Schwetzingen. Ein paar Minuten nach 20 Uhr: In der Wollfabrik herrschte eine entspannte Atmosphäre. Auf dem Programm stand die Band „De Corazón“, die Santana-Cover-Band – und was die siebenköpfige Formation mit dieser entspannten Atmosphäre machte, war ziemlich aufsehenerregend. Es war eine Art Katapultstart. Sofort von null auf 100, die Luft schien zu knistern und die Begeisterung war beinah mit Händen zu greifen. Die Band verstand es wirklich den Latin-Rock Sound dieses amerikanischen Gitarristen mit mexikanischen Wurzeln aufzunehmen und zum Glühen zu bringen. Das Konzert, so viel vorab, machte glücklich.
Musik, so soll es Carlos Santana einmal gesagt haben, sei weit mehr als Show und Unterhaltung, sie sei Ausdruck von Ewigkeit und berühre im Menschen auch etwas über der Bewusstseinsebene. Vielleicht hat Musik deswegen die Kraft, Glück wie ein Hochleistungs-Rasensprenger zu versprühen. Denn genau das ist hier in der Wollfabrik mit „De Corazón“ passiert. Die Herzen haben begonnen zu brennen.
Als Erstes nahm Schlagzeuger Harald Simon Platz auf der Bühne und gab den Rhythmus vor. Es folgten Eddie Gimler (Gitarre), die beiden Perkussionisten Thomas Hammer und Leo Ortega, Neophytos Stephanou (Bass), Sängerin Laura Maas sowie Martin Preiser am Keyboard und sie schlugen mit dem legendären „Jingo“ auch gleich mit dem musikalischen Vorschlaghammer zu. Dem Rhythmus konnte sich wahrhaft niemand entziehen und die Begeisterung brach sich Bahn. Wobei schwer zu entscheiden war, wo das Feuer der Begeisterung stärker brannte. So sehr die Fans hier nach der Musik lechzten, so sehr waren die Musiker heiß auf das Spiel. Immerhin mussten sie auf diesen Auftritt zwei Jahre warten. Besucher und Musiker wirkten gleichermaßen entfesselt und feuerten gemeinsam dieses Latin-Rock-Brillantfeuerwerk. Dabei war die Wollfabrik nach Zahl der Besucher nicht ausverkauft – was angesichts des Jubel-Pegels aber überhaupt nicht auffiel. Viel mehr Jubel geht jedenfalls nicht.
Die Truppe suchte sich aber auch die wohl schönsten Songs aus 50 Jahren Santana aus. Von „Maria, Maria“, „Game of Love“ und „Make somebody happy“ über „Iron Lion“ und „She’s not there“ bis zu „Smooth“ und „Europa“. Letzteres, auch für den Autor dieser Zeilen, die wohl schönste Hymne aus neuerer Zeit an diesen Kontinenten. Die Musik, gerade die legendären Gitarren-Soli, luden zum Fliegen ein: Augen zu und einfach abheben. Es war eine herrliche und im besten Sinne des Wortes wohltuende Nacht in der Wollfabrik. Nicht wenig in diesen doch eher unruhigen Zeiten. Ganz im Gegenteil sogar.
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