriert. Mit den drei spanischen Zarzuelas hielten die Liebe, Düfte des Frühlings und die Sehnsucht nach Liebe wieder Einzug in das Konzert. In vollem Umfang zog die Romantik mit vier Gedichten in Vertonungen von Mendelssohn Bartholdy wieder ein. Ob in deutscher, italienischer oder spanischer Sprache: Angelika Reinhards mühelose Höhe, ihre diffizilen Interpretationen, gaben jedem Liedbeitrag sein eigenes Flair. Die kongeniale Begleitung von Fred Rensch soll dabei aber nicht unterschlagen werden. Angesichts der Begeisterung im Publikum erübrigt sich eigentlich anzumerken, dass Reinhard und ihr Begleiter nicht ohne Zugaben von der Bühne durften.
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